Joe Kaeser hat Berichte, er habe Luisa Neubauer von der Klimaschutzbewegung Fridays for Future einen Aufsichtsratsposten angeboten, zurückgewiesen. Er habe einen anderen Posten im Sinn gehabt - um die Klimaaktivistin einzubinden.

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Siemens-Chef Joe Kaeser setzt sich gegen Kritiker zur Wehr, die dem Konzernboss eine versuchte Instrumentalisierung von Klimaaktivistin Luisa Neubauer für Image-Zwecke vorwerfen.

"Ich habe ihr einen Sitz in einem Aufsichtsgremium für Umweltfragen angeboten. Daraus wurde dann in der Öffentlichkeit ein Aufsichtsratsmandat – das hatte ich nie vor und wäre der Unabhängigkeit nicht gerecht geworden", sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS).

Kaeser hatte der Fridays-for-Future-Aktivistin vor zwei Wochen einen Sitz in einem Aufsichtsgremium des künftigen Unternehmens Siemens Energy angeboten - was Neubauer ablehnte, weil sie Siemens dann nicht mehr unabhängig kommentieren könne.

Kaeser über Angebot an Neubauer: "War kein PR-Gag"

"Der Protest auf der Straße allein ist keine Lösung. Deswegen habe ich versucht, Luisa Neubauer einzubinden, das war überhaupt kein PR-Gag", sagte Kaeser nun. Ihn treibe die Frage um, wie es gelingen könne, die Konflikte zwischen Jung und Alt zu entschärfen.

Hintergrund ist ein geplantes Bergbau-Projekt des indischen Industriekonzerns Adani. Umwelt- und Klimaschützer - darunter die Fridays-for-Future-Bewegung - protestieren vehement gegen eine Siemens-Zulieferung für das riesige Kohlebergwerk, das in Australien entstehen soll. Kaeser hatte mit Neubauer über das Projekt gesprochen, sie fordert einen Ausstieg des Münchner Unternehmens.

Siemens-Chef: "Ich habe sofort gespürt: Wir haben ein Problem"

Kaeser sagte der Zeitung, schon vor längerem habe sich abgezeichnet, dass das Projekt seinem Konzern Schwierigkeiten bereiten dürfte. "Am 10. Dezember haben wir den Vertrag in Australien unterzeichnet, tags drauf wurde das vor Ort durch Adani bekannt gegeben, und direkt danach ging es los mit den Protestmails an mich. Hunderte, Tausende. Ich habe sofort gespürt: Wir haben ein Problem."

Dabei habe der Auftrag vergleichsweise geringe wirtschaftliche Bedeutung für Siemens. "Das Projekt hat ein Auftragsvolumen von 18 Millionen, Siemens macht etwa 50 Millionen Geschäft pro Stunde, das sind die Größenverhältnisse", sagte Kaeser.

Den Auftrag nachträglich zu kündigen sei unmöglich gewesen: "Wir haben einen rechtsgültigen Vertrag, der bei einseitiger und willkürlicher Kündigung ohne wichtigen Grund eine unbeschränkte Haftung vorsieht. Mit diesen Realitäten muss man umgehen. Da hilft es auch nichts, wenn uns Klimaaktivisten drohen." (hub/dpa/afp)  © dpa

Joe Kaeser

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Siemens-Chef Joe Kaeser darf sich über einen Geldsegen freuen: Er bekommt 14,25 Millionen für das Geschäftsjahr 2018/2019. Vorschaubild: imago/Sven Simon
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