Eigentlich sollte die Schwarzarbeit durch die robuste Wirtschaftslage zurückgehen, stattdessen bleibt ihr Umfang konstant. Forscher aus Tübingen und Linz kennen den Grund: Schuld soll der gerade eingeführte Mindestlohn sein.
Wie viel Schwarzarbeit gibt es in Deutschland?
Das ist eine Frage, die sich gar nicht so leicht beantworten lässt, denn naturgemäß beruhen alle Zahlen in diesem Bereich lediglich auf Schätzungen. Dennoch können Forscher relativ verlässliche Faktoren ausmachen, aus denen sich das Volumen prognostizieren lässt. In der aktuellen Untersuchung vom Tübinger Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW) und der Universität Linz gehen die Experten davon aus, dass sich die Schattenwirtschaft in diesem Jahr um 1,5 Milliarden Euro erhöhen wird. Ihr Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) bliebe damit unverändert bei 12,2 Prozent. Als Grund für den konstanten Umfang der Schwarzarbeit, die durch die Wirtschaftslage eigentlich hätte zurückgehen sollen, nennen die Forscher den seit Januar geltenden Mindestlohn.
Was gilt alles als Schwarzarbeit?
Der Grat zwischen Nachbarschaftshilfe und Schwarzarbeit ist schmal. Ob eine Tätigkeit noch als Nachbarschaftshilfe gilt oder schon zur Schwarzarbeit zählt, ist im Gesetz zur Bekämpfung der Schwarzarbeit und illegalen Beschäftigung geregelt. Der Paragraph 1 besagt, dass eine kleine Gefälligkeit mit einem geringen finanziellen Gewinn noch keine illegale Tätigkeit ist. Werden aber Leistungen erbracht, die einen größeren Umfang haben und mit denen man eine hohe Summe erwirtschaftet, dann müssen diejenigen Personen, die diese Tätigkeiten ausüben, mit einer Strafe rechnen. Auch die Regelmäßigkeit einer Leistung deutet darauf hin, dass es sich dabei um Schwarzarbeit handelt.
Welche Branchen sind betroffen?
Besonders in Gaststätten, Hotels und Teilen der Bauwirtschaft wird häufig schwarz gearbeitet. Darüber hinaus haben die Fahnder ein besonderes Auge auf persönliche Dienstleistungen und solche in der Landwirtschaft, wo häufig am Fiskus vorbei verdient wird. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Das Lohnniveau ist in diesen Bereich sehr niedrig, weshalb viele Arbeiter durch die illegale Tätigkeit ihr Einkommen aufbessern. Gleichzeitig ist häufig keine Ausbildung nötig, wodurch auch Arbeitslose ohne spezielle Qualifikation einfache Tätigkeiten ausüben können. Und schließlich ist es der hohe Konkurrenzkampf zwischen den Unternehmen, der dafür sorgt, das die Firmeninhaber eher Schwarzarbeiter beschäftigen.
Welche Folgen hat Schwarzarbeit für die deutsche Volkswirtschaft?
Schwarzarbeit ist alles andere als ein Kavaliersdelikt, denn wer schwarz arbeitet, handelt grob unsozial, schädigt ehrliche Unternehmen und gefährdet die Jobs von legal Beschäftigten. Die dadurch entstehenden Steuerausfälle und fehlenden Sozialabgaben trägt die Allgemeinheit.
Wer geht in Deutschland gegen Schwarzarbeit vor?
Sowohl die Zollverwaltung, die Landesfinanzbehörde, die Bundesagentur für Arbeit als auch die Rentenversicherungsträger sind darauf aus, Schwarzarbeiter zur Rechenschaft zu ziehen.
Aktuelle Zahlen aus 2013 belegen den Erfolg: Demnach hat der Zoll 2013 innerhalb eines Jahres mehr als 500.000 Personen und rund 64.000 Betriebe überprüft. Aus den abgeschlossenen Verfahren wegen Straftaten und Ordnungswidrigkeiten konnten knapp 18 Millionen Euro Bußgelder vereinnahmt werden. Insgesamt ermittelten in dem Jahr rund 6700 Zöllner der Finanzkontrolle Schwarzarbeit in 135.000 Verfahren. Der dabei aufgedeckte Schaden belief sich auf 777 Millionen Euro.
Neben klassischen Kontrollen setzt der Zoll auch auf die Kooperation mit Arbeitgebern und Gewerkschaften aus betroffenen Branchen.
Mit welchen Strafen müssen Schwarzarbeiter rechnen?
Weil Schwarzarbeiter weder Steuern noch Sozialversicherungsabgaben zahlen, drohen ihnen Bußgelder und Nachzahlungen bis zu 500.000 Euro. Dabei gilt: Die Abgaben zur Sozialversicherung müssen für bis zu vier Jahre nachgezahlt werden. Und: Sowohl Auftraggeber als auch Auftragnehmer müssen mit einer Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren rechnen.
Nach der Aufdeckung von Schwarzarbeit folgen meist auch Verfahren wegen Steuerhinterziehung, Pflichtverletzung gegenüber der Sozialversicherung und gegenüber allen anderen meldepflichtigen Ämtern.
Und wie steht es um die Schwarzarbeit in anderen Ländern?
Verglichen mit der Situation in anderen Ländern liegt Deutschland etwa im Mittelfeld. Kritisch ist die Situation vor allem in den Krisenländern Griechenland, Italien, Portugal und Spanien, in denen der Anteil der Schattenwirtschaft am BIP zwischen 18 und 22 Prozent liegt.
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