Spätestens seit dem Masern-Tod eines Kleinkindes in Berlin spitzt sich die Diskussion über die Sinnhaftigkeit von Impfungen zu. Während das Robert-Koch-Institut angesichts der momentan grassierenden Infektionswelle nun sogar Erwachsenen zu dem kleinen Pieks rät, befürchten Impfgegner vor allem die Profitabsichten der Pharmaunternehmen hinter der angeblich reinen Panikmache.

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Wenn der Arzt impft, dann verdienen er und der Impfstoffproduzent kräftig mit. Wenn die Wirkung der Impfung dann noch medizinisch umstritten oder gar Nebenwirkungen bekannt sind, wird Impfen schnell zum Glaubenskrieg. Profitiert die Gesellschaft wirklich von den Impfungen oder doch nur die Pharmaunternehmen?

Wie viel verdient die Pharmaindustrie mit Impfstoffen?

Laut des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) belief sich der Umsatz der Pharmaproduzenten im Jahr 2013 über die Apotheken auf rund 830 Millionen Euro. Darunter fielen vor allem die Verkäufe der von der Ständigen Impfkommission am Robert-Koch-Institut (STIKO) empfohlenen Injektionen gegen Diphterie, Keuchhusten, Tetanus, Haemophilus influenza Typ B, Hepatitis B, Polio, Masern, Mumps und Röteln sowie Reiseimpfungen und Impfungen für Risikogruppen. Rechnet man noch die Erlöse der Apotheken hinzu, haben die Deutschen und ihre Krankenkassen innerhalb eines Jahres sogar knapp 1,2 Milliarden Euro für Impfstoffe ausgegeben.

Welche Impfung ist dabei die teuerste?

Wie hoch die Kosten für eine einzelne Impfung tatsächlich sind, hängt von der jeweiligen Erkrankung ab. So ist beispielsweise der Schutz vor einer Gürtelrose für fünf Jahre mit rund 150 Euro verhältnismäßig teuer und auch Grippe-Impfungen können sehr kostspielig sein.

Eine der teuersten Standard-Impfungen ist übrigens die gegen HPV, einen Virus, der bei Frauen zu Gebärmutterhalskrebs führen kann. Junge Mädchen zwischen 9 und 14 Jahren werden in der Regel vor dem ersten Geschlechtsverkehr geimpft, die Kosten belaufen sich dabei pro Person auf 312 Euro. Damit ist die Impfung so teuer wie in kaum einem anderen Land: In den USA beispielsweise kostet sie umgerechnet nur etwas mehr als die Hälfte.

Wer verfolgt welche wirtschaftlichen Interessen mit dem Impfen?

Impfungen dienten lediglich dazu, die Pharmaindustrie reicher zu machen, lautet ein in diesen Tagen häufig geäußerter Vorwurf der Impfgegner. Und natürlich arbeitet jedes Pharma-Unternehmen profitorientiert. Bei den Krankenkassen gehören Impfstoffe tatsächlich zu den großen Ausgaben.
Was den Impfkritikern außerdem missfällt: Tatsächlich gibt es gerade einmal zwei Anbieter, die den Markt für die Impfstoffe gegen rund 25 Krankheiten dominieren: den britischen Hersteller GlaxoSmithKline (GSK) oder Sanofi Pasteur MSD, ein Gemeinschaftsunternehmen der französischen Sanofi und die amerikanischen Merck. Ein weiterer Konkurrent, der Schweizer Anbieter Novartis, hat seine Impfstoffsparte gerade an GSK verkauft.

Dennoch: Wie wichtig ist die Impfung?

Wer sich nicht gegen Masern impfen lässt, hat eine fast 100-prozentige Wahrscheinlichkeit, sich beim Kontakt mit dem Virus anzustecken. Und: Die roten Flecken sind, ebenso wie die anderen 24 Krankheiten, gegen die heute Impfungen existieren, alles andere als harmlos. Im Falle von Masern warnt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) ausdrücklich vor zum Teil schweren Komplikationen wie Mittelohr-, Lungen- und Gehirnentzündungen.

Momentan sind etwa 92 Prozent der Bundesbürger gegen die Krankheit geimpft. Jedoch erst mit einer Quote von 95 Prozent soll sich die Krankheit nicht mehr weiter ausbreiten können. Wer sich also nicht impfen lässt, gefährdet auch seine Mitmenschen.

Und: Schätzungen der WHO zufolge verhinderte die Masern-Impfung zwischen 2000 und 2013 weltweit 15,6 Millionen Todesfälle.

So rentabel sind Impfungen?

Impfungen sind teuer, das ist keine Frage. Aber die Krankheiten, die damit verhindert werden sollen, sind es auch und zwar zumeist in noch viel größerem Ausmaß. Allein die Impfungen gegen Keuchhusten senken die direkten Behandlungskosten um mehr als 200 Millionen Euro pro Jahr.


Und nicht nur die Kassen profitieren: Allein durch die diesjährige Grippewelle wird das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal 2015 um 0,3 Prozentpunkte zurückgehen, so die Experten vom Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftsinstituts (RWI). Dies entspricht einem volkswirtschaftlichen Schaden von etwa 2,2 Milliarden Euro, eine Belastung, die laut den Forschern durch eine flächendeckende Impfung der Bevölkerung auf 880 Millionen Euro gesenkt werden könne.

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