Die Konsumforscher der Nürnberger GfK haben wieder ein etwas besseres Konsumklima in Deutschland ermittelt - im Vergleich zum Vorjahr bleiben die Werte aber noch immer schlecht. Die Verunsicherung der Verbraucher sitzt tief.
Das Konsumklima in Deutschland hat sich nach dem Schock der Corona-Pandemie im Vormonat wieder ganz leicht erholt. Das Nürnberger Marktforschungsunternehmen GfK legte den Wert für Juni auf minus 18,9 Punkte fest - 4,2 Punkte mehr als noch im Mai. Dies sei aber noch immer der zweitniedrigste Wert, der jemals für das Konsumklima in Deutschland gemessen wurde, teilte die GfK am Dienstag mit.
Bei der Anschaffungsneigung kletterte der Wert im Vergleich zur Prognose von vor einem Monat um zehn Zähler nach oben, auf einen Wert von 5,5. Dennoch ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Minus von 45 Punkten zu verzeichnen.
"Die schrittweise Öffnung vieler Geschäfte hat sicherlich dazu beigetragen, dass die Konsumneigung keine weiteren Einbußen hinnehmen muss und aktuell sogar etwas zulegen kann", sagte der GfK-Konsumexperte Rolf Bürkl. Auch sei Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern vergleichsweise gut durch die Krise gekommen, das Gesundheitssystem sei nicht an die Kapazitätsgrenzen gelangt.
Verunsicherung unter den Konsumenten groß
Dennoch sei die Verunsicherung unter den Konsumenten groß. "Sie sehen die deutsche Wirtschaft bei Weitem noch nicht über den Berg und eine schwere Rezession auf sich zukommen", sagte Bürkl. Auch wenn sich die Einschätzungen zur Konjunktur und auch die Einkommenserwartungen wieder etwas verbessert haben - die Angst vor Jobverlust bleibt groß, und dies erweise sich neben den Einkommenseinbußen derzeit als ein wichtiges Konsumhemmnis. "Darauf müssen sich Händler und Hersteller weiterhin einstellen", sagte Bürkl.
Wie schnell sich die Erholung fortsetzen könnte, sei schwer zu sagen. "Es könnte sicher einige Zeit dauern, bis wir wieder das Niveau erreicht haben, das wir vor der Krise hatten", sagte Bürkl. "Die Wirtschaft wird nun schneller wieder hochgefahren, als noch vor einigen Wochen vermutet", sagte der Konsumexperte. "Die Politik unternimmt hier große Anstrengungen in verschiedenen Bereichen." Damit steige auch die Hoffnung der Verbraucher, dass ein Debakel auf dem Arbeitsmarkt verhindert wird.
"Sowohl der Bund als auch die Länder setzen enorme Mengen an finanziellen Mitteln in Form von Hilfen, Krediten und künftig auch Konjunkturprogrammen ein, um die Nachfrage im Inland zu stimulieren", sagte Bürkl. Er sprach sich jedoch gegen eine Abwrackprämie als Kaufanreiz für Autos aus. "Es hat sich gezeigt, dass die spezielle Bevorzugung einer Branche wenig hilfreich ist", sagte Bürkl.
Für den repräsentativen GfK-Konsumklimaindex werden monatlich 2000 Verbraucher befragt. Er basiert auf einer Studie, die von der EU-Kommission in Auftrag gegeben wurde. Das Konsumklima bezieht sich auf alle privaten Konsumausgaben. © dpa
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