- Am 20. November ist Internationaler Tag der Kinderrechte, der an die Verabschiedung der UN-Kinderrechtskonvention von 1989 erinnert.
- Mit der Aktion #TurnTheWorldBlue ruft UNICEF weltweit dazu auf, Farbe für die Rechte von Kindern zu bekennen.
- Unsere Redaktion hat mit Jugendlichen des JuniorBeirats von UNICEF Deutschland gesprochen und nach ihrer Meinung zu aktuellen Themen gefragt.
Kinderarmut, Bildungsgerechtigkeit, die Folgen der Corona-Pandemie, die gravierenden Auswirkungen des Klimawandels und der Krieg in der Ukraine: Die Agenda zur Wahrung von Kinderrechten in Deutschland und auf der ganzen Welt ist lang.
Am 20. November bietet der Internationale Tag der Kinderrechte jedes Jahr Kindern und Jugendlichen einen Rahmen, um die Perspektiven und Erwartungen ihrer Generation einzubringen. Rund um den Globus finden Veranstaltungen und Diskussionen mit Kindern und Jugendlichen statt, die als gemeinsames Zeichen die UNICEF-Farbe blau einsetzen.
Jugendliche in Deutschland engagieren sich für Kinderrechte
Der UNICEF JuniorBeirat engagiert sich mit Projekten für Kinder weltweit und berät UNICEF zu Veranstaltungen und Aktionen. Er besteht aus zwölf gewählten jugendlichen Mitgliedern, die für zwei Jahre ihre Position innehaben. Bei verschiedenen Formaten, wie beispielsweise einer Diskussion im Kanzleramt mit Bundeskanzler Olaf Scholz am 18. November, haben die Jugendlichen die Möglichkeit, den wichtigen Themen für Kinder und Jugendliche eine Stimme zu geben.
Ella Gottschling (17), Gloria Dargatz (16), Helena Najib (17) und Lamia Rhannam (18) sind Mitglieder des JuniorBeirats. Unsere Redaktion hat im Vorfeld des Internationalen Tages der Kinderrechte am 20. November mit ihnen gesprochen.
Hallo Ella, Gloria, Helena und Lamia. Vielen Dank, dass ihr euch Zeit für ein Interview mit uns nehmt. Im Juli wurdet ihr in den JuniorBeirat gewählt. Ihr engagiert euch aber nicht nur bei UNICEF, sondern auch in anderen sozialen Projekten und euren Schulen. Warum ist euch das wichtig?
Helena: Es gibt so viele Kinder, die keine Stimme haben beziehungsweise nicht gehört werden. Wenn gerade wir als Jugendliche nichts dagegen tun, dann wird sich daran auch in der nahen Zukunft nichts ändern.
Ella: Ich engagiere mich bei UNICEF ehrenamtlich, weil mir dieses Engagement wichtig ist und ich schnell gemerkt habe, dass UNICEF einen wirklich sehr gut unterstützt. Man kann sich mit allem an sie wenden. Selbst, wenn etwas nicht klappt, wird an einer anderen Lösung gearbeitet. Der JuniorBeirat selbst ist richtig außergewöhnlich, wir sind eine total diverse Gruppe. Das ist unglaublich zu sehen, wie da die verschiedenen Meinungen zusammenkommen. So eine Plattform hat man sonst nicht. Mir selbst sind vor allem Themen wie gleiche Bildungschancen, der Klimawandel und Klimamigration wichtig.
Gloria: Ich glaube, wir jungen Menschen wollen und müssen gehört werden. Und da wir nie alle gehört werden, braucht es eine Vertretung, die Sprachrohr für die anderen ist. Ich fühle mich geehrt, dass ich das bei UNICEF machen darf, die Stimmen von jungen Menschen, von Jugendlichen vertreten kann, dass ich diese Unterstützung bekomme und uns die Möglichkeit gegeben wird, über Themen zu sprechen, die uns wichtig sind.
Wir jungen Menschen sind die Zukunft. Uns gehört die Zukunft und das ist auch ein Grund, warum ich mich engagiere. Weil ich die Zukunft mit verbessern möchte, ein Teil der Zukunft sein möchte. Da hat jeder eine gewisse Verantwortung, etwas zu machen.
Lamia: Es ist wichtig, dass wir uns engagieren, um etwas erreichen zu können. In der Gruppe ist man immer besser als allein. Wir werden nicht von heute auf morgen zu Greta Thunberg oder Malala Yousafzai. Das erfordert viel Zeit und Kraft. Da muss man sehr viel Schweiß und Tränen reinstecken und mit Herzblut bei der Sache sein, um gemeinsam etwas zu bewirken. Denn so kommen immer die besten Ergebnisse zustande.
Am 20. November ist der Internationale Tag der Kinderrechte. Helena hat es schon angesprochen, dass eben nicht die Stimmen von allen Kindern gehört werden. Wie erlebt ihr die Situation in Deutschland? Werden denn hier die Rechte von Kindern geschützt und ihre Meinung ausreichend gehört?
Ella: Ich denke, da ist definitiv noch Verbesserungsbedarf. Also auch, wenn wir eine sehr diverse Gruppe sind [im JuniorBeirat, Anm.d.Red], sind wir doch alle auf dem Weg, unser Abitur zu machen – das ist auch schon wieder so eine Bubble. Es gibt viele andere Kinder, die haben beispielsweise Probleme in der Schule. Dass sie da nicht genügend Unterstützung bekommen und nicht genügend gefördert werden. Daran muss man arbeiten, weil die Kinder und Jugendlichen darunter leiden. Auch im Rückblick auf die Corona-Pandemie wurde viel zu wenig darauf eingegangen, was die Zeit für unsere mentale Gesundheit bedeutet hat. So etwas wird alles nicht gehört.
Lamia: Wir sollten einfach generell daran arbeiten, dass wir als Kinder ernster genommen werden, beziehungsweise als Jugendliche. Dass uns nicht direkt unterstellt wird, wir seien noch grün hinter den Ohren und uns fehle noch total viel Wissen. Und dem müssen wir entgegenarbeiten und zeigen, dass wir natürlich zu allem genug Wissen haben und dass wir wirklich etwas bewegen wollen und können.
Gloria: Ich glaube, wer sagt, dass Kinderrechte in Deutschland genug beachtet werden, kennt die problematische Lage von vielen nicht, die in Armut leben. Die aufgrund von Bildungs- oder Chancenungerechtigkeit im Allgemeinen nicht die Möglichkeit haben, über ihre Zukunft zu entscheiden. Und das gibt es in Deutschland. Das ist vielen nicht bewusst, weil sie, wie wir alle, eine einseitige Perspektive haben. Man kennt das, was einem täglich gezeigt wird. Wir müssen rauskommen, wir müssen verstehen, dass es auch bei uns in Deutschland viele Kinder gibt, die in Ungerechtigkeit aufwachsen. Die in Armut aufwachsen.
Und deshalb ist es uns auch so wichtig, dass die Kinderrechte im Grundgesetz verankert werden, weil eben noch ganz viel gemacht und viel stärker kontrolliert werden muss, dass Kinder gerechte Chancen erhalten. Das Fundament fürs Leben wird schließlich in der Kindheit gelegt – zum Beispiel mit guter Bildung. Das äußert sich dann später auch in dem Selbstbewusstsein, das ein Kind aufbaut und in den Möglichkeiten, die es erhält.
Helena: Ich finde auf jeden Fall, dass der Schutz von Kindern stärker berücksichtigt werden sollte. Gerade die Stimmen derer müssen gehört werden, die im Verein, zuhause oder auch in der Schule missbraucht oder ungerecht behandelt werden. Und wie auch Lamia schon erwähnt hat, finde ich es wichtig zu erwähnen, dass Kinder noch immer viel zu oft nicht als ein Teil der Gesellschaft angesehen werden.
Ihr habt viele Themen angesprochen, auf die ich gerne gleich noch kommen möchte. Erst aber kurz zur Corona-Pandemie, die sehr deutlich gezeigt hat, dass eure Bedürfnisse nicht mitgedacht werden. Wie habt ihr die Pandemie und deren Maßnahmen erlebt?
Helena: Die Zeit der Pandemie war bei mir persönlich nicht so schön, um ehrlich zu sein. Mir ist es wirklich schwergefallen, mich da einzufinden – in die Medien, Zoom und Blue Button, es gab ganz viele verschiedene neue Strukturen, die wir kennenlernen mussten. Mir hat auch die persönliche Bindung zu den Lehrkräften und Schulkindern gefehlt. Man hat auch deutlich gesehen, wie ich mich in der Schule verschlechtert habe. Als ich dann hingegen wieder in der Schule war, hat man den Aufstieg bei mir gesehen. Ich fand das sehr schade und finde, es hätte mehr Rücksicht auf die Schülerinnen und Schüler genommen werden müssen.
Ella: Ich würde dem Ganzen zustimmen. Das war eine schwere Zeit für uns alle. Ich bin mit meinem Jahrgang in der zehnten Klasse in die Pandemie gegangen … jetzt habe ich mein Abitur gemacht. Aber ich habe mich eigentlich noch gefühlt wie eine Zehntklässlerin. Man macht in der Schule viele Erfahrungen, man wird erwachsen. Und das hatte ich alles nicht, da ich zwei Drittel meiner Oberstufe zuhause vor meinem Laptop verbracht habe. Ich bin kaum erwachsen geworden und deswegen war das ein Schock für mich, als ich im Mai dann mein Abi bekommen hab. Auf einmal war ich so halb auf mich allein gestellt, musste gucken, wie ich das jetzt alles hinkriege. Viele Themen, die sonst in der Schule angesprochen wurden, in Nebengesprächen im Unterricht, so etwas wie Studienwahl, Berufswahl, das wurde alles vernachlässigt, weil sich in den Videokonferenzen selbstverständlich nur auf die Fächer konzentriert wurde.
Gloria: Kinder und Jugendliche haben das Recht, sich zu entwickeln, und das Recht wurde uns mit der Pandemie genommen. Mir ist auch aufgefallen, dass die Chancengleichheit in der Zeit noch stärker auseinandergegangen ist. Für mich selbst war die Pandemie allerdings nicht ganz so schlimm. Durch die Pandemie bin ich zum Engagement gekommen. Ich habe gesehen: Ok, nun geht es hier vielen noch schlechter als vorher. Ich hatte Glück, dass ich in der Schule noch gut mitgekommen bin. Aber ich habe beobachtet, wie das bei anderen überhaupt nicht funktioniert hat, da sie durch Schule und Umfeld nicht so unterstützt worden sind.
Gloria hat es gerade schon angesprochen. Die Aufnahme der Kinderrechte ins Grundgesetz ist gescheitert. Dennoch hat sich an der rechtlichen Situation in den letzten Jahren etwas getan, wie das Gesetz zur Ächtung von Gewalt in der Erziehung. Denkt ihr, dass Erwachsene es versäumen eure Perspektive einzunehmen und vielleicht eine gewisse Überheblichkeit an den Tag legen? Nach dem Motto "Wir wissen schon, was gut für euch ist".
Lamia: Das Problem liegt definitiv darin, dass uns die Möglichkeiten fehlen, unsere Meinung zu äußern, unsere Messages an die Älteren zu bringen, hauptsächlich in der Politik.
Helena: Ich finde, wir Jugendlichen werden meistens in unserer Reife kritisiert. Wir sind anscheinend nicht so reif und nicht so informiert und gebildet. Ich kann das einerseits verstehen, aber andererseits muss uns erstmal die Möglichkeit gegeben werden, mitzureden. Ohne es versucht zu haben, können wir nicht auf Augenhöhe mit den anderen Generationen stehen. Und das finde ich persönlich nicht gut.
Gloria: Wir jungen Menschen sind die Zukunft. Wir wollen auch eine Zukunft haben. Ich glaube, das ignorieren ganz viele. Gerade Themen wie Generationengerechtigkeit sind uns jungen Menschen auch wichtig. Wir wollen, dass es jedem in Deutschland gut geht, egal wie alt er ist. Wir wollen, dass wir alle eine Zukunft in unserem Land haben. Dass auch unsere Kinder hier noch irgendwann gut aufwachsen, leben können und dürfen.
Uns geht es in Deutschland ja noch verhältnismäßig gut. Aber wir jungen Menschen schauen auch über den Tellerrand und sehen, dass wir langfristig nur dann gut leben können, wenn es auch den Menschen in anderen Ländern gut geht. Und wenn es in vielen anderen Ländern schon jetzt so schlecht läuft, wie wird es dann in 50 Jahren hier aussehen? Wir müssen langfristiger denken.
Ella: Wenn man sich anschaut, wie das vor 100 Jahren aussah… unsere Gesellschaft ändert sich total stark. Unsere Eltern hatten ganz andere Probleme, unsere Großeltern hatten komplett andere Probleme als wir. Ich freu mich, wenn meine Mutter mit mir diskutiert über irgendwelche Probleme, die ich als Jugendliche habe. Aber sie hat die damals halt nicht gehabt. Wir haben jetzt so etwas wie Cyberbullying [Mobbing im Internet, Anm.d.Red], das gab es vor 40 Jahren noch nicht.
Um Kinder wirklich zu stärken und ihnen gerecht zu werden, ist eine Sicherung der Kinderrechte im Grundgesetz unglaublich wichtig. Mir liegt das immer am Herzen, bei Aktionstagen den Kindern die Kinderrechtskonvention in die Hand zu drücken und zu sagen "Hey, das sind eure Rechte. Das ist wichtig, an denen könnt ihr euch festhalten, diese Rechte stehen euch zu".
Gloria: Wir können einfach nicht mehr warten, bis jemand von uns jungen Menschen irgendwann Bundeskanzler oder Bundeskanzlerin ist und die Entscheidungen treffen kann. So viel Zeit haben wir nicht mehr. Wir müssen jetzt schon Teil der Politik werden. Ich meine, wenn man sich das Wahlalter anschaut… die Mehrheit der Entscheidungen werden von älteren Menschen getroffen und die Jugendlichen total außer Acht gelassen.
Ihr seid durch eure Arbeit auch sehr politisch interessiert und informiert. Bereitet euch der politische Rechtsruck in Europa derzeit Sorgen?
Lamia: Dass wir in Europa immer mehr den Rechtsruck zu spüren bekommen, in Ländern wie beispielsweise Italien, macht uns wirklich Angst, wie es in unserer Zukunft aussieht. Dass der Rechtsruck auf uns überschwappt und wir dann mit den Folgen zu kämpfen haben.
Ella: Wenn so ein Rechtsruck passiert, dann werden die Rechte vieler marginalisierter Gruppen einfach eingeschränkt, zum Beispiel Geflüchtete. Das kann nicht sein, dass sich die EU und auch Deutschland in eine Richtung entwickeln, dass Menschen, die fliehen mussten und dringend Schutz brauchen, nicht gerettet werden. Da unser Beirat sehr divers ist, haben wir viele Mitglieder, die bei dem Thema emotional sehr involviert sind. Weil sie genau solche Erfahrungen selbst gemacht haben.
Ihr habt das Thema Klima auch schon angesprochen. In dieser Woche geht die UN-Klimakonferenz COP27 in Ägypten zu Ende. Aktivisten und Aktivistinnen wie Greta Thunberg waren aus Protest gar nicht erst angereist. Macht euch das sauer, weil die Erwachsenen-Generation zu wenig tut, um eure Zukunft zu erhalten?
Gloria: Ja, das macht uns sauer. Es macht uns auch traurig. Es bereitet uns Ängste. Es ist 5-nach-12, es ist schon fast zu spät zum Handeln. Der Klimawandel und seine Folgen ist ein Thema, das uns permanent beschäftigt in unserer Arbeit. Und nicht nur uns, sondern so viele Jugendliche, so viele Kinder – und nicht nur in Deutschland, sondern überall auf der Welt.
Wir bekommen die Folgen des Klimawandels ja jetzt schon zu spüren. Man fühlt sich so ein bisschen aufgegeben. Man fühlt sich so, als ob man nicht wichtig genug wäre, dass für unsere Zukunft heute irgendwelche Einschränkungen hingenommen würden.
Helena: Ich glaube, wir sind echt frustriert. Da muss man sich immer wieder bestärken, nicht aufzugeben und weiterzumachen. Es ist zwar echt frustrierend, dass bis jetzt so wenig getan wurde, aber ich glaube dafür sind gerade wir Jugendlichen da, um einander zu informieren, uns zu bestärken und einfach die Hoffnung nicht zu verlieren.
Gloria: Ich bin auch sehr stolz auf meine Generation, dass wir trotzdem so stark zusammenstehen und kämpfen. Dass wir uns alle dafür einsetzen, dass alle Menschen auf der Welt eine vernünftige Lebensgrundlage haben und dass wir uns auch solidarisch gegenüber nachfolgenden Generationen zeigen und auch ihnen eine sichere Zukunft ermöglichen wollen. Dieser Zusammenhalt ist extrem wichtig.
Mit der Eskalation des Krieges in der Ukraine seit Februar ist eine neue humanitäre Katastrophe in Europa hinzugekommen. Welchen Einfluss hat der Krieg auf euch?
Ella: Der Ukraine-Russland-Konflikt liegt uns allen wirklich sehr am Herzen, im Hinblick auf die humanitäre Situation von Kindern aber auch generell. Es sterben Menschen. Menschen verlieren ihre Heimat. Das ist einfach schrecklich. Dass in Europa plötzlich wieder Krieg herrscht, ist natürlich eine weitere, große Verunsicherung – nicht nur für unsere Generation. Niemand weiß, wo das hinführt.
Damit verbunden sind für mich aber auch einige Themen, die in unserer Gesellschaft schieflaufen. Die Diskriminierung russischer Kinder in Deutschland seit Beginn des Krieges zum Beispiel. Kinder, die von Geburt an in Deutschland leben und mit dem Krieg oder Putin nichts zu tun haben, erfahren jetzt eine Art Mobbing, zum Teil sogar durch ihre Lehrer. Das ist nicht okay.
Fast drei Jahre Corona-Pandemie, Klimawandel, die politische Situation in Europa und der Krieg in der Ukraine: Die psychischen Belastungen, Ängste und Sorgen, die auf Kindern und Jugendlichen lasten sind enorm. Wie geht ihr damit um? Wie gelingt es euch, positiv zu bleiben und euren Kampfgeist für Kinderrechte nicht zu verlieren?
Helena: Ich glaube, was uns so motiviert ist dieser Zusammenhalt, dass wir so viele sind, die gemeinsam eine bessere Zukunft gestalten wollen.
Gloria: Ich glaube, die mentale Gesundheit leidet bei vielen sehr unter der Situation und ich habe da auch größtes Verständnis für. Ich habe selbst viele Freunde, die da sehr belastet sind, die psychische Probleme haben, die ihr Leben stark beeinflussen. All die Krisen und Kriege, die Katastrophen, mit denen wir es im Moment zu tun haben, tragen dazu bei. Auch die Wirtschaftskrise, in der wir gerade stecken, macht mir persönlich wirklich Angst für meine Zukunft, dass die Pläne, die ich hatte, auf die ich hingearbeitet habe, dass das nicht mehr möglich ist.
Diese komplexe Krisensituation belastet uns, aber sie macht uns auch irgendwie noch stärker. Dass wir sagen "Jetzt oder nie, weil bald ist es zu spät". Wir geben nicht auf, wir kämpfen weiter. Und wir müssen weiterkämpfen. Umso mehr wollen wir natürlich, dass andere, dass Politiker und Politikerinnen uns mit unseren Anliegen und Forderungen ernst nehmen und endlich, endlich mal zuhören und mitreden lassen. Ich glaube, unser Mantra ist so ein bisschen "Wir sind hier und wir wollen Zukunft. Und davor gehen wir nicht".
Lamia: Eine weitere Motivation ist, dass jetzt so langsam der Normalzustand nach der Corona-Pandemie wieder einkehrt. Dass sich wieder alles vollkommen normalisiert. Bei mir in der Schule stehen zum Beispiel die AGs erst seit letztem Monat wieder vollständig zur Verfügung, wo man sich dann auch engagieren kann.
Ella: Während den Corona-Einschränkungen war natürlich eine gewisse Demotivation da. Das Gefühl allein zu sein, weil man ja auch alleine war während Corona. Sobald man wieder in der Schule zusammenkommt, geht es einem automatisch besser. Weil man mit Gleichgesinnten zusammen ist, weil man einfach diese Freude hat. Und ich denke, dieses Gemeinschaftsgefühl sollte jetzt weiter gefördert werden, zum Beispiel mit Sportangeboten.
Was kann jede, jeder einzelne von uns tun, um Kinder und Jugendliche zu unterstützen? Was ist euer Appell an uns?
Helena: Was wir alle machen können, ohne uns groß bewegen zu müssen, ist an unserer Denkweise zu arbeiten, immer dann, wenn sie Einfluss auf das Leben oder auf die Rechte anderer Menschen nimmt. Letztlich geht es darum, sich zu fragen, was ich dafür tun kann, dass wir in einer Welt leben, in der es sich lohnt zu leben. Ich mein, wir können alle etwas tun. Es ist nicht so schwer.
Ella: Dass jeder einfach so einen kleinen Beitrag leistet. Wenn er eine Ungerechtigkeit im Alltag miterlebt, dass er dann was sagt. Und Kinder unterstützt.
Lamia: Ich würde an die Gesellschaft appellieren, dass wir gemeinsam laut sein müssen, wenn wir etwas verändern wollen.
Gloria: Lasst uns mitreden und schenkt uns Zukunft. Aber dafür müssen wir alle zusammenarbeiten. Es geht darum, dass nicht nur die Jugend ihre Interessen vertreten muss. Sondern, dass wir alle das gleiche Ziel, die Zukunft, verfolgen müssen, und dass wir uns alle vor Augen halten müssen, was wir brauchen, um eine gute Zukunft für alle zu schaffen.
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