An die Bier-Bikes und Segway-Touren durch Deutschlands Innenstädte hat man sich inzwischen gewöhnt. Doch es gibt noch deutlich mehr Möglichkeiten, Städte zu erkunden oder sogar neu zu entdecken. Ob historisch oder sportlich: Auf diesen Stadtführungen gibt es mehr zu sehen als Rathäuser und Kirchen.
Besonders kreativ in der Disziplin der außergewöhnlichen Führungen zeigt sich Berlin: In der deutschen Hauptstadt kann man zum Beispiel als Teilnehmer der "Fashion Tour" in die Berliner Modeszene eintauchen, kleine Ateliers besichtigen oder sogar eine Modenschau besuchen.
Wer das Private mit dem Nützlichen verbinden will, kann sich und seinem treuen Begleiter eine Runde Auslauf bei "Berlin mit Hund" gönnen. Der Veranstalter hat sich das Ziel gesetzt, ein spannendes Programm mit Abenteuer, Sport und Spaß für Mensch und Tier anzubieten. Ein einfacher Spaziergang wird diesem Anspruch natürlich nicht gerecht, stattdessen sorgen Denksportaufgaben, ein Kriminalfall oder eine Schatzsuche für Unterhaltung.
Verbrechen im Norden
Krimi-Freunde kommen aber nicht nur in der Spreemetropole auf ihre Kosten, auch in Kiel wird ermittelt. Hier sind der beliebte Hauptkommissar Borowski und seine Fälle aus dem ARD-Tatort die Vorlage für eine Stadtführung mit spannenden Hintergründen rund um die Krimiserie. Wer sportlich ambitioniert ist, kann die Tour mit dem Rad absolvieren, für alle anderen steht ein Bus zur Wahl. Was der Tatort für Kiel ist, ist die "SOKO Wismar" für die mecklenburgische Hansestadt. Die fiktive finnische Austauschpolizistin Leena Virtanen kennt alle Geschichten zum Fernseh-Original und teilt weitere Anekdoten aus der "Filmmetropole" Wismar.
Der Laufsport ist bei den Deutschen ungemein beliebt. Viele Veranstalter haben den Trend erkannt und bieten in deutschen Großstädten Sight Running als temporeiche Alternative zur klassischen Stadtführung an. So lässt sich in kürzerer Zeit noch mehr erfahren. Die Organisatoren versprechen jedoch, auf das Wohlfühltempo während der Tour zu achten.
Für einen anderen Blick auf die Stadt sorgen in Stuttgart seit 2006 obdachlose Fremdenführer, die beim sogenannten "Poverty Walk" Einblicke in Drogenambulanzen, Kleiderkammern oder Herbergen ermöglichen, die den Teilnehmern sonst verborgen bleiben. Solche Touren gibt es mittlerweile in vielen deutschen Städten, in denen Obdachlose eine Bestimmung und eine Stimme finden sollen, so zum Beispiel in Nürnberg, Hamburg oder Osnabrück. Auch in London gibt es solche Führungen. Die "Unseen Tours" verbinden Informationen über die typischen Sehenswürdigkeiten der Stadt mit authentischen Geschichten vom Leben auf der Straße.
Fantasy-Führungen
Den Kontrast zu dieser sehr realen Erfahrung stellt die "Harry Potter Tour" dar, die Besucher der Stadt Edinburgh in Schottland buchen können. Wer sich als Muggel auf den "Potter Trail" begibt, erlebt persönlich jene Orte, die Charaktere und Szenen der Bestseller inspirierten, erfährt, in welchem Café Joanne K. Rowling den ersten Band der Reihe schrieb und bekommt darüber hinaus einen Einblick in das mittelalterliche Edinburgh.
Verschwörerisch geht es in Wien zu: Neben den wunderbaren Fassaden der Caféhäuser oder Stephansdoms kann man bei der "Da Vinci Code"-Führung die dunkle Seite der österreichischen Hauptstadt kennenlernen. Die Autorin Gabriele Lukacs behauptet, der gleichnamige Erfolgsroman von Dan Brown könnte genauso gut in Wien spielen. Geheime Botschaften in der Minoritenkirche, mysteriöse Symbole am Dom, Tempelritter, Freimaurer und Illuminaten – diese Tour ist die perfekte Auszeit vom Alltag.
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