Winterliche Dörfer, weihnachtliche Glaskunst und Wellness: Von der Weinstraße fahren wir nach Lothringen und zum Relaxen in die Therme.
Kahle Weinstöcke ziehen sich die sanft geschwungenen Hügel hinauf. Am Horizont zeichnen sich die Gipfel der Vogesen ab. Wir sind unterwegs nach Colmar. Dort führen romantische Kanäle und kopfsteingepflasterte Straßen durch die verwinkelten Gassen der Altstadt.
Weltkulturerbe Colmar im Advent
Klein-Venedig, Petite Venise, wird das Viertel in Colmar um den Fluss Lauch genannt, entstanden auf einem ehemaligen Sumpfgebiet. Hier können Besuchende zur Adventszeit weihnachtliche Köstlichkeiten entlang der Kanäle entdecken. Denn dann gibt es gleich sechs Weihnachtsmärkte im Zentrum.
Vom 26.11. bis 29.12.2024 können Besuchende sich an mehreren Orten vom weihnachtlichen Charme verzaubern lassen. Zum Beisipel auf dem Place des Dominicains, der einen stimmungsvollen Markt vor der Kulisse der Dominikanerkirche bietet. Oder am Place de l’Ancienne Douane, der mit seinen Fachwerkhäusern und dem Brunnen ein romantisches Ambiente schafft. Colmar ist jedenfalls ein beliebtes Ziel für Touristen in dieser Zeit.
Weihnachtsmärkte in Ribeauvillé und Riquewihr
Weniger los ist in Ribeauvillé. Der charmante Ort an der Weinstraße verwandelt sich im Dezember mit seinen reich dekorierten Fachwerkhäusern in eine Märchenwelt. Lichterketten, Sterne und Weihnachtskugeln schmücken die Häuser.
In der Fußgängerzone riecht es nach Vin Chaud. Den Glühwein mit Zimt, Nelken, Zitronen und Orangen gibt es fast an jeder Ecke. Am schönsten ist die Stimmung im "Weihnachtsdorf" am frühen Abend, wenn die Lichter ihren Glanz auf die mittelalterlichen Fassaden zaubern.
Nach einem Flammkuchen bleiben wir hier gleich über Nacht, und zwar auf dem Campingplatz in Riquewihr. Das malerische Dorf besticht durch seine perfekt erhaltenen Fachwerkhäuser und mittelalterlichen Gassen. Zur Weihnachtszeit verzaubert es mit stimmungsvoller Beleuchtung und einem kleinen, aber charmanten Weihnachtsmarkt, der regionale Spezialitäten und Kunsthandwerk bietet. Dieser kleine Markt öffnet 2024 seine Tore vom 30. November bis zum 22. Dezember.
Mystisches und Handwerkliches
Unsere winterliche Tour führt uns am nächsten Tag weiter vom Elsass nach Lothringen. 2016 wurden beide Gebiete zur Region Grand Est zusammengefasst, zu der seitdem die Region Champagne-Ardenne gehört. Nach vielen Protesten bekam das Elsass 2021 eine besondere Stellung als Europäische Gebietskörperschaft Elsass.
Wie riesige Wattebausche liegt der Nebel auf den Baumwipfeln im Unesco-Biosphärenreservat Nordvogesen. Nach der Ortschaft Baerenthal sehen wir einen Kormoran, der an einem Wassertümpel sein Gefieder trocknet. Die Stimmung hat etwas Mystisches und könnte nicht besser zur Geschichte der über 500 Glasbläsereien passen, die es hier einst gegeben hat.
Glasbläserei und Kristallmanufakturen
Dank seiner Wälder, der Sandsteinböden und Salzwerke bietet sich die Gegend für die Glasherstellung an. Bereits Ludwig XIV. gründete Glasmanufakturen, um die französische Industrie gegen die Konkurrenz aus dem Ausland zu rüsten.
Vor uns taucht die Silhouette des Glockenturms von Saint-Louis-lès-Bitche auf. Um 1780 begann die europäische Erfolgsgeschichte des Kristalls, Glas mit Bleioxid. "Dank Pottasche schmilzt Glas bei rund 1.200 Grad, sonst erst bei etwa 1.900 Grad", erklärt Kristallexperte Jacky Schilt während unseres Rundgangs durch die Fabrik, die mit ihren altertümlichen Hallen und weitläufigen Gängen etwas aus der Zeit gefallen ist. Selbst auf der Besucherempore spüren wir die Hitze des Schmelzofens. Hellrot glühen die Enden der langen Pfeifen, so werden die Metallrohre bei der Glasherstellung genannt. Sie sind über einen Meter lang, und über das Mundstück an ihrem Ende formen die Meister die Vasen, Gläser und Schalen.
Die glühenden Kugeln werden immer wieder neu geblasen, geschnitten, geformt, erhitzt und gezogen – bis der Meister zufrieden mit der Form ist. Von der Empore führt der Rundweg in die Werkstatt der Schleifer. Hier wird geschnitten, graviert, vergoldet und geschliffen. Im Gegensatz zum Dreischichtbetrieb der Glasbläser wird hier "nur" bis 23 Uhr gearbeitet. Männer und Frauen veredeln die Stücke freihändig mit aufwendigen Mustern. Beim Verlassen der Werkstätte holt uns die nasskalte Luft zurück in die Gegenwart.
Kaum zehn Minuten sind es nach Meisenthal. Hier hat sich das "Internationale Glaszentrum" der Bewahrung des Wissens um die Glasbläserei und moderner Glaskunst verschrieben. Jedes Jahr wird hier eine neue Weihnachtskugel kreiert, die sehr beliebt ist.
Den Prozess der Glasherstellung können wir auch hier miterleben. Von oben blickt man den Handwerkern quasi über die Schulter. Es entstehen farbige Kugeln, jede ein Kunstwerk für sich – aus Transparenz, Leichtigkeit und Farbe. Für jeden Ton wird ein anderes Metall verwendet. Rote Kugeln sind ein bisschen teurer, denn in ihnen steckt Gold.
Nur zwanzig Minuten Autofahrt von Meisenthal entfernt liegt der ganzjährige Gratis-Stellplatz in La Petite Pierre:
Kunst und Wellness
Zurück im Elsass machen wir noch einen Halt in Wingen-sur-Moder im Lalique-Museum. Das moderne Gebäude öffnet sich mit seiner Glasfront ganz der Natur. Die Dauerausstellung umfasst mehr als 650 Exponate in Form von Vasen, Schmuck und Flakons. Es ist unmöglich, alle Informationen des Audio-Guides zu hören.
Da wir am nächsten Tag noch einen Besuch im Day-SPA im La Source des Sense in Morsbronn-les-Bains planen, fahren wir auf den neuen Stellplatz im kleinen Kurort Niederbronn-les-Bains, der nur ein paar Kilometer entfernt liegt. Aus dem Radio klingt "Douce Nuit, sainte Nuit", die französische Fassung von "Stille Nacht".
In dem Kurort befindet sich direkt ein Stellplatz:
Tipps für den winterlichen Kurz-Trip im Elsass
Der Camping de Riquewihr ist im Dezember geöffnet, die Vier-Sterne-Anlage liegt etwa 1,5 Kilometer vom Ort entfernt. Ein Wohnmobil-Stellplatz befindet sich im Zentrum von Niederbronn-les-Bains zwischen der Kirche und dem Hotel Majestic Alsace.
Touristische Highlights der knapp 200 Kilometer langen Tour:
- Kristallmanufaktur in Saint-Louis-lès-Bitche
- Internationales Glaskunstzentrum in Meisenthal
- Lalique-Museum in Wingen-sur-Moder
- Day-SPA in Morsbronn
Unsere gastronomischen Highlights:
- Weinstube La Flammerie in Ribeauvillé
- Pâtisserie de la Moder in Wingen-sur-Moder
© Promobil
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