Tourismusverdrossenheit in Spanien
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Überall in Spanien gibt es Probleme mit dem Massentourismus. Beispielsweise werden Wohnungen lieber an Touristen als an Einheimische vermietet, da das lukrativer ist. Auch das steigende Verkehrsaufkommen stört die Inselbewohner. Auf den kanarischen Inseln gab es deswegen bereits Demonstrationen.
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Doch die Bewohner der Inseln sind mit diesen Problemen nicht alleine. Mallorquiner protestierten ebenfalls mit Schildern, wie hier zu sehen (deutsch: "Lieber Tourist, dein Luxus-Trip, unser tägliches Elend"). Mallorca ergriff daher bereits verschiedene Maßnahmen und war mit den neuen Regeln für Touristen bereits in den Schlagzeilen, doch auch das spanische Festland hat Probleme mit dem Overtourism.
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Pamplona
Touristisches Gedränge, blindes Fotografieren - auch in der Altstadt von Pamplona ist das an der Tagesordnung. Brisant sind hier vor allem die Verwandlungen von Apartments in touristische Quartiere, wodurch der Wohnraum für die Einheimischen schrumpft. Gegenwärtig rufen angeklebte Flyer an Altstadthäusern in Pamplona zu Protesttreffen auf: "Hier lebt ein Stadtviertel. Wie man touristische Wohnungen in deinem Gebäude verhindert."
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San Sebastián
Der Strand von San Sebastián – oft eine ziemlich volle Sache. Touristen strömen in Scharen in die spanische Küstenstadt, sodass Maßnahmen ergriffen wurden: Bei geführten Stadtrundgängen in San Sebastián gilt ein Maximum von 25 Teilnehmern pro Gruppe, um die Zuströme zu kanalisieren.
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Veranstalter, die Besuchermassen umherführen, sind gezwungen, die Gruppen zu teilen und mehr als einen lizenzierten Fremdenführer unter Vertrag zu nehmen. Die Mehrkosten dürften die Reisen verteuern. Die Benutzung von Ohrhörern ist obligatorisch, Führungen mit Megafon sind untersagt. Zudem muss jeder Guide ein ausgefülltes Besuchsformular bei sich haben. Zuwiderhandlungen kosten bis zu 1500 Euro Strafe. (Symbolbild)
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Valencia
Auch in der ostspanischen Großstadt am Mittelmeer greifen Gruppenlimits, obgleich die Maßnahme laut der offiziellen Guide-Vereinigung noch kein Gesetz ist und Regelverstöße bislang nicht geahndet werden: maximal 25 Personen in der Stadt, 20 im historischen Zentrum (Foto). Die Guides sollen ihre Routen besser miteinander abzustimmen, um nicht an denselben Sammelpunkten wie in der Markthalle zusammenzutreffen.
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Vor allem Mega-Kreuzfahrtschiffe sind vielen ein Dorn im Auge. Deren Ankünfte sollen nach den Worten von Valencias Bürgermeisterin María José Catalá ab 2026 stark eingeschränkt werden. "Die schwimmenden Städte sind schlecht", so Catalá. Sie entsprächen nicht dem touristischen Modell, auf das die Stadt setze. Von einer kompletten Verbannung der Riesen ist allerdings keine Rede. Und konkrete Zahlen zur Beschneidung des Kreuzfahrttourismus wurden bisher nicht genannt. Hier zu sehen ist das Kreuzfahrtschiff Queen Elizabeth im Hafen von Valencia.
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Barcelona
Unter dem Zulauf des Kreuzfahrttourismus stöhnt gleichermaßen die Hauptstadt Kataloniens im Nordosten. Im vergangenen Jahr machten 3,6 Millionen Passagiere Station, mitunter nur für wenige Stunden. Einheimische leiden unter den im Sommer immer vollen Straßen...
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... und unter dem daraus entstehenden Wohnungsmangel für die Bewohner Barcelonas. Plakate im Stadtteil Barceloneta, weisen Touristen darauf hin, dass sie mit einer Wohnungsmiete für den Urlaub zur Gentrifizierung in dem Viertel beitragen.
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"Wir kommen ans Limit. Es ist offensichtlich, dass die Stadt nicht jährliche Steigerungen von acht Prozent verkraften kann", äußerte unlängst Barcelonas Bürgermeister Jaume Collboni. Er plädiert in Zukunft für eine Begrenzung der Kreuzfahrtschiffe und, "falls es nötig wäre", die Schließung einzelner Kreuzfahrtterminals.
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An alle Besucher richtet sich die im Juni gestartete Kampagne "Barcelona, unser Zuhause. Und eures", die 400.000 Euro gekostet hat und bis Ende August läuft. Sie appelliert an den Respekt gegenüber den Einwohnern, die ihre Wut und Frustration bereits mit Graffitis in den Straßen Barcelonas zum Ausdruck bringen.
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Bald soll es, so die katalanische Digitalzeitung "El Nacional.cat", eine Art Warnsystem geben. So sollen Touristen gewisse Zonen und Attraktionen gar nicht erst aufsuchen können, in denen bereits Überfüllung herrscht. Dazu zählen der Park Güell, dessen Eintrittskarten nur noch online erhältlich sind, und der Markt La Boqueria. Auf Bildschirmen in Kreuzfahrtterminals wird angezeigt, ob die Sagrada Família aktuell noch besichtigt werden kann.
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Toledo
Die Altstadt, die Gassen, die historischen Spuren der Mauren und Juden, das Museum des Malers El Greco – die Metropole südlich von Madrid ist eine Klasse für sich, ächzt aber unter dem Zulauf. Im Durchschnitt sieht sich Toledo täglich von einer halben Hundertschaft Touristenbussen überrollt.
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Zumeist handelt es sich um Ausflügler, die weder übernachten noch einkaufen oder konsumieren. "Unglücklicherweise hinterlassen sie in vielen Fällen gar nichts für die Stadt", sagt Bürgermeister Carlos Velázquez Romo. Um "diese Belastung zu kompensieren", stehe derzeit eine Touristensteuer als Tagesgebühr zur Debatte. Über die Höhe und praktische Umsetzung, diese abzukassieren, ist noch nichts bekannt.
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Santiago de Compostela
Laut Stadtführer Francisco Esteban Palomo sind die Diskussionen um Overtourism in Santiago de Compostela entfacht, aber bei möglichen Maßnahmen gebe es bislang keinen Konsens. Zudem gibt Palomo zu bedenken: "Welchen Sinn würde es machen, wie in San Sebastián, eine Fünfziger-Gruppe in zwei Gruppen von je 25 zu splitten? Das wären nicht weniger." Außerdem würden sich die Händler beklagen, wenn er mit seinen Gruppen um bestimmte Gassen einen Bogen machen müsse, um nichts zu blockieren.
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In einem Interview mit der Regionalzeitung "La Voz de Galicia" hat sich Tommi Alvarellos, der Vorsitzende der regionalen Guide-Vereinigung von Galicien, für eine Touristensteuer für Tagesausflügler ausgesprochen. Was Massenandrang ebenfalls mit sich bringt: Bei der Zwölf-Uhr-Pilgermesse in der Kathedrale sollte man sich mittlerweile mindestens eine Stunde vorher einen Sitzplatz sichern.