Über die Ostertage fahren wir mit dem Camper auf die größte deutsche Nordseeinsel. Auch in der Vorsaison ist auf Sylt immer etwas los. Kein Wunder, denn trotz stürmischem Wetter zieht uns die Insel gleich in ihren Bann.

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Zug oder Fähre? Diese Frage stellt sich vorab, denn es gibt zwei Varianten, um nach Sylt zu kommen. Ab Niebüll fährt der Autozug über den künstlichen Hindenburgdamm nach Westerland. Und von der dänischen Insel Rømø verkehren regelmäßig Fähren von Havneby nach List, das ganz im Norden der Insel liegt. In der Nebensaison ist eine Reservierung nicht zwingend erforderlich. Im Internet kann man die Zugfahrt entweder bei der Deutschen Bahn oder dem blauen Autozug Sylt reservieren, der ebenfalls die Bahnstrecke nutzt. Auch die FRS-Syltfähre lässt sich vorab reservieren.

Wir entscheiden uns für die Zugfahrt. Da das Verladen der Fahrzeuge etwas dauert, sollte man mindestens eine halbe Stunde vor Abfahrt da sein. Abhängig vom Wohnmobiltyp erfordert das Auffahren auf den Eisenbahnwagen etwas Geduld und Nerven. Mit dem Autozug kommen wir in Westerland an und fahren erst einmal nach Hörnum ans Südende der Insel.

Der Campingplatz Hörnum hat einen separaten Stellplatz für Wohnmobile und Campingbusse, der vor rund zehn Jahren gemeinsam mit einem Servicehaus gebaut wurde. Es gibt eine barrierefreie Dusche sowie einen Familien-Sanitärbereich. Der ganzjährig geöffnete Stellplatz ist zwischen den Dünen eingebettet und zum Restaurant namens Strænd ist es nicht weit.

Zwischen zwei Meeren

Hier an der südlichsten Spitze der Insel scheinen zwei Meere aufeinanderzuprallen. Zumindest sieht es beim Blick vom Leuchtturm so aus. Dem kräftigen Wind zum Trotz wandern wir zum Südkap. Vom gleichnamigen Restaurant auf der Ostseite schweift der Blick über die tosende Nordsee hinüber auf die Nachbarinseln. An der Westküste liegt ein Restaurant namens Kap Horn, unser Ziel am Ende der Wanderung rund um die Hörnum-Odde, einer Dünen- und Heidelandschaft.

Das Naturschutzgebiet gehört zu den am stärksten bedrohten Lebensräumen in Schleswig-Holstein, denn durch Sturmfluten werden Teile der Landflächen abgetragen. Bei Wanderungen um die Odde muss man genau auf die Gezeiten achten, denn sie ist nur zwei Stunden vor oder bis zwei Stunden nach Niedrigwasser begehbar. Manchmal bekommen Wanderer auf der Tour Robben zu sehen, Sichtungen können und sollten bei der Schutzstation Wattenmeer gemeldet werden. Nach der kühlen Brise ist es im Wintergarten des Kap Horn umso gemütlicher. Die Krabbensuppe wärmt von innen.

Ostern auf der Insel

Eine Überraschung für uns ist das Osterfeuer am Ostersamstag, das als einziges Feuer dieser Art auf der Insel entzündet wird – direkt beim Stellplatz. Zu dem traditionellen Event kommen auch viele Sylter mit ihren Familien. Zusätzliche Wärme bringen heiße Getränke und Musik. Für mehr Licht sorgen die Fackeln, die ausgegeben werden. Das große Feuer knistert und knackt unter den Argusaugen der örtlichen Feuerwehr.

Mit dem Bus der Linie 2 dauert die Fahrt nach Westerland, dem Hauptort in der Inselmitte, gut eine halbe Stunde. Von dort fährt die Linie 1 noch einmal knapp eine halbe Stunde nach List zum nördlichsten Ort. In List gibt es gleich mehrere Aussichtsplattformen, von denen wir über die atemberaubende Landschaft mit den einzigartigen Wanderdünen und den Salzwiesen blicken. Die Sicht reicht bis zur Nachbarinsel Rømø.

Faszination Wattenmeer

Vom Campingplatz in Rantum läuft man nicht weit zur Strandsauna am Weststrand. Auch die Rantumer Dünenlandschaft ist ein Naturschutzgebiet; hier leben viele seltene Tier- und Pflanzenarten. In der kleinen Sauna unterhalb der Dünen kann man sich so richtig aufwärmen und dabei aufs Meer schauen, das nach dem Schwitzen für rasche Abkühlung sorgt. In knapp einer Viertelstunde bringt uns der Bus von hier zur Sansibar. Ein Besuch im Hotspot inmitten der Dünenlandschaft muss einfach sein. Auch im Frühling ist es nicht einfach, einen Platz zu bekommen.

Ebenso wie der Besuch der bekannten Bar gehört eine Wattwanderung zum Sylt-Erlebnis. Das Unesco-Weltnaturerbe Wattenmeer zieht sich von den Niederlanden bis nach Dänemark und ist das weltweit größte zusammenhängende Gezeitensystem. Die Flächen, die zweimal am Tag trockengelegt werden, bieten Nahrung für Millionen von Vögeln und in jedem Quadratmeter sind bis zu 100,000 Krustentiere, Würmer, Schnecken und Muscheln zu finden. Bis heute ist das Watt weitgehend in seinem ursprünglichen Zustand erhalten und bei einem Spaziergang in Gummistiefeln bekommt man einen Eindruck in den besonderen Lebensraum. Wer ohne Führung durchs Watt wandert, muss sich am Gezeitenkalender orientieren.

Eigentlich wollten wir nach Westerland zur sechs Kilometer langen Promenade entlang des Weststrands. Doch dort ist uns zu viel los. Daher fahren wir mit der Buslinie 1 weiter nach Kampen an das bekannte Rote Kliff. Nach dem Besuch der imposanten Steilküste spazieren wir über den Kampener Kunstpfad. Hier wandern wir auf den Spuren bedeutender Künstler durch den Ort mit seinen reetgedeckten Häusern und in die Heidelandschaft hinein. Einige der Künstler kamen nur zeitweise hierher, andere lebten im Friesendorf. Gedenkstelen mit QR-Codes vermitteln Hintergrundinformationen. Entlang des Strönwai, auch als Whiskymeile bezeichnet, liegen Clubs, Restaurants und Bars, die weit über Sylts Grenzen hinaus bekannt sind. Nach so viel Glamour zieht es uns zurück nach Rantum.

Bevor wir die Insel wieder verlassen, machen wir noch einen Abstecher nach Keitum. Im Ort zeugen prächtige Kapitänshäuser mit reetgedeckten Dächern und gepflegten Gärten von Seefahrertraditionen. Boutiquen, Galerien und Cafés laden zum Bummel über die kopfsteingepflasterten Straßen ein. Auf dem Friedhof künden Inschriften auf den Grabsteinen vom abenteuerlichen Leben der Verstorbenen. So fuhren die Walfänger oft bereits als Kinder zur See. Auch Prominente wie "Spiegel"-Gründer Rudolf Augstein wählten den Friedhof mit Meerblick als letzte Ruhestätte. Auf dem Weinberg bei Keitum, dem nördlichsten in Deutschland, trotzen die Reben dem rauen Seeklima. Mit einer Flasche im Gepäck machen wir uns auf die Heimreise, gespannt, wie uns der Wein aus dem Norden zu Hause wohl schmeckt.

Camping-Tipps

Camping Hörnum

1. April–31. Oktober

Wohnmobile werden nicht auf dem Campingplatz, sondern nur auf dem Wohnmobilplatz gebucht, der ganzjähriggeöffnet hat.

Camping Rantum

1. April–31. Oktober

Für Wohnmobile stehen ganzjährig Flächen außerhalb der inneren Schranken des Platzes zur Verfügung.

Camping Mühlenhof

ganzjährig geöffnet

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Camping Südhörn

ganzjährig geöffnet

Camping Westerland

1. April–31. Oktober

für Wohnmobile stehen ganzjährig Flächen zur Verfügung

Camping Wenningstedt

1. März–30. November, 19. Dezember–5. Januar

Camping Kampen

ganzjährig geöffnet  © Promobil