Berlin (dpa/tmn) - Die Schöne kann zum Biest werden. Wenig ist auf Reisen zwar anmutiger als einsame, wilde Natur. Mancher Urlauber bewegt sich dafür abseits der Zivilisation. Doch die Orientierung im weg- und markierungslosen Gelände ist nicht einfach.

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Wenn das Wetter kippt, kann aus dem Abenteuertrip eine Katastrophe werden. Island zum Beispiel ist nicht nur für seine schöne Natur, sondern auch für urplötzliche Wetterumschwünge und Temperatureinbrüche berüchtigt. Laut der isländischen Such- und Rettungsgesellschaft ICE-SAR sind Unfälle in der Natur die zweithäufigste Todesursache unter den Island-Touristen, hinter Verkehrsunfällen. Im Schnitt sterben dabei drei Menschen pro Jahr.

Sigrídhur Dögg Gudhmundsdóttir von der Touristeninformation legt Trekking-Urlaubern vor allem den Wetterbericht sowie die aktuellen Warnungen und generellen Sicherheitshinweise auf www.safetravel.is nahe. Dort können Naturreisende auch ihren Reiseplan hinterlassen. Ohnehin sollte man die geplante Route einer vertrauenswürdigen Person mitteilen, die im Ernstfall reagieren kann.

Auch in abgelegenen Gefilden Norwegens zählen schlechte Vorbereitung, die Überschätzung der eigenen Kondition, leere Handy-Akkus und fehlende Notfallnummern zu den größten selbst gemachten Gefahren bei Outdoor-Unternehmungen. Hilke von Hoerschelmann von Innovation Norway verweist darauf, dass Norwegens Fläche ungefähr der von Deutschland entspricht, die Einwohnerzahl aber nur leicht über der von Berlin liegt. "Bei Outdoor-Aktivitäten ist man deshalb zumeist auf sich allein gestellt und sollte sich entsprechend vorbereiten." Das heißt: immer auf Frost und Schlechtwetter einstellen. Und: Im Zweifelsfall rechtzeitig umdrehen - das ist keine Schande.

Der Outdoor-Autor und Alpinismus-Experte Uli Auffermann empfiehlt wegloses Gelände ohne Orientierungsmöglichkeit nur Fortgeschrittenen - also denen, die Karte, Kompass und GPS-Gerät sicher beherrschen. Das Kartenlesen will gelernt sein. Zum Beispiel sei es wichtig, bereits bei der Vorbereitung einer Route Geländesprünge zu erkennen.

Sandige Landschaft
Island ist bekannt für seine wilde und raue Natur - unvorsichtige Touristen geraten in der Wildnis aber immer wieder in Not. © dpa / arctic-images.com/Ragnar Th. Sigurdsson

Jens Kuhr vom Deutschen Wanderverband empfiehlt, nicht zu ehrgeizig zu sein: "Wird die Tour anstrengender als gedacht, kann dies den Wanderspaß gründlich verderben." Und für Uli Auffermann bedeutet unbekanntes Gelände vor allen Dingen: Reserven haben. "Ich sollte niemals Touren angehen, die mich physisch wie auch psychisch überfordern. Das bedeutet, ich muss mich gut einschätzen können." Eine wichtige Trekking-Maxime: Erfahrung gewinnen. Also lieber erst einmal Trips in sicheren Gefilden unternehmen, bevor man sich ins große Island-Abenteuer stürzt.

Die Technik wird immer besser - das macht die Orientierung im Gelände oft einfacher. Ein GPS-Gerät aber sollte stets in Verbindung mit einer guten Karte benutzt werden, rät Jens Kuhr. Uli Auffermann hat einen weiteren guten Tipp für alle, die sich in relativ eintönigem Gelände bewegen: "An Wegabzweigen immer umdrehen und schauen, wie der Weg umgekehrt aussieht." Verläuft man sich, ist es hilfreich zu wissen, wo man hergekommen ist.

So ernst das Thema Outdoor-Sicherheit ist, speziell die Isländer beweisen dabei auch Humor. Ihre Such- und Rettungsgesellschaft weist zum Beispiel auf weitere Verwendungszwecke eines professionellen Kompasses hin: Mit Hilfe des Deckels könne der Wanderer "das beste Wasser der Welt" aus klaren Gebirgsbächen schöpfen - und mit dem klappbaren Spiegel sicherstellen, am Ziel respektabel auszuschauen.  © dpa

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