Hitze birgt viele gesundheitliche Risiken. Mit dem Hitzeschutzplan des Bundesgesundheitsministeriums sollen diese verringert werden. Welche Maßnahmen bereits umgesetzt sind und was noch geplant wird, liest du hier.
Gegen warme Sommertage haben wohl die meisten nichts einzuwenden. Doch Hitzewellen, die vermutlich im Zuge der Klimakrise immer häufiger auftreten werden, sind eine große Herausforderung für den Körper. Andauernde Temperaturen über 30 Grad tagsüber und tropische Nächte wirken sich nicht nur auf das allgemeine Wohlbefinden aus, sondern bergen auch, insbesondere für einige Personengruppen, ernste gesundheitliche Risiken. Um die Bevölkerung davor zu schützen, hat das Bundesministerium für Gesundheit einen Hitzeschutzplan erarbeitet.
Was sind die gesundheitlichen Risiken von Hitze?
Die zunehmende Hitzebelastung durch die Klimaerwärmung hat erhebliche gesundheitliche Auswirkungen, wie das Umweltbundesamt erklärt. Hohe Temperaturen und intensive Sonneneinstrahlung fördern zum einen die Entstehung von gesundheitsschädlichem bodennahem Ozon, das zu kurzzeitigen Symptomen wie tränende Augen bis hin zu Langzeitfolgen wie Asthma führen kann. Zum anderen belastet Hitze das körpereigene Kühlsystem, insbesondere in Tropennächten, wenn die Temperaturen nicht unter 20 Grad sinken und sich der Körper nachts nicht ausreichend erholen kann, da die Abkühlung fehlt.
Bei Hitze ist der Körper daher im Dauerstress: Er muss ständig arbeiten, um seine Kerntemperatur von 37 Grad zu halten. Diese Belastung kann besonders bei empfindlichen Personen zu Kreislaufproblemen und Regulationsstörungen führen. Typische Symptome sind:
- Kopfschmerzen,
- Erschöpfung und
- Benommenheit.
Besonders gefährdet sind ältere Menschen und Personen mit chronischen Vorerkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Extreme Hitze kann auch tödlich enden: In den Hitzesommern 2018 und 2019 kam es durch sie allein in Deutschland zu etwa 15.600 zusätzlichen Todesfällen. Prognosen zufolge könnte laut dem Umweltbundesamt die Sterblichkeit durch Hitze mit jedem Grad Celsius Temperaturanstieg um ein bis sechs Prozent steigen. Bis Mitte dieses Jahrhunderts würde dies 5.000 zusätzliche Todesfälle pro Jahr bedeuten.
Der Hitzeschutzplan der Bundesregierung soll diese gesundheitlichen Risiken durch hohe Temperaturen mindern. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach stellte im Juli 2023 den ersten konkreten Hitzeschutzplan des Bundesgesundheitsministeriums vor, der sofortige Maßnahmen und langfristige Strategien umfasst.
Ziele:
- Sensibilisierung der Bevölkerung: Besonders gefährdete Gruppen sollen über Schutzmaßnahmen bei Hitze informiert werden.
- Reduzierung hitzebedingter Todesfälle: Ziel ist es, die Anzahl der Todesfälle durch Hitze zu halbieren und unter 4000 zu halten.
- Effektive Warnsysteme: Durch gezielte Warnungen sollen rechtzeitig Schutzmaßnahmen eingeleitet werden.
- Förderung der wissenschaftlichen Forschung: Verbesserung und Verbreitung von wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Hitzeschutz.
Kurzfristige Maßnahmen im Hitzeschutzplan
Kurzfristige Maßnahmen zielen vor allem auf eine verbesserte Kommunikation bei Hitzegefahr und stärkere Sensibilisierung zum Thema Hitzebelastung ab: Das Bewusstsein über die Hitzerisiken in der Bevölkerung soll wachsen und die Menschen ausreichend vor bevorstehender extremer Hitze gewarnt werden.
Dazu sieht der Hitzeschutzplan zum Beispiel eine routinemäßige Nutzung des Hitzewarnsystems des Deutschen Wetterdienstes vor. Um diese zu gewährleisten, soll daran gearbeitet werden, dass das System umgänglicher für Anwender:innen wird, sodass möglichst viele Menschen beispielsweise über Apps oder SMS damit erreicht werden können.
Außerdem sollen die Länder prüfen, ob die Warnstufen des Systems jeweils verpflichtend an bestimmte Sofortmaßnahmen gekoppelt sein sollen. Dadurch wäre geregelt, was bei jeder Hitzestufe zum Schutz der Bevölkerung zu veranlassen ist.
Langfristige Ziele des Hitzeschutzplans
Auf längere Sicht soll es mit den Maßnahmen des Hitzeschutzplans gelingen, nachhaltige Strukturen zum Schutz vor Hitzerisiken zu etablieren. Beim Hitzeschutz geht es vor allem um Gruppen, die aufgrund ihres Alters, ihres Arbeitsplatzes (zum Beispiel Baustelle), von Vorerkrankungen oder ihrer Lebensumstände (zum Beispiel Obdachlosigkeit) besonders vulnerabel sind.
Daher möchte die Bundesregierung zum Beispiel Pflegeeinrichtungen bei der Vorbereitung auf Hitzewellen unterstützen. Eine Überlegung ist, zusammen mit den Verbänden der Einrichtungen eine bundesweit einheitliche Empfehlung für Hitzeschutz in Pflegeeinrichtungen zu erarbeiten. Möglich wäre auch, dass es in diesen Einrichtungen eine:n Hitzebeauftragte:n geben wird, der oder die Empfehlungen vor Ort umsetzt.
Außerdem soll der Aspekt Hitzeschutz in die Überarbeitung des Präventionsgesetzes aufgenommen werden. Damit einher geht eine Überprüfung, inwieweit Fort- und Weiterbildungen der Gesundheitsberufe Aspekte des Hitzeschutzes aufgreifen können.
Was tun bei Hitze?
Bisher befinden sich nur einige Maßnahmen des Hitzeschutzplans schon in der Umsetzung – vieles muss noch weiter vorbereitet und geprüft werden.
Beispielsweise kannst du bereits einen Blick auf das Informationsportal Klima – Mensch – Gesundheit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung werfen. Dort findest du Empfehlungen zum Hitzeschutz.
Tipps, wie du der Hitze im Alltag gut begegnen kannst, findest du auch in diesen Artikeln:
- Kreislaufprobleme bei Hitze: Tipps und Hausmittel, die helfen
- Müde wegen der Hitze: Das kannst du tun
- Konzentration bei Hitze: So bleibst du fit und leistungsfähig
- Kopfschmerzen bei Hitze: 7 Schnellhilfe-Tipps
Für Kommunen gibt es die Anlaufstelle Hitze Service, bei der kommunale Entscheidungsträger praktische Hilfsmittel finden, um eigene Hitzeschutzmaßnahmen umzusetzen.
Weiterlesen auf Utopia.de:
- Stadtbäume gießen: So hilfst du ihnen bei Hitze
- Sommer und Psyche: So wirkt sich Hitze auf dein Gehirn aus
- Siesta bei Hitze: Warum das sinnvoll ist
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