Fledermäuse können im Garten nützliche Helferlein sein und brauchen nicht viel, um sich in deiner Nähe wohlzufühlen. Warum es sich lohnt, einen fledermausfreundlichen Garten zu gestalten und wie dir das gelingt, erfährst du hier.
Im Frühjahr kannst du sie oft draußen im Garten beobachten: Fledermäuse. Nach einer langen Winterruhe in Höhlen oder auf unseren Dachböden wachen die Fledermäuse im Frühling auf und streifen auf der Suche nach Nahrung durch die Nacht.
Fledermäuse sind die einzigen Säugetiere auf der Welt, die fliegen können. Weltweit gibt es mehr als 1.400 Arten, in Deutschland kommen davon 25vor. Sie stehen alle unter Artenschutz, manche sind laut Nabu sogar vom Aussterben bedroht, wie die Große und Kleine Hufeisennase sowie die Wimpern- und Mopsfledermaus.
Gefährlich werden ihnen unter anderem landwirtschaftlichen Monokulturen, aber auch Windkraftanlagen und das Insektensterben.
Wenn du Fledermäusen helfen möchtest, kannst du ihnen in deinem Garten eine Oase bauen. Es ist nicht viel Aufwand nötig, damit sich die winzigen Jäger der Nacht bei dir wohl und sicher fühlen.
Wie leben Fledermäuse?
Um einen Garten für Fledermäuse zu gestalten, ist es gut zu wissen, wie sie leben:
- Fledermäuse sind in der Nacht wach und ziehen sich morgens zum Schlafen zurück. Dann verstecken sie sich in Baum- und Felshöhlen, auf Dachböden, in Ruinen, Mauernischen, Bergbaustollen, Tunneln oder von Menschen gebauten Fledermauskästen.
- In großen Verstecken wie Höhlen halten Fledermäuse auch gemeinsam Winterschlaf und verschlafen dabei glatt die Hälfte des Jahres. Dabei kuscheln sie sich eng aneinander und wickeln ihre Flügel um den Körper wie eine Decke. Übrigens: Du kannst Fledermäuse im Winterschlaf schützen.
- Fledermäuse sind fleißige Insektenjäger. Manche Arten, wie die Wasserfledermaus, haben einen so hohen Bedarf an Energie, dass sie die meiste Zeit ihres Lebens damit verbringen, über der Wasseroberfläche von Seen und langsam fließenden Flüssen Insekten zu jagen. Dabei schnappen sie die Beute aus der Luft mit ihren Füßen oder der Schwanzflughaut, eine Art Beutel. Erst dann führt sich die Fledermaus das Insekt zum Maul. Der Vorgang dauert nicht einmal eine Sekunde und sie peilt durchschnittlich alle vier Sekunden ein Insekt an.
Fledermäuse benötigen also dunkle Ecken, um sich zu verstecken, sowie ein Jagdrevier, um Insekten zu fangen.
Vielfaltsgarten: Das mögen Fledermäuse
Fledermäuse findest du immer häufiger in Gärten, denn sie leiden unter Wohnungs- und Beutenot. Sie begrüßen daher die Nähe zum Menschen, wenn dieser ihnen ein Zuhause anbietet. Das tust du, indem du Artenvielfalt in deinem Garten ermöglichst:
- Fledermäuse fühlen sich in einem bunten Vielfaltsgarten am wohlsten. Je mehr Pflanzen, desto reicher die Insektenauswahl.
- Eine artenreiche Wiese und heimische Stauden gefallen ihnen besser als ein englischer Rasen. Hier finden sie Nahrung und Unterschlupf.
- Statt Kirschlorbeer oder einer blickdichten Thujahecke solltest du heimische Gehölze wie Holunder und Hundsrose pflanzen.
Ein solcher Garten ist für Insekten attraktiv und damit auch für Fledermäuse, die laut der Deutschen Wildtierstiftung bis zu mehrere tausend Insekten pro Nacht verspeisen können.
Tipp: Wie du einen insektenfreundlichen Garten gestaltest, erfährst du hier: Insektenfreundlicher Garten: So unterstützt du die Artenvielfalt
Fledermaus-Garten: Was du aktiv tun kannst
Um deinen Garten für Fledermäuse attraktiv zu machen, kannst du also einige konkrete Dinge unternehmen. Dazu gehört es, Insekten anzusiedeln und Lebensraum zu schaffen. Das kannst du tun:
- Verzichte auf aggressive Mittel: Mit dem Einsatz von Pestiziden wird es weder viele Insekten noch Fledermäuse in deinem Garten geben. Verzichte auf Insektizide und andere Gifte. Setze stattdessen auf giftfreies Gärtnern. Tipps dazu hier: Schädlinge im Garten natürlich bekämpfen: 4 Tipps
- Lege ein Fledermausbeet an: Nachtblühende, nektarreiche Blütenpflanzen, zum Beispiel Leimkraut, Seifenkraut, Mädesüß und Wegwarte locken durch ihren intensiven Duft Nachtfalter an, die Lieblingsspeise vieler Fledermausarten. Bewährt haben sich auch Salweide, Schlehe und Brennnessel.
- Pflanze Büsche und Bäume: Alte Bäume solltest du stehen lassen oder neue Baumarten pflanzen. Zwar passt nicht in jeden Garten eine Eiche, auf folgenden Büschen und Bäumen tummeln sich aber ebenfalls Insekten: Haselnuss, Apfelbaum, Birnbaum, Kirschbaum, Schlehe, Weißdorn, Brombeere und Himbeere. Sie bieten den Tieren nicht nur Nahrung, sondern auch Lebensräume.
- Lege einen Teich an: Das Wasser zieht viele Insekten an – und bietet Fledermäusen so einen reich gedeckten Tisch. Je artenreicher der Garten, desto mehr Insekten tummeln sich dort. In einem weiteren Artikel erfährst du, wie du einen Teich anlegen kannst,
- Schaffe Unterschlüpfe: Höhlen in alten Bäumen oder alte Keller werden gern als Winterquartier genutzt, wenn sie kühl, feucht und frostfrei sind. Wo es das nicht gibt, kannst du Wohnraum schaffen. Ein Fledermausbrett oder ein Flachkasten an der Giebelwand sowie Höhlenkästen werden von den Tieren gern angenommen. Viele Kästen lassen sich auch in Bäumen anbringen. Geeignete Fledermauskästen gibt es im Fachhandel – oder du baust ihn einfach selbst.
Tipp: Fledermäuse lieben nicht nur lebende Bäume. Auch Totholz kann ihnen einen Lebensraum bieten. Lass deshalb auch mal wilde Ecken im Garten stehen.
Fledermäuse: Nützlich für unsere Gesundheit und den Planeten
Einen fledermausfreundlichen Garten anzulegen, hat viele Vorteile für Gesundheit und Umwelt:
- In den Tropen sind Fledermäuse so nützlich wie Bienen: Sie sind die Hauptbestäuber, zum Beispiel von Mangos, und können Pollen über weite Strecken tragen. So verbreiten sie auch Samen über lange Distanzen, sodass ein Wald immer wieder artenreich nachwachsen kann. Auch wenn die Fledermäuse in gemäßigten Breiten weniger produktiv wirken, sind sie nicht weniger nützlich.
- Forscher:innen der Universität Ulm haben die Kronen von Stieleichen gegen die Besuche von Fledermäusen und Vögeln abgeschirmt und zwischen Juli und Oktober dreimal die Schäden an den Blättern ermittelt. In allen Fällen wiesen diese Bäume mehr Schäden und mehr Löcher pro Blatt auf als Vergleichsbäume ohne Netz.
- Würden Fledermäuse aus den Ökosystemen verschwinden, gäbe es zwar mehr Insekten, mit ihnen aber auch neue Krankheiten, die auf den Menschen übertragen werden könnten. Im Angesicht der steigenden Temperaturen im Sommer und dem Aufkommen neuer Überträger, wie bestimmter Mückenarten, sind Fledermäuse ein natürlicher Schutz für Menschen und Tiere.
Wichtig: Einheimische Arten sind keine Überträger von Covid
Es mag durchaus kritische Stimmen zu Fledermäusen im Garten geben: Denn seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie stehen Zoonosen stärker im Fokus, also Krankheiten, die von Tier zu Mensch übertragen werden. Es ist wichtig dabei zu unterstreichen, dass das Auftreten und die Ausbreitung von Zoonosen eine direkte Folge unseres fatalen Umgangs mit Tieren und Ökosystemen ist und nicht die Tiere als Schuldige herangezogen werden sollten.
Einheimische Fledermäuse sind keine Überträger von SARS-CoV 2. Sie aufgrund einer vermeintlichen Gesundheitsgefahr zu bekämpfen, ist nicht nur moralisch verwerflich, sondern auch strafbar. Je nach Bundesland entstehen für das Verletzen oder Töten einer Fledermaus Strafen von bis zu65.000 Euro.
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