Fürth - Noch sind die Babysachen nicht verräumt, könnten also sofort wiederverwendet werden. Und auch der Altersabstand zum ersten Kind wäre nicht groß, gemeinsames Spielen gut möglich. Das spricht doch eigentlich für ein weiteres Baby gleich hinterher. Doch ist ein kleiner zeitlicher Abstand zwischen dem ersten und zweiten Kind wirklich eine gute Idee?

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"Wenn mich Eltern mit einem weiteren Kinderwunsch nach dem idealen Zeitpunkt fragen, habe ich leider keine Patentlösung", sagt Dana Mundt von der Onlineberatung der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (bke-Elternberatung) im Interview. Aus ihrer Sicht gibt es aber Punkte, die bei einer gemeinsamen Entscheidung der Eltern helfen können.

Frage: Welche Faktoren sollten bei der Planung berücksichtigt werden?

Dana Mundt: Es gibt keinen Abstand, der den Eltern in jedem Falle garantiert, gut durch die Kleinkinder-Zeit zu kommen oder dass sich die Geschwister in jedem Falle verstehen werden.

Die individuelle Entscheidung für einen kleinen oder großen Abstand hängt auch vom Umfeld ab, etwa der Wohnsituation, der Wohnungsgröße, der Arbeitssituation, der familiären Unterstützung vor Ort, dem familiären Freundes-Unterstützungs-Netz, der finanziellen Situation oder der gesundheitlichen Situation. Ein weiterer Punkt ist auch die eigene Kindheit, sprich die Vorlieben der Eltern: Wollte man früher etwa selbst immer gern eine Schwester oder einen Bruder haben oder fand man genau die einfach nur einschränkend.

Eine weitere Facette ist, dass bei Kindern nichts vorhersehbar ist, auch wenn wir uns das als Eltern wünschen würden. Geschwister lieben und streiten sich - manche wenig, manche viel. Das kann unabhängig davon sein, ob sie vom Alter her weit auseinander oder nah beieinander sind, ob sie das gleiche oder ein unterschiedliches Geschlecht haben. Manchmal herrscht gerade wegen größerer Unterschiede eher Harmonie - oder eben auch nicht.

Sozialpädagogin Dana Mundt
Dana Mundt arbeitet als Sozialpädagogin bei der Onlineberatung der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (bke). © dpa / M. Urban/Dana Mundt/dpa-tmn

Und noch etwas ist bei der Entscheidung wichtig: Man sollte nach jeder Geburt dem Körper Zeit zum Regenerieren lassen. Denn eine Geburt ist anstrengend und auch jede weitere Schwangerschaft, vor allem, wenn das erste Kind noch im Babyalter ist. Ich denke da an die Müdigkeit und Erschöpfung, die auch im Frühstadium der Schwangerschaft durch die hormonelle Umstellung den meisten Müttern deutlich zusetzt.

Frage: Was spricht für einen kürzeren Altersabstand? Was dagegen?

Dana Mundt: Ich sehe es als Vorteil, dass Geschwister mit einem geringeren Altersabstand oftmals ähnliche Interessen haben und sich meist besser miteinander beschäftigen können. Das ist auch positiv für die soziale Entwicklung.

Es gibt auch Vorteile in der gemeinsamen Erziehung, denn Eltern können ähnliche Erziehungsansätze aufrechterhalten. Praktisch und finanziell kostengünstig ist auch die Nutzung der vorhandenen Ausstattung - von Wickelkommode, Kinderwippe, Beistellbett und Co. über Spielsachen bis hin zur wiederverwendbaren Kleidung.

Als nachteilig kann sich aber auch ein gewisser Zeitmangel herausstellen. Das heißt, Eltern könnten sich schnell überlastet fühlen, wenn sie zwei sehr jungen Kindern gerecht werden wollen. Dazu kommen Stress, Schlafmangel, chronische Müdigkeit und Erschöpfung. Ein Aspekt sind auch die finanziellen Kosten. Sie können für zwei Kinder, die zeitgleich in Betreuung sind, erheblich höher sein.

Nicht zu vergessen: Der Anspruch, jedem Kind Aufmerksamkeit zu schenken, kann herausfordernd sein. Es kann auch passieren, dass die Kinder um die Aufmerksamkeit der Eltern buhlen oder streiten.

Frage: Was spricht für einen größeren Altersabstand? Was dagegen?

Dana Mundt: Der größte Vorteil ist da ganz klar die individuelle und intensiviere Aufmerksamkeit für jedes der Kinder. Zudem haben die Eltern mehr Zeit und Ruhe, auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Kinder einzugehen.

Bei einem größeren Abstand kann auch der Wiedereintritt in den Beruf einfacher sein, weil man nicht so lange raus ist, wie bei zwei Kindern hintereinander.

Nachteile sehe ich - bedingt durch den größeren Altersabstand - in einer weniger engen Bindung der Geschwisterkinder, da sie in komplett anderen Lebensphasen stecken. Andererseits passiert es aber auch, dass gerade durch einen größeren Abstand auch eine gute Bindung entstehen kann.

Rechnen muss man mit unterschiedlichen Bedürfnissen der Kinder. Da muss man den Spagat beherrschen in Bezug auf Aktivitäten und Urlaube oder Erziehungshaltung. Herausfordernd kann über längere Zeit sein, die Aktivitäten der Kinder in verschiedenen Altersgruppen zu koordinieren.

Elternsein über einen längeren Zeitraum kann auch als anstrengend erlebt werden. Es kommt das Gefühl auf: "Da werden wir ja nie fertig!" Andere Eltern wiederum gehen gerade darin auf und sind gern lange aktiv Eltern.  © Deutsche Presse-Agentur

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