- Nun ist es also wieder so weit: Die Schulen sind zu, das Lernen muss zuhause stattfinden.
- Damit die Coronakrise keine Familienkrise mit sich bringt: Diese Tipps helfen, Druck rauszunehmen.
Eltern sehen sich jetzt erneut vor einer Herausforderung, die sie zwar inzwischen schon kennen, die aber anstrengend bleibt: Schulen haben geschlossen, die Kinder müssen zu Hause lernen. Irgendwie muss dafür gesorgt werden, dass sie das auch tun. Und zwar, ohne dass der große Frust und Lagerkoller aufkommt. Doch es wird gehen! Diese Tipps helfen, Kinder zum Lernen zu motivieren.
Wie komme ich an den Lernstoff?
Sofern es möglich ist, sollten Eltern bei den Lehrkräften oder der Schule nachfragen, welchen Stoff sie mit dem Kind wiederholen und lernen können, riet Ilka Hoffmann bereits im ersten Lockdown. Sie leitet im Vorstand der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft den Bereich Schule.
Oft ist es so geregelt, dass die Lehrer den Eltern via Elternsprecher den Stoff für eine Woche, etwa per Mail, zukommen lassen. Inzwischen sind viele Lehrerinnen und Lehrer auch dazu übergegangen, die Kinder, wenn kein Distanzunterricht stattfindet, ein- oder zweimal am Tag per Videokonferenz zusammenzutrommeln. Das hilft, mehr Struktur im Alltag zu haben.
Woher bekomme ich Lernmaterial?
Wem es hilft: Viele Schulbuchverlage bieten Zusatzmaterial fürs Lernen an. "Das können Eltern über einen QR-Code im Buch oder auf den Internetseiten der Verlage finden", sagt Hoffmann.
Im Internet finden sich zudem zahlreiche Plattformen, die Arbeitsblätter anbieten. Eine gute Lern-App ist beispielsweise "Anton" für Schüler der Klassen eins bis acht.
Wie teile ich die Lernzeiten ein?
So geballt wie in der Schule müssen Eltern das Lernen zu Hause nicht gestalten. "Besser ist es, das Lernen über den Tag zu verteilen", rät Hoffmann - und dabei genügend Pausen einzubauen.
"Eltern können den Schulunterricht nicht simulieren", sagt Maresi Lassek, Bundesvorsitzende des Grundschulverbandes. Dennoch sei es wichtig, den Tag durch feste Abläufe zum Beispiel für das Aufstehen und für Mahlzeiten wie gewohnt zu strukturieren. Auch klare Absprachen für Zeiten zum Lernen helfen.
Eltern müssen sich auch nicht streng an den Stundenplan halten. "Lassen Sie das Kind die Reihenfolge aussuchen", rät Hoffmann. Damit kein Stoff zu kurz kommt, können Eltern aber auch sagen: "Gestern haben wir viel Mathe gemacht, dann kommt heute mehr Deutsch dran".
Tipp aus unserer Redaktion: Leiten Sie die Lernzeit mit beruhigender Musik ein. Hören die Kinder die beispielsweise die schönen Klänge von "Forrest Gump", wissen sie: Zeit aufzuräumen und sich fürs Lernen bereit zu machen. Viele Lehrer setzen diese Methode morgens in der Grundschule ein.
Lerntagebuch führen
Jüngere Kinder kann es motivieren, wenn sie das Gelernte jeden Tag in eine Art Tagebuch eintragen, eventuell mit Hilfe der Eltern. Dazu lassen sich einfach in einer Mappe Arbeitsblätter und Übungen einkleben.
"Dann kann das Kind darin blättern und stolz auf das Geschaffte sein", sagt Hoffmann. Positiver Nebeneffekt: Das Kind wiederholt Lerninhalte - und das ist immer gut.
Eltern sollten nicht Lehrer spielen, Lernspiele ausprobieren
Der Grundschulverband nimmt Eltern den Druck: Sie müssen jetzt nicht zu Hause Lehrer spielen. Statt auf das Abarbeiten von Lernstoff zu pochen, sollten sie sich auf Aktivitäten konzentrieren, die sonst zu kurz kommen. Am besten gestalten Eltern das Lernen anschaulich und spielerisch, empfiehlt Hoffmann - damit die Kinder nicht auf die Uhr schauen, sondern Spaß an der Sache haben und motiviert sind. Diese Anregungen gab der Grundschulverband im ersten Lockdown:
- Lesen: Abhängig von der Lesestufe des Kindes kann das Vorlesen sein, aber auch eigenständiges Lesen, Partnerlesen und gegenseitiges Vorlesen. Der Lesestoff sollte dabei Interessen des Kindes treffen. "Es ist sinnvoll, sich mit dem Kind über das Gelesene auszutauschen", rät Maresi Lassek vom Grundschulverband. Man könne auch Fortsetzungsstränge weiterspinnen oder alternative Lösungsmöglichkeiten diskutieren.
- Kopfrechnen: Plus und Minus im Zahlenraum bis 20, 100, 1000, sowie kleines Einmaleins. "Das sollte aber nicht so lange gehen wie eine Schulstunde, denn die Ansprache und Interaktion ist zu Hause viel intensiver", erklärt Lassek. Sie empfiehlt konzentrierte 10 bis 15 Minuten pro Tag. Statt in ein Mathebuch zu schauen, könnten Eltern bei jüngeren Kindern zum Beispiel Dosen mit Steinchen füllen und fragen, schlägt Hoffmann vor: Wie viele Steine fehlen, damit es zehn sind? Oder man entwickelt gemeinsam eine Geschichte und schreibt die Anfangsbuchstaben der Worte auf.
- Bauen und Konstruieren: Das könne nach Bauanleitungen geschehen oder mit Bausteinen oder Materialien, die zu Hause vorhanden sind. Das schule technisches Verständnis, räumliches Vorstellungsvermögen, Handgeschicklichkeit, Feinmotorik, Wahrnehmung, Ausdauer und Geduld. Zu gelungenen Bauwerken schreiben viele Kinder auch gerne die Bauanleitungen für andere auf.
- Kinderfilme schauen: und zwar gemeinsam. Danach kann man darüber reden, etwa über das Land oder die Region, in dem der Film spielt, welche Tiere dort leben und wie sie leben. Das könne man dann alles zusammen recherchieren.
- Gesellschaftsspiele: "Dabei können Kinder viel lernen - etwa Ausdauer, Regelverhalten, Konzentration."
- Kreatives: Man könne ein Lied oder szenische Darstellung einstudieren oder ein Gedicht lernen.
- Musik zum Einsatz bringen: Darauf setzen viele Familien ohnehin schon, wenn es um Bildung geht. Tipp unserer Redaktion: Das Projekt "Junge Dichter und Denker" vermittelt mit Liedern spielerisch das Einmaleins oder deutsche Gedichte.
- Ausflüge in die Natur: sofern sie möglich sind. Dabei können Tiere und Pflanzen fotografiert werden, die man nicht kennt, worüber man aber mehr wissen will. Dann kann zu Hause alles darüber in Lexika, in Sachbüchern oder im Internet recherchiert werden.
Bei allen Aktivitäten sollten Eltern die Kinder fragen, was sie interessiert, was sie wissen und tun wollen, und dann zu gemeinsamen Absprachen kommen. Beim Tagesablauf sei zwar eine Struktur wichtig, es sollte aber auf einen ausgewogenen Wechsel von fremdbestimmten und selbstbestimmten Tätigkeiten geachtet werden. "So beschwören Eltern keine unnötigen Konflikte herauf", meint Lassek.
Sie beruhigt zudem: "Wenn es an einem Tag noch nicht richtig funktioniert, dann klappt es eben am nächsten Tag. Die Hauptsache ist, man nimmt den Stress raus." (dpa/af)
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