Was tun, wenn die Großmutter oder der Großvater sich sehnlichst einen tierischen Begleiter wünscht, aber das Tierheim keines vermittelt? Wie wäre es mit "Senioren für Senioren"? Das ist ein Projekt vom "Sonnenhof für Mensch und Tier e.V." im bayrischen Rottenbuch. Hier werden ältere Hunde altersgerecht gehalten und an ältere Menschen vermittelt. Denn auch die betagten Vierbeiner haben aufgrund ihres hohen Alters oft Probleme, ein passendes Zuhause zu finden.
Viele Menschen scheuen sich davor, einen alten Hund zu sich zu holen – schließlich will man möglichst viel Zeit mit dem neuen Familienmitglied verbringen. Bei alten Hunden könne es nicht lange dauern, bis sie versterben – so die Logik dahinter.
Außerdem haben einige Tiere mit hohem Alter bereits ein paar Gebrechen und Krankheiten wie Arthrosen und Herzerkrankungen, die sie mit sich bringen. Die potenziellen oder tatsächlichen Kosten für Tierarztbesuche und Medikamente schrecken viele ab. Dass ältere Tiere hier und da etwas mehr Unterstützung brauchen, welche mehr Zeit in Anspruch nimmt, ist ein weiterer Faktor.
Ähnliche Herausforderungen und ähnliche Bedürfnisse
Ältere Menschen stehen da vor ähnlichen Herausforderungen: Oft wird ihnen nicht mehr zugetraut, lange genug für ein Tier da sein zu können. Auch sie wollen es gerne etwas langsamer angehen lassen, aber trotzdem jemanden haben, der für sie da ist. Gerade deshalb passen die tierischen und menschlichen Senioren so gut zueinander. Das haben sich auch die Betreiber des Sonnenhofs gedacht – und dieses Konzept einfach in die Tat umgesetzt.
Der Sonnenhof ist eine Einrichtung vom Deutschen Tierschutzbund, die über Spenden finanziert ist. Hier gibt es neben einer Welpen-Auffangstation ein Tierheim für alte Hunde. Bis zu drei Senioren-Hunde wohnen dort zusammen in jeweils einer Blockhütte mit einem großen Auslauf. Im Winter sogar mit Fußbodenheizung, im Sommer mit Klimaanlage. Insgesamt hat die Einrichtung zwischen 70 und 80 ältere Hunde seit der Gründung des Senioren-Hunde-Dorfs im Juni 2015 erfolgreich vermittelt.
So läuft die Vermittlung ab
Schon vor der Vermittlung werde genau darauf geachtet, dass beide Senioren gut zusammenpassen, sagt Sonnenhof-Leiterin und Tierärztin Hannah Wendt im Gespräch mit DeineTierwelt. Viele Halter würden sich meist schon vorher überlegen, zu wem die Tiere kommen können, wenn die Besitzer selbst gesundheitlich nicht mehr in der Lage sein sollten, sich um ihren Hund zu kümmern.
Vorab können sich Hund und Mensch bereits digital beschnuppern, bevor sie sich dann persönlich vor Ort im Tierheim kennenlernen. Wenn die Tiere dann ein neues Zuhause gefunden haben, sei das Team des Sonnenhofs weiterhin da für Fragen und Probleme der neuen Halter, sagt sie.
Derzeit warten sieben Senioren-Hunde in ihrem Senioren-Dorf darauf, vermittelt zu werden: der Kurzhaar-Colliemischlings-Rüde Aramis, der Kangal-Rüde Arthos, Kangal-Dame Elli, Australian-Sheperd-Rüde Gajo, Schäferhundmix-Hündin Lady Naza, Kangal-Rüde Pascha und Mischlingsrüde Tommy. Auf der Website des Sonnenhofs gibt es Steckbriefe und Fotos zu jedem einzelnen Tier.
Das sind die Herausforderungen der Vermittlung
Generell seien viele Interessenten zunächst vom Bewerbungsprozess abgeschreckt, der aber notwendig ist, um ein passendes Zuhause zu finden, sagt Wendt. Besonders kleine Hunde seien sehr gefragt – in herkömmlichen Tierheimen, aber auch im Senioren-Dorf. Deshalb weist die Einrichtungsleiterin darauf hin, dass "viele tolle große Hunde im Tierheim auf ein Zuhause warten."
Oft würden die Hunde auch zunächst nur nach ihrem Aussehen ausgesucht. Wichtig sei vor allem, dass die Bedürfnisse und Lebensumstände von Hund und Senioren zueinander passen. Per Mail und telefonisch können Interessenten einen Individualtermin mit dem Sonnenhof ausmachen, bei dem ein Tierpfleger dabei ist und intensiv zu berät.
Was ist, wenn einer von beiden krank wird?
"Wenn es hart auf hart kommt, springen wir selbstverständlich immer ein und sagen, der Hund kann zu uns zurück, jedenfalls übergangsweise", versichert Wendt. Andersherum, falls sich die Grunderkrankung des Senioren-Hundes verschlechtert, sei der Sonnenhof auch dann für Mensch und Tier da. Über die möglichen Kosten im Falle einer Krankheit solle sich aber im Vorfeld jeder Hundebesitzer im Klaren sein – unabhängig vom Alter, betont die Tierärztin.
"Da wir aber wissen, dass die älteren Hunde häufig höhere Kosten verursachen und die neuen Besitzer die vermeintlich kostengünstigere Phase dieses Hundes gar nicht miterlebt haben, unterstützen wir bei bekannten Grunderkrankungen auch finanziell bei den Medikamenten", so die Sonnenhof-Leiterin. Bei den allgemein steigenden Tierarztkosten empfehle sie als Tierärztin – und generell im Namen des Sonnenhofs, darüber nachzudenken, eine Tierkrankenversicherung abzuschließen.
Erfreulicher Vermittlungs-Erfolg
"Wir als Team freuen uns echt immer, wenn einer unserer Hunde ein Zuhause gefunden hat", sagt Wendt. Eine ihrer letzten Vermittlungen war der elfjährige Parson Russel Terrier Kimo. Er sei sehr oft wieder zurückgegeben worden und immer wieder im Alten-Tierheim gelandet. Nicht, weil er so krank war, sondern weil er Aggressionsprobleme hatte, erklärt Wendt.
Die neue Besitzerin habe der Sonnenhof trainerisch sehr eng begleitet. Trotzdem sei es zwischendurch nicht ganz klar gewesen, ob er wirklich bei ihr bleiben könne. Vor Kurzem dann die erfreuliche Nachricht: "Zum Glück sind die beiden zu so einem guten Team zusammengewachsen, dass sie ihn nicht mehr hergibt", freut sich Wendt. © Deine Tierwelt
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