Es macht Dich glücklich, Deinen Hund zu streicheln? Dann bist Du sicherlich nicht allein. Aber was genau passiert eigentlich in Deinem Gehirn, wenn Du mit Deinem Vierbeiner kuschelst? Das hat jetzt eine neue Studie herausgefunden.
Dass uns Tiere guttun, wissen die meisten von uns. Jetzt ist es offiziell und wissenschaftlich bestätigt: Kuscheln mit Hunden hat eine positive Wirkung auf das menschliche Gehirn. Das hat die Wissenschaftlerin Rahel Marti zusammen mit ihren Kollegen an der Universität Basel in einer aktuellen Studie jetzt herausgefunden.
Sie haben die Gehirnaktivitäten von 21 Probanden ohne Hundehaar-Allergien oder Angst vor Hunden in sechs Sitzungen über zwei Wochen verteilt gemessen, während sie mit lebendigen Hunden und Plüschtieren interagiert haben. Zwei der Probanden nahmen nicht bis zum Ende der Studie teil. Es beendeten insgesamt neun Frauen und zehn Männer bei einem Durchschnittsalter von etwa 32 Jahren die Studie.
Drei Hunde waren Teil der Studie: eine sechsjährige Jack-Russel-Hündin, eine vierjährige Goldendoodle-Hündin und eine vierjährige Golden-Retriever-Hündin. Sie alle waren menschlichen Kontakt gewöhnt und trainiert, um mit Menschen in einer Krankenhausumgebung zu arbeiten. Das Plüschtier namens Leo war ein Löwe, der mit einer warmen Wasserflasche in seinem Inneren ausgestattet war, um die Körperwärme und das Gewicht eines echten Hundes zu simulieren.
Bisher gebe es nur wenige Studien dieser Art, bei denen der Kontakt von Menschen mit "echten" Tieren untersucht werde, so die Forscher. Bei vielen dieser Studien habe man den Probanden bisher nur Bilder von Tieren gezeigt. Bei dieser Studie war das anders.
So verlief die Studie
Die Probanden saßen auf einem Therapiecouch mit Blickrichtung auf eine 1,5 Meter entfernte weiße Wand, während die Mitarbeiter ihnen zwei Sensoren an der Stirn anbrachten, um die Sauerstoffsättigung zu messen. In der ersten Phase schauten sie nur entspannt die Wand an. In der zweiten Phase beobachteten sie entweder den Hund oder das Plüschtier aus der Ferne.
Und in der dritten Phase lagen der Hund oder das Plüschtier auf der Couch oder dem Oberschenkel der Studienteilnehmer, ohne dass sie ihn streichelten. In der vierten Phase streichelten die Teilnehmer den Hund oder das Plüschtier. Und die fünfte und letzte Phase verbrachten sie wieder neutral und blickten entspannt auf die weiße Wand, ohne den Hund oder das Plüschtier in Sichtweite. Jede Phase dauerte jeweils zwei Minuten.
In einem kontrollierten Rahmen wurde mittels einer funktionelle Nahinfrarot-Spektroskopie (fNIRS) gezielt beobachtet, welchen Einfluss das Streicheln eines lebendigen Hundes hat. Dazu gab es drei Sitzungen mit einem Hund und abwechselnd dazu drei Sitzungen mit einem Plüschtier. Dabei strahlten die Forscher mithilfe von Leuchtioden Infrarotlicht ins Gewebe und empfindliche Sensoren maßen, wie das Licht reflektiert wurde.
Um herauszufinden, welche Bereiche im Gehirn aktiv waren, wurde die Sauerstoffsättigung und Konzentration von sauerstoffreichem, sauerstoffarmem und dem gesamten Hämoglobin des Blutes im Frontallappen gemessen. Eine Zunahme von sauerstoffreichem Hämoglobin in der Region des aktiven Frontallappens zeigt eine erhöhte Gehirnaktivität an. Außerdem wurden innerhalb der Studie noch die Herzschlagfrequenz, die Herzfrequenzvariabilität und das Hautleitwertniveau gemessen. Diese Ergebnisse werden einzeln veröffentlicht.
Das sind die Ergebnisse
Hunde aktivieren laut der Studie den präfrontalen Cortex, also den vorderen Teil des Gehirns. Dieser Bereich ist für die Verarbeitung und Regelung emotionaler und sozialer Interaktionen zuständig. Bereits als die Teilnehmenden den Hund und das Plüschtier anschauten, wurde diese Gehirnregion aktiviert. Noch höher war die Gehirnaktivität als die Probanden mit den lebendigen Hündinnen Kontakt hatten. Je häufiger der Kontakt, desto höher das Niveau des sauerstoffreichen Hämoglobins und des gesamten Hämoglobins, allerdings nur bei Kontakt mit den lebendigen Hunden. Beim Kontakt mit dem Plüschtier blieb die Aktivität gleich. Sauerstoffarmes Hämoglobin und die Sauerstoffsättigung blieben ebenfalls gleich. Dies müsse in anderen Studien weiter untersucht werden.
Interaktionen mit Hunden aktivieren also mehr Aufmerksamkeitsprozesse und emotionale Erregung als nicht-lebendige Stimuli. Eine aufgebaute Beziehung zu dem Hund sei ein wichtiger Faktor. Die Ergebnisse seien klinisch relevant für Patienten mit Defiziten bei der Motivation, Aufmerksamkeit und sozioemotionalen Funktion. Tiere in therapeutische Eingriffe zu integrieren könne deshalb ein vielversprechender Ansatz sein, um die emotionale Beteiligung und Aufmerksamkeit zu verbessern, so die Wissenschaftler. Dies sollte in künftigen Studien untersucht werden, schlagen die Forscher vor. Denn neurologische Wechselbeziehungen der menschlichen Interaktion mit Tieren seien bisher noch wenig erforscht. © Deine Tierwelt
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