Der Bürgermeister eines kleinen Fischerdorfes in Mexiko kam kürzlich einer 230-jährigen Tradition seines Chontal-Volkes nach. Er heiratete ein Krokodil. Das indigene Volk glaubt, dass ihnen dieses Ritual, neben Glück und Wohlstand, auch Regen bringt.

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In dem kleinen Fischerdorf San Pedro Huamelula, im Süden von Mexiko, fand kürzlich eine ganz besondere Feierlichkeit statt. Der Bürgermeister Víctor Hugo Sosa hat geheiratet. Eigentlich erstmal keine interessante Neuigkeit. Die absolute Besonderheit hierbei ist die Braut selbst. Die ist nämlich kein Mensch, sondern ein Krokodil. Um genau zu sein ein Kaiman, mit Namen Alicia Adriana.

Kaimane sind in Südamerika zuhause und eine Unterfamilie der Alligatoren. Die Raubtiere können bis zu zwei Meter lang werden und bis zu 80 Kilogramm auf die Waage bringen. Sie sind also kleiner als die meisten ihrer Artgenossen. Mit Ausnahme des Schwarzen Kaimans, dieser kann bis zu 6 Meter lang werden.

Mit zugebundenem Maul vor den Altar

Damit das ganze Volk Teil der Feierlichkeiten sein kann, ist es Brauch, die künftige Braut vor der Vermählung von Haus zu Haus zu bringen. Damit alle die Möglichkeit haben, das Reptil zu umarmen und gemeinsam zu tanzen. Auch das Outfit spricht für sich: Ein grüner Rock und eine handbestickte Tunika. Den Kopf schmücken Bänder und Pailletten. Für die Hochzeitszeremonie selbst wird Alicia Adriana in ein anderes Outfit gesteckt. Während der Besuche bei den Bewohnern und der Vermählung ist das Maul des Kaimans mit einem dünnen Seil zugebunden.

Grund für die Tradition ist eine frühere Konfliktbeilegung

Doch wieso überhaupt eine Hochzeit zwischen Lokalpolitiker und Kaimanweibchen? Die Tradition hat mittlerweile seit 230 Jahren Bestand und soll an einen Tag erinnern, an dem zwei indigene Gruppen begannen, miteinander in Frieden zu leben. In der Überlieferung der Geschichte wurde der Konflikt jener Völker beigelegt, indem es eine Hochzeit gab. Zwischen dem König der Chontals und einer Prinzessin der Huave-Gruppe. Ersterer wird heute durch den Bürgermeister vertreten, das Kaimanweibchen stellt die Prinzessin dar. Die Heirat soll beide Seiten mit "Mutter Erde" verbinde. Auf die Weise bitte das Volk außerdem um Regen und Harmonie.

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Tierquälerei für die Tradition

Dass es sich bei dem Verkleiden, Herumreichen und dem Zubinden des Mauls eindeutig um Tierquälerei handelt, steht außer Frage. Das Reptil wird bei dieser Zeremonie einer enormen Belastung ausgesetzt. Krokodile sind äußerst stressanfällig und meiden die Nähe zu Menschen. Darüber hinaus ist es gleichermaßen verwerflich, ein Tier in ein Kleidchen zu stecken, es zu entwürdigen und Menschen die Botschaft zu vermitteln, dass Tiere für unsere Unterhaltung da sind.  © Deine Tierwelt

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