Sie sind niedlich – aber auch umstritten. Pudel-Mischlinge, auch Doodles genannt, gelten als überteuert, Züchter würden mit den Welpen schnellen Umsatz machen wollen. Aber wie fundiert ist die Kritik? Zwei Tierärzte äußern sich dazu.

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Flauschig, freundlich, pflegeleicht: Pudel-Mischlinge sind voll im Trend. Immer mehr Haustierhalter legen sich einen Doodle zu, wie die Hybridhunde genannt werden. Als vielseitige Familienhunde sind die gemischtrassigen Fellnasen mit dem umgänglichen Wesen der absolute Renner.

Doodles werden mit dem Ziel gezüchtet, die besten Eigenschaften der genau festgelegten Elternteile zu kombinieren. Das stößt immer wieder auch auf Kritik – ebenso der hohe Preis, der von vielen Züchtern für Doodle-Welpen angesetzt wird. Nicht selten heißt der Vorwurf: Das Geschäft mit den Pudel-Mischlingen ist Geldmacherei von sogenannten "Puppy Mills" (deutsch: Welpenfabriken), die Hunde als Gebärmaschinen missbrauchen.

Doodles gelten als leicht zu händeln.
Doodles gelten als leicht zu händeln. © Foto: unsplash.com/Catherine (Symbolfoto)

Doodles gelten als leicht zu händeln

Der Tierarzt und Blogger Ralph Rückert sowie seine Kollegin Johanne Bernick äußerten sich in einem Beitrag ausführlich zu dem umstrittenen Thema. Das Duo betont, dass das "Doodle-Bashing" aus tiermedizinischer Sicht wenig Sinn ergebe. "Was uns beruflich an Hunden interessiert, lässt sich auf drei schlichte Fragestellungen reduzieren: Ist der Welpe funktionell und grundsätzlich gesund, auch und nicht zuletzt, was sein Verhalten angeht? Bleibt er im weiteren Lebensverlauf weitgehend gesund und erreicht er eine normale Lebensspanne? Und last but not least: Erfüllt er die Erwartungen seiner Besitzer:innen?", heißt es in dem Blogbeitrag.

Bei Doodles seien in der Regel nicht mehr gesundheitliche Probleme zu erwarten als bei anderen Mischlingsrassen – sowie bei einigen Rassehunden. Auch die Verhaltensgesundheit lasse kaum Kritik zu, immerhin werde von den Züchtern ja absichtlich eine Partnerrasse gewählt, die für ihr pflegeleichtes Verhalten bekannt ist. Doodles gelten, als leicht zu händeln, auch für Anfänger.

Zufriedenheit der Doodle-Besitzer ist groß

Das Wichtigste für Rückert und Bernick ist die Antwort auf die Frage, ob die Menschen, die sich einen Doodle zulegen, zufrieden sind. Das sei schließlich entscheidend für jede Form der Züchtung. "Suchen Sie mal einen Second-Hand-Doodle in Tierheimen oder über die einschlägigen Internet-Seiten! Sie werden schnell feststellen, dass da nicht viel zu holen ist, zumindest im Vergleich zum absoluten Überangebot an massiv verhaltensauffälligen ‚Herdis‘ aus dem Auslandstierschutz und Listenhunden mit ihren Mischlingen", schreiben die Tierärzte.

Das sei ein Indiz dafür, dass die Halter langfristig glücklich mit den pflegeleichten Vierbeinern sind. Wer sich einen Doodle holt, stoße ihn selten wieder ab.

Kritik an "Puppy Mills" – unabhängig von der Rasse

Rückert und Bernick üben außerdem Kritik am meist abwertend gemeinten Begriff "Designerrasse". Dass Menschen Hunde auf "Anwenderfreundlichkeit" optimieren, sei angesichts des veränderten Alltags der Vierbeiner in unserer modernen Zivilisation kein schlechter Ansatz.

"Warum sollten wir Menschen nicht hergehen, aus dem von den Zuchtvereinen propagierten und so verhängnisvollen Reinrassigkeits-Denken ausbrechen und uns Hunde mit Eigenschaften ‚designen‘, die unseren legitimen Ansprüchen an Gesundheit und Haltungsfreundlichkeit möglichst ideal entsprechen?", argumentieren die beiden.

Hunde- beziehungsweise Tierzucht an sich sei immer genetisches Engineering, völlig unabhängig von geschlossenen Zuchtbüchern, so die Tierärzte weiter. "Unter diesem Ansatz wären auf jeden Fall mehr Hundehalter:innen happy mit ihrem Hund. Und die Tierheime lang nicht so voll wie jetzt", schreiben sie.

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Gleichwohl üben Rückert und Bernick Kritik an den Praktiken von Tierhändlern, die Mischlinge aus "Fließbandproduktion" verkaufen. Aber auch den Konsumenten nehmen sie in die Pflicht. "Puppy Mills gab es schon immer – schon lang, bevor es Doodles gab. Und die wird es immer geben, solange es dem Verbraucher letztendlich scheißegal ist, woher sein Welpe stammt", betonen die beiden. "Puppy Mills werden immer produzieren, was der Markt verlangt, ob nun Rasse- oder Hybridhunde."  © Deine Tierwelt

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