Wie hält man eigentlich einen Hengst? Tatsächlich ranken sich um die Haltung der männlichen Pferde viele Mythen. Warum Hengste keine Isolation und Boxenknast benötigen, sondern Verständnis, Rücksichtnahme und vor allem soziale Interaktion, zeigt ein Besuch im Hengstresort Velten.
In der Welt der Pferdehaltung ranken sich zahlreiche Annahmen und Vorurteile um die Pflege und Betreuung von Hengsten. Ein weit verbreiteter Mythos besagt etwa, dass Hengste gefährliche Zeitbomben seien, bereit zu explodieren. Ein anderer empfiehlt, dass Hengste in beengten Boxen eingesperrt werden sollten, um die Sicherheit aller zu gewährleisten. Zusätzlich hält sich die Vorstellung, dass soziale Isolation das beste Mittel sei, um den Stress bei Hengsten zu minimieren. Und schließlich wird oft behauptet, dass Hengste und Stuten auf einem Hof nicht zusammenleben können, ohne Unruhe und Stress zu verursachen. Doch sind diese Behauptungen wirklich fundiert?
pferde.de hat einen Blick hinter die Kulissen geworfen und einen Tag im Hengstresort Velten von Nicole Puhlmann in Brandenburg verbracht:
Zu Besuch im Hengstresort
Sie beweist: Hengst-Haltung geht auch anders. Denn Nicole Puhlmann hat einen einzigartigen Ort geschaffen, an dem Stuten, Wallache und Hengste auf einer Anlage zusammenleben können, ohne Drama, oder die Notwendigkeit, die Hengste zu isolieren. Bereits seit Jahrzehnten arbeitet Nicole nun mit Hengsten, immer mit dem Blick auf Fairness und Gleichberechtigung.
Wie hält man einen Hengst stressfrei?
Schon beim Betreten des Hofes fällt sofort die ungewöhnliche Ruhe auf. Kein lautes, panisches Wiehern, kein wildes Herumgaloppieren auf dem Paddock und keine permanent rossenden Stuten. Im Gegenteil: Auf diesem Hof schienen Pferde aller Geschlechter in friedlicher Koexistenz zu leben.
Damit das funktioniert, gibt es drei wichtige Prinzipien im Hengstresort: Organisation, Planung und Rücksichtnahme. Nur durch strikte Einhaltung dieser Regeln und gegenseitige Rücksichtnahme ist ein harmonisches Zusammenleben möglich.
Haltung der Hengste: Mit Planung und Organisation zum Ziel
Das Hengstresort wurde erst im September 2023 eröffnet, jedoch war der Bau bereits seit sechs Jahren in Planung. Nicole Puhlmann und ihr Mann haben alles in die eigene Hand genommen und aus dem Nichts ein wahres Paradies für Pferd und Reiter geschaffen. Bei diesem langfristigen Vorhaben haben sie nichts überstürzt und stets vorausschauend gedacht, um die Zukunft bestmöglich zu gestalten.
Struktur des Hengstresorts
Das Hengstresort ist so konzipiert, dass Stuten und Hengste jeweils auf separaten Seiten untergebracht sind. In der Mitte befindet sich ein Außenreitplatz, über den Stuten und Hengste einander jederzeit sehen können, und das ist beabsichtigt. Nicole erklärt: "Dadurch haben wir weniger Probleme, wenn sie sich auf einmal gegenüberstehen. Sie sind immer in Sichtweite und haben eine gewisse Kommunikation miteinander entwickelt. Selbst das Reiten der Stuten auf dem Reitplatz, mit den Hengsten im Hintergrund, stellt überhaupt kein Problem dar."
Normalität statt Stress trotz der Hengste
Das Resort ist der Beweis dafür, dass die zu Beginn des Artikels genannten Mythen entkräftet werden können. Durch Organisation, Planung und Rücksichtnahme ist vieles möglich. Wenn man Hengste nicht isoliert, ihnen ausreichend Raum gibt und die Begegnung mit Stuten kontrolliert und alltäglich gestaltet, können alle davon profitieren.
Hengste: Wertschätzung und Harmonie
Abschließend lässt sich sagen, dass Hengste einen bedeutsamen Platz in der Welt der Pferde einnehmen. Sie sind von grundlegender Bedeutung für die Erhaltung dieser wunderbaren Wesen, die wir alle lieben. Ohne Hengste gäbe es weder Stuten noch Wallache, und daher verdienen sie unsere besondere Aufmerksamkeit und angemessene Behandlung.
Das Hengstresort von Nicole Puhlmann in Velten zeigt eindrucksvoll, dass Hengste in einer Umgebung ohne Stress und Isolation leben können, wenn wir auf Organisation, Planung, Rücksichtnahme und klare Regeln setzen. Indem wir Mythen über Hengste durchbrechen und ihr harmonisches Zusammenleben mit anderen Pferden ermöglichen, tragen wir dazu bei, dass sie ein erfülltes und glückliches Pferdeleben führen können – so wie es für alle Pferde sein sollte. © Pferde.de
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