Pferde haben keine Gallenblasse. Aber: Sie können trotzdem Gallen haben. Was das ist und wie Du sie erkennst – hier die 7 wichtigsten Fakten zu den "Bein-Beulen".

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Sie sehen nicht gut aus, sind in den meisten Fällen aber harmlos: Gallen. Trotzdem solltest Du aufmerksam sein. Denn: Aus dem "kosmetischen Problem" kann ein gesundheitliches Risiko werden.

Und auch wenn der Name es vermuten lässt: Gallen und Gallenblase hängen nicht zusammen. Denn: Pferde haben keine Gallenblase. Dafür übernimmt die Leber die Gallenproduktion. Ein Großpferd produziert täglich circa sechs Liter Gallenflüssigkeit. Aber sie führt nicht zu den Gallen. Die sind nämlich an den Beinen…

1. Was sind Gallen?

Kurz gesagt sind es "Bein-Beulen". Genauer: Gallen sind beulenförmige Verdickungen der Gelenkkapseln, der Sehnenscheiden oder der Schleimbeutel. Sie entstehen durch zu viel Flüssigkeit. Der Grund: Gelenke brauchen Gelenkflüssigkeit, damit sie funktionieren können. Sie ist der Schmierstoff, versorgt den Knorpel mit Nährstoffen und ist auch für den Abtransport von Stoffwechselprodukten verantwortlich.

Wird das Gelenk durch eine Entzündung oder eine Verletzung gereizt, produziert das Gelenk mehr Flüssigkeit. Dazu wird die Gelenkkapsel dicker und dadurch weniger Flüssigkeit abtransportiert. Ist zu viel Flüssigkeit vorhanden, entsteht eine Galle.

Gallen sind „Beulen am Bein“.
Gallen sind „Beulen am Bein“. © Foto: unsplash.com/Rebecca Scholz (Symbolfoto)

2. Wo gibt es Gallen beim Pferd?

Die weichen bis harten Verdickungen können an den Beinen an verschiedenen Stellen auftreten. Je nachdem, wo sie sind, haben sie eine "eigene" Bezeichnung:

  • Piephacke: Geschwollener Hautschleimbeutel am Fersenbein
  • Eiergalle: Geschwollener Schleimbeutel zwischen Achillessehne und Fersenbeinhöcker
  • Knieschwamm: Anschwellung des Hautschleimbeutels vorn an der Vorderfußwurzel
  • Genickbeule: Geschwollener Schleimbeutel zwischen Nackenband und Atlas
  • Kurbengalle: Anschwellung seitlich am Sprunggelenk
  • Kreuzgalle, Sprunggelenksbeule: Schwellung des Sprunggelenks
  • Stollbeule: Anschwellung des Hautschleimbeutels am Ellenbogenhöcker

3. Die Ursachen für die "Bein-Beulen"

Tatsächlich gibt es viele Ursachen für die Gallen. In den meisten Fällen ist eine Überbelastung der Auslöser – vor allem bei jungen Pferden. Die "Bein-Beulen" bilden sich auch dann, wenn Pferde dauerhaft auf zu hartem oder zu weichem Boden arbeiten müssen. Ein weiterer Grund: Die Gelenke sind unregelmäßig starken Belastungen ausgesetzt. Und: Auch zu wenig Bewegung kann eine Galle beim Pferd auslösen.

Weitere Ursachen können sein:

  • Fehlstellungen
  • mechanische Reize (zum Beispiel durch Chips)
  • Tritte gegen Boxenwände
  • Verletzungen
  • Muskelverspannungen
  • schwaches Bindegewebe
  • Stoffwechselstörungen
  • falsche Ernährung
  • Nährstoffdefizite
  • Infektionen
  • permanenter Druck, etwa durch zu enge oder falsch sitzende Bandagen oder Gamaschen

4. Gallen – die Diagnose ist meist einfach

Tatsächlich gehören Gallen zu den "Krankheiten", die auch Pferdebesitzer erkennen können. Aber: Die Bein-Beulen können sich auch "verstecken", zum Beispiel unter den Haaren an den Fesseln. Daher ist es sinnvoll, wenn Du beim Hufe auskratzen auch immer die Beine Deines Pferdes abtastet. So kannst Du die Veränderungen schnell fühlen.

Ist die Diagnose klar, geht die Suche los – nach der Ursache. Auch hier gibt es Auslöser, die schnell zu finden sind. Aber Chips werden zum Beispiel erst beim Röntgen entdeckt.

5. Unterschied: Gallen oder angelaufene Beine?

Im ersten Moment sind Gallen und angelaufene Beine ähnlich. Mit einem einfachen "Drucktest" kann Du erkennen, was es ist. Dafür musst Du nur beim Abtasten mit einem Finger in das Gewebe drücken, so dass eine kleine Kuhle entsteht. Verschwindet sie wieder, sind es Gallen. Bleibt die Kuhle, sind es angelaufene Beine.

Sport kann Gallen vorbeugen.
Sport kann Gallen vorbeugen. © Foto: unsplash.com/Daphne (Symbolfoto)

6. Die passende Behandlung finden

Bei einigen Pferden ist keine Behandlung notwendig. Dann verschwinden die Gallen von selbst wieder, weil die Flüssigkeit vom umliegenden Gewebe aufgenommen wird. In diesem Fall solltest Du darauf achten, ob sie wiederkommen – und dann nach dem Auslöser suchen.

Andere Gallen sind klein und weich. Wenn Dein Pferd keine Probleme hat, kann ebenfalls meist auf eine Behandlung verzichtet werden. Aber auch hier solltest Du auf jeden Fall die Ursache herausfinden.

Werden die Gallen warm und hart oder reagiert Dein Pferd empfindlich auf Druck, dann wird eine Behandlung folgen. Auch hier bestimmt der Auslöser die Therapie. So können Gallen zu Beispiel punktiert werden – dann fließt die Gelenkflüssigkeit ab. Ist eine Fehlstellung die Ursache, wird der Hufschmied mit einbezogen. Und ist ein Chip der Grund für die Verdickung und Lahmheit, dann kann dieser operativ entfernt werden.

7. Gallen – Bewegung beugt vor

Es klingt einfach: Der beste Schutz vor Gallen sind gesunde und starke Gelenke, Sehnen und Bänder. Doch wie sie sich entwickeln – das liegt in den Genen. Zumindest zu einem Teil. Das Gute: Du kannst auch durch Haltung und Fütterung Gelenke und Co. unterstützen. Dazu gehört zum Beispiel ausreichend Bewegung.

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Dicke Einstreu und weiche Bodenbeläge können Liegebeulen verhindern. Pferde, die ständig gegen die Boxenwand treten, brauchen entweder neue Boxennachbarn, einen Offenstall – oder weiche Gummimatten an den Wänden. Fehlstellungen sollte der Hufschmied genau im Auge haben. Und natürlich solltest Du beim Training Überanstrengungen vermeiden.  © Pferde.de

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