Wenn Pferde in Gruppenhaltung leben, hat das viele positive Auswirkungen. – Auch für den Menschen, wie Forscher aus Finnland und Frankreich jetzt bewiesen. Wie genau sich diese Haltungsform auswirkt, erklärt pferde.de hier.

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Wildpferde leben in komplexen sozialen Gruppen und können an einem Tag eine durchschnittliche Distanz von neun bis 16 Kilometern zurücklegen. Im Gegensatz dazu werden domestizierte Pferde in Gruppen unterschiedlicher Größe gehalten – und das häufig in Einzelboxen oder auf kleinen Koppeln.

Dabei, das haben schon mehrere Studien bewiesen, hat die Gruppenhaltung viele Vorteile. So sind Pferde, die auf größeren Feldern oder Weiden leben, aktiver. Sie können sich je nach Bedarf frei bewegen und beispielsweise Schatten oder Schutz vor Wind und Regen suchen. Und: Wenn Pferde in einer Gruppe leben, können sie ihre sozialen Bedürfnisse erfüllen. Sie interagieren auf komplexe Weise mit ihren Artgenossen. Außerdem haben sie auch genügend Platz, um unerwünschte Interaktionen zu vermeiden und sich aus dem Weg zu gehen.

"In früheren Studien wurde beobachtet, dass Pferde, die Zugang zu einer Weide mit anderen Pferden hatten, eine bessere Lernleistung zeigten und weniger aggressiv gegenüber Menschen waren als Pferde, die in Einzelställen gehalten wurden", sagt Océane Liehrmann, von der Fakultät für Biologie der Universität Turku in Finnland. "Deshalb wollten wir untersuchen, ob die soziale und physische Umgebung von Pferden ihre Reaktionsfähigkeit auf menschliche Signale beeinflusst", so die Forscherin.

Zwei Eimer mit Karotten – doch nur einer "gewinnt"

Das Forscherteam war international. Mit dabei waren Forschende der Universitäten Turku und Helsinki in Finnland sowie der französischen Agrarwissenschaftsagentur "INRAE". Gemeinsam beobachteten und analysierten sie die Reaktion von Pferden auf menschliche Signale im Kontext der Lebensumgebung der Pferde. Darüber hinaus untersuchten die Forscher, ob das Pferd anders reagierte, wenn die Signale von einem vertrauten Besitzer oder einem Fremden gegeben wurden.

Für die Studie nutze das Team 57 private Freizeitpferde aus der Region Turku. Bei dem Versuch stand der Mensch – entweder der Besitzer oder ein unbekannter Forscher – zwischen zwei Eimern, in denen jeweils ein Stück Karotte versteckt war. Die Pferde wurden von einem Assistenten geführt, bis sie vor der Person standen.

Pferde in Gruppenhaltung achten mehr auf Menschen

Die Person bewegte sich dann auf einen der Eimer zu, starrte darauf und zeigte darauf, um dem Pferd anzuzeigen, dass es zu diesem Eimer gehen sollte. Das Pferd wurde danach freigelassen und hatte die Wahl, zum gezeigten Eimer oder zum gegenüberliegenden zu gehen. Wenn das Pferd dem Zeichen des Menschen folgte und sich diesem Eimer näherte, öffnete der Mensch den Deckel und überließ dem Pferd die Karotte. Wenn das Pferd den entgegengesetzten Eimer wählte, nahm der Helfer das Pferd und es bekam keine Karotte.

Bei Gruppenhaltung achten sie mehr auf Menschen.
Bei Gruppenhaltung achten sie mehr auf Menschen. © Foto: unsplash.com/Holly Mandarich (Symbolfoto)

Das Experiment wurde zehnmal pro Pferd wiederholt. Dabei analysierten die Forscher, wie oft die Pferde sich entschieden, den Anweisungen des Menschen in den zehn Versuchen zu folgen. "Interessanterweise wählten Pferde, die in Gruppen von mindestens drei Artgenossen lebten, häufiger den gezeigten Eimer als Pferde, die alleine oder in mit nur einem Artgenossen lebten", so Liehrmann. "Auch folgten Pferde, die mindestens acht Monate im Jahr auf der Weide lebten, häufiger der menschlichen Anweisung als Pferde, die in Ställen oder kleinen Koppeln lebten."

Gruppenhaltung: Pferde lernen auch Kommunikation

Die Erklärung der Forscher: Die Gruppenhaltung fördert die Möglichkeit, mit verschiedenen Artgenossen zu interagieren und komplexe soziale Situationen zu meistern. So lernen Pferde und verbessern ihre sozio-kognitiven Fähigkeiten. "Dies könnte auch erklären, warum Pferde, die in Gruppen leben, bei der Aufgabe, mit Menschen zu kommunizieren, erfolgreicher waren", bemerkt Liehrmann.

Die Forscher fanden auch heraus, dass der Erfolg der Pferde bei der Aufgabe nicht von der Vertrautheit der Person abhing, die den Hinweis gab. Denn: Die Erfolgsquote war ähnlich, unabhängig davon, ob der Informant der Eigentümer oder ein Fremder war.

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"Insgesamt zeigt unsere Studie, dass die Lebensbedingungen der Pferde einen Einfluss auf ihre Fähigkeit hatten, menschlichen Anweisungen zu folgen", so Liehrmann. "Das Lebens- und Sozialumfeld von Pferden ist eine Herausforderung und in der Welt des Pferdesports umstritten. Diese Ergebnisse stützen die Idee, dass die Bereitstellung einer geeigneten Umgebung für Pferde durch den Zugang zur Weide und die Möglichkeit, frei mit Artgenossen zu interagieren, zur Entwicklung ihres Sozialverhaltens beitragen und sich auf die Interaktion mit Menschen erstrecken könnte."  © Pferde.de

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