Acht Tage lang steht Berlin im Mittelpunkt der sportlichen Welt: Noch bis zum 25. Juni finden dort die Special Olympics Weltspiele statt. Natürlichen gehen auch Reiterinnen und Reiter aus der ganzen Welt an den Start. Für viele geht es um mehr als Medaillen…

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Das Motto: #ZusammenUnschlagbar! Acht Tage lang zeigen 7.000 Sportlerinnen und Sportler aus 190 Ländern, dass Sport keine Grenzen kennt. Es sind Athleten mit geistiger und mehrfacher Behinderung, die in insgesamt 26 Sportarten und zwei Demonstrationssportarten antreten. Beim deutschen Team dabei: sechs Reiterinnen und sechs Reiter. Unter ihnen auch Marco Sohr aus Sachsen. Er wurde gehörlos geboren, hat eine geistige Beeinträchtigung. Mit drei Jahren saß er zum ersten Mal auf einem Pferd – beim Therapeutischen Reiten. Zuerst sollte so sein Körpergefühl verbessert werden. Doch schnell wurde es mehr…

Mit fünf Jahren ritt Sohr nicht nur therapeutisch, sondern auch sportlich. Jetzt, mit 18, gehört er zum deutschen Special Olympics Team. Medaillen sind für ihn nicht das Wichtigste: "Es ist egal, ob ich Erster oder Letzter bin, solange ich mich anstrenge und mein Bestes gebe", sagt er. Und nennt auch gleich sein Motto: "Habt Spaß an Allem."

Das Pferd heißt Träumerei – weil es ein Traum ist

Mit ihm im deutschen Team ist auch Amadeus Colsmann. Der 18-Jährige hat das Down-Syndrom. Und für ihn bedeutet Reiten auch Therapie – mit eigenem Pferd. "Es heißt Träumerei, weil es ein Traum ist", sagt Colsmann zu Kurt Digital. Aufs Pferd kam er durch seine Mutter, eine ausgebildete Reitlehrerin. "Wie meine anderen Kinder habe ich Amadeus von klein auf mit zum Reiterhof genommen. Als er sitzen konnte, habe ich ihn einfach mal draufgesetzt."

Mit seinem Pferd hat er bereits Erfolge gefeiert, wurde zum Beispiel Kreismeister. Jetzt nimmt Colsmann als einziger Deutscher bei den Weltspielen am Springwettbewerb teil. Und hofft auf eine Medaille – wie 2022. Für ihn hat das Reiten mittlerweile mehr Wettkampf- als Therapiecharakter. Bei den Special Olympics holte er mit Träumerei die Gold-Medaille im Springen und die Silber-Medaille bei der Dressur. Dass er diesen Erfolg wiederholen kann, daran glaubt er fest. Schließlich hält er sich an sein Motto: "Trainiert fleißig, damit ihr gewinnt."

Special Olympics: Karen ist erst 16 Jahre alt

Doch der Sieg ist für ihn nicht das Einzige, was zählt. "Wenn wir auf einem Turnier sind, sage ich Träumerei, wir schaffen das! Wenn ich aber merke, dass das Pferd nicht will, dann lasse ich es." Wichtig für ihn ist vor allem, dass er reiten kann. Denn: "Wenn ich nicht mehr reiten könnte, wäre das schade. Ich mag mein Pferd. Ich brauch’ es und es mich auch!"

Eine der jüngsten Athletinnen kommt aus Australien: Karen Messmer ist gerade erst 16 Jahre alt. Und hat bereits oft gezeigt, dass sie kämpfen kann. Denn schon ihr Start ins Leben war schwierig: Karen kam drei Monate zu früh auf die Welt, wog gerade mal 824 Gramm und hatte ein Loch im Herzen. Ihre Mutter Suzanne Messmer erinnert sich gegenüber Special Olympics, dass Karen trotz Hypotonie und anderen Beschwerden im Zusammenhang mit ihrer Frühgeburt hart arbeiten musste, um an Kraft und Ausdauer zu gewinnen.

Ihr Vater stirbt – für ihn reitet sie weiter

Es zahlte sich aus: Karen gewann an Selbstvertrauen und baute Muskeln auf – vor allem als sie mit dem Reiten anfing. Ein Wendepunkt kam, als sie sich dem Reittraining bei den Special Olympics widmete. Das Training half ihr, stärker zu werden und mehr Fähigkeiten zu entwickeln. Bald fühlte sie sich selbstbewusst – genug, um an lokalen Wettbewerben teilzunehmen. Schließlich begann Karen, auf ein anderes, höheres Ziel hinzuarbeiten: die Teilnahme an den nächsten Special Olympics World Games in Berlin.

Ihr größter Förderer war ihr Vater Günther, der deutsch-österreichische Wurzeln hat. Gemeinsam sprachen sie darüber, in die Heimat der Familie nach Deutschland zurückzukehren und vielleicht längst verschollene Verwandte zu besuchen. Doch der Vater starb im November 2021 als Opfer eines gewaltsamen Raubüberfalls. "Er hat nie erfahren, dass Karen sich für die Auswahl für das Team Australia qualifiziert hat", sagt ihre Mutter. "Er wäre sehr stolz gewesen."

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Für ihn hielt Karen auch durch – und trainierte hart. Vor den World Games trainierte sie mindestens dreimal pro Woche vor Tagesanbruch, normalerweise um 4.30 Uhr. So bereitet sie sich auf den Wettkampf vor und überwindet alle Hindernisse, die ihr im Weg stehen, wie sie es gewohnt ist. In ihren Worten: "Folge Deinen Träumen und versuche es immer weiter."  © Pferde.de

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