Maulwürfe schrumpfen ihren Schädel und damit ihr Gehirn im Winter um elf Prozent, wie Wissenschaftler herausfanden. Was hat es damit auf sich? Und warum kann diese Studie auch für die Gesundheitsforschung beim Menschen wichtig werden?

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Maulwürfe sind faszinierende Tiere. Die kleinen Nager sind zwar schwerhörig und fast blind, aber dennoch erstklassige Buddler. In zwanzig Minuten können die Wühler mit dem feinen Geruchssinn bis zu sechs Kilogramm Erde schaufeln. Eine Studie des Max-Planck-Instituts zeigte nun, dass Maulwürfe außerdem echte Überlebenskünstler sind. Um im Winter zu überleben, schrumpft der Europäische Maulwurf sein Gehirn.

Aber wieso das? Aufgrund seines hohen Stoffwechsels benötigt der Maulwurf ständig große Mengen an Futter, die in den kalten Monaten kaum aufzutreiben sind. Um Energie zu sparen, schrumpft er sein Gehirn. Das Forschungsteam des Max-Planck-Institituts für Verhaltensbiologie in Konstanz fand heraus, dass der Europäische Maulwurf seinen Schädel im Winter um elf Prozent verkleinert und im Sommer wieder vergrößert.

Phänomen bereits bei anderen Säugetieren nachgewiesen

Diese reversible Größenveränderung des Gehirns wird als Dehnel-Phänomen bezeichnet und wurde zuvor bereits bei anderen Säugetieren nachgewiesen. Erstmals entdeckt wurde es in den 1950er Jahren bei Rotzahnspitzmäusen. Später wurde das Dehnel-Phänomen auch bei Hermelinen und Wieseln beschrieben. Die genannten Tiere haben gemeinsam, dass sie energetisch an ihre Grenzen stoßen, wenn es kalt wird. "Sie haben einen extrem hohen Stoffwechsel und sind das ganze Jahr über in kalten Klimazonen aktiv", sagt Studienleiterin Dina Dechmann. "Ihre winzigen Körper sind wie turbogeladene Porsche-Motoren, die ihre Energiespeicher in wenigen Stunden aufbrauchen."

Diese Hirnverkleinerung heißt Dehnel-Phänomen.
Diese Hirnverkleinerung heißt Dehnel-Phänomen. © Foto: pixabay.com/Beeki (Symbolfoto)

Wetterbedingungen beeinflussen Evolution

Das Phänomen war den Wissenschaftlern bereits bekannt. Die neue Studie bewies aber, dass die kalten Wetterbedingungen ursächlich für den evolutionären Prozess sind – und nicht nur die Nahrungsknappheit. Das zeigte der Vergleich zwischen dem Europäischen und dem Iberischen Maulwurf, der in einer anderen Klimazone vorkommt. "Wenn es nur eine Frage der Nahrung wäre, dann müsste der Europäische Maulwurf im Winter schrumpfen, wenn die Nahrung knapp ist, und der Iberische Maulwurf im Sommer, wenn die große Hitze und Trockenheit die Nahrung knapp machen", erklärt Dechmann.

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Und: Die Studie kann auch für den Menschen von großer Bedeutung sein. "Dass drei Taxa von Säugetieren, Spitzmäuse, Wiesel und Maulwürfe, Knochen- und Hirngewebe schrumpfen und wieder wachsen lassen können, hat enormes Potenzial für die Erforschung von Krankheiten wie Alzheimer und Osteoporose", so die Wissenschaftlerin. "Je mehr Säugetiere wir mit Dehnels entdecken, desto relevanter werden die biologischen Erkenntnisse für andere Säugetiere und vielleicht sogar für uns."  © Deine Tierwelt

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