Ein Schatz ist am Stadtstrand von Palma de Mallorca verbuddelt. Jedoch keiner aus Gold. Es sind die ersten Eier, die eine Meeresschildkröte jemals auf Mallorca gelegt hat. Oder zumindest, von denen wir wissen.

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Mallorca – jährlicher Hotspot für Hunderttausende Touristen. Berühmt für feine Strände, malerische Buchten, kristallklares Wasser und für das Gelege einer Meeresschildkröte. Moment mal – das Gelege einer Meeresschildkröte auf Mallorca? Ja – tatsächlich hat sich die "Caretta Caretta", so die lateinische Bezeichnung für Schildkröten-Art, ausgerechnet den belebten Stadtstrand "Can Pere Antoni" von Palma de Mallorca zum Ort ihrer Ei-Ablage ausgesucht. Ein Brite und ein Peruaner trauten ihren Augen kaum, als sie sahen, wie etwas Dunkles aus dem Meer kam, den Strand hinaufkroch, ein Loch buddelte und mit der Ei-Ablage begann. Mittlerweile bestätigte der Artenschutzdienst und die balearischen Artenschutzbehörde die Sensation. Denn es ist das erste, bekannte Mal, dass eine Meeresschildkröte auf Mallorca ihre Eier abgelegt hat.

Die Karettschildkröte ist eine von drei Schildkrötenarten, die noch im Mittelmeer vorkommen. Sie können bis zu 140 Kilogramm schwer werden und erreichen eine maximale Länge von 120 Zentimetern. Die Reptilien halten sich ausschließlich im Wasser auf, nur das Weibchen kommt einmal im Jahr an Land, um ihre Eier abzulegen. Dann gräbt sie ein circa 50 Zentimeter tiefes Loch und legt darin langsam die kleinen Eier ab. Jedes Nest enthält etwa 120 Eier, von denen ungefähr 60 Prozent nach einer Brutzeit von 45 bis 60 Tagen aufbrechen. Dann schlüpfen die kleinen Schildkrötenbabys. Anhand des Horizonts und des Mondlichts, das sich auf der Wasseroberfläche spiegelt, finden sie den Weg zum Meer. Doch wie soll dieser natürliche Prozess am beleuchteten und stark besuchten Stadtstrand von Palma funktionieren?

Die Eier werden ständig überwacht.
Die Eier werden ständig überwacht. © Foto: unsplash.com/Jolo Diaz (Symbolfoto)

24 Stunden Bewachung für das Gelege

Das Interesse der Bewohner und Strandbesucher ist natürlich riesig groß. Bewaffnet mit Fotoapparaten und Handys machten sich die Besucher auf dem Weg zu den Schildkröteneiern, um aus möglichst geringer Entfernung Fotos zu schießen. Nur gut, dass das balearische Umweltministerium rechtzeitig Vorkehrungen getroffen hat. Das Gelege ist eingezäunt, zusätzliche Warnschilder sind aufgestellt, eine Videoüberwachung ist installiert. Das Ministerium diskutiert sogar darüber, den Strandabschnitt vorsichtshalber zu sperren. Bewacht werden die Eier von Mitarbeitern und freiwilligen Helfern, die sie jetzt rund um die Uhr beschützen.

Das Gelege enthält laut Miquel Mir, Minister für Umwelt und Territorium der Balearen, 106 Eier, von denen 46 entnommen und in das Meeresforschungslabor "LIMIA" gebracht wurden. Dort werden sie künstlich bebrütet, um die Schlupfwahrscheinlichkeit zu erhöhen. "Wenn es einen unerwarteten Starkregen gibt oder Tiere und Mensch das Nest am Strand zerstören, bleiben so immer noch einige der Eier erhalten" erklärt die Meeresforscherin Lara Seiz. Die im Labor geschlüpften Tiere sollen nach dem Schlupf wieder zurück in das Nest kommen. Die restlichen 60 Eier bleiben vorerst im Nest.

Entscheidend für das Geschlecht der Reptilien sind die Temperaturen. Das Nest befindet sich unterhalb eines Busches und somit etwas im Schatten. Wahrscheinlich würden daher am Stadtstrand ausschließlich männliche Meeresschildkröten-Baby schlüpfen. Sollten die benötigten 23 Grad nicht konstant vorherrschen, will das Umweltministerium die Eier ausgraben und an einem sonnigeren Abschnitt am Strand neu eingraben lassen. Für die Schildkröten macht das keinen Unterschied.

Richtiges Verhalten zum Schutz der Meeresschildkröten

Laut den Mitarbeitern des Umweltministeriums kommt eine Meeresschildkröte nach der Eiablage noch zwei bis dreimal zurück, um weitere Eier abzulegen. Zwangsläufig jedoch nicht an den gleichen Strand. Sieht man eine Meeresschildkröte im Wasser, bitte die Artenschutzbehörde darum, sofort die 112 anzurufen. Denn dann startet ein genau festgelegtes Aktionsprotokoll zum Schutz des Meeresbewohners. Weitere Information liefern auch die QR-Codes, die am Zaun und rund um das Gelege zu finden sind. Man erinnert daran, dass die Meeresschildkröte eine als gefährdet eingestufte Art ist. Alle Bewohner sind daher zur Zusammenarbeit und zum Schutz des Geleges aufgerufen.

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Außerdem weist die Behörde darauf hin, dass man jetzt am Anfang der Brutsaison dieser Schildkrötenart stehe. Mit weiteren Nistversuchen ist daher zu rechnen ist. Miquel Mir ergänzt: "Wenn eine Meeresschildkröte am Strand gesehen wird, darf niemand sie berühren oder sich ihr näher als 15 Meter nähern." Zusätzlich darf zum Fotografieren kein Blitzlicht zum Einsatz kommen.  © Deine Tierwelt

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