Du gehst liebend gern mit Deinem Hund Spazieren. Aber da gibt es eine Sache, die nie richtig klappt und Dich frustriert. Wenn Du Deinen Vierbeiner mal von der Leine lässt, um frei herumzulaufen und sich auszutoben (natürlich nicht während der Brut- und Setzzeit), gibt es ein Problem: Er hört einfach nicht, wenn Du ihn zu Dir zurückrufen willst – egal, ob vom Wild, von anderen Hunden oder von Joggern, Radfahrern und Reitern. Dabei ist das eines der wichtigsten Kommandos. Unsere Gastautorin und Hundetrainerin Pia Gröning gibt Tipps, wie ihr daran erfolgreich arbeiten könnt.

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"Eigentlich kommt mein Hund, wenn ich ihn rufe, aber …" – Wer schon einmal mit seinem Hund auf einem Hundeplatz trainiert hat, kennt das Phänomen zu gut: Auf dem Hundeplatz ist Dein Hund der Bravste und wenn dann im Wald ein Reh den Weg kreuzt, scheint er alles vergessen zu haben.

Davon mal abgesehen, dass es bei einem Lebewesen keine hundertprozentige Zuverlässigkeit gibt, ist es sehr wichtig zu wissen, dass Hunde beim Lernen sich mit dem Generalisieren schwerer tun als wir Menschen. Was bedeutet das? Während wir Menschen zum Beispiel eine Vokabel lernen und dann sowohl am Schreibtisch sitzend wissen, dass "apple” auf Englisch "Apfel” bedeutet und dann auch im Klassenzimmer sitzend oder beim Einkauf auf einer Reise das Wort kennen, bedarf es da beim Hund mehr Wiederholung.

Hinzu kommt natürlich noch, dass der Hund oft Dinge tun soll, die entgegen seiner Interessen sind. Für einen Hund ist es absolut unlogisch, warum er sich nicht in Fuchskot wälzen soll, die Kaninchenköttel liegen lassen soll, den Postboten nicht vertreiben darf, das Reh nicht hetzen darf und vieles mehr. Immerhin sind das aus Hundesicht natürliche und damit normale Verhaltensweisen, die außerdem ziemlich selbstbelohnend sind.

Belohnen oder bestrafen?

Um Deinen Hund zu beeinflussen, bleiben Dir nur zwei Möglichkeiten: Du kannst ihn für das gewünschte Verhalten belohnen und Du kannst ihn für unerwünschtes Verhalten bestrafen. Erwünscht beim Rückruf ist, dass der Vierbeiner sofort, auf direktem Weg und in seinem schnellstmöglichen Tempo zu Dir kommt. Wenn er das tut und Du ihn dann verbal lobst oder ein Stück Trockenfutter aus Deiner Tasche kramst, dann wird das nicht dazu führen, dass er auch bei spannenden Ablenkungen kommen wird.

Denn damit die Fellnase begeistert kommt und gar nicht abwägt, ob es sich lohnt, zu kommen oder nicht, bedarf es sehr emotionaler Belohnungen. Spielzeug kommt hier gerne zum Einsatz, eigene Begeisterung, gemeinsames Rennen, animiertes Futter oder auch besondere Futterbelohnungen.

Sollte man den Hund belohnen oder bestrafen?
Sollte man den Hund belohnen oder bestrafen? © Foto: unsplash.com/Harrison Kugler (Symbolfoto)

Wenn Du jetzt denkst: "Aber mein Hund spielt ja gar nicht gerne oder nur, wenn sich nix Besseres bietet.” Das lässt sich leicht ändern! Hier gibt es wunderbare Spiel- und Motivationskurse. Ja, und dann musst Du Dir Gedanken darum machen, wie Du damit umgehst, wenn Dein Hund einen Fehler macht.

Du rufst, Dein Hund tut weiter, was er gerade tut. Bei statischen Gegebenheiten wie Schnüffeln, Buddeln, sich wälzen, etwas fressen und so weiter kannst Du möglichst schnell zu ihm gehen, um ihn zu unterbrechen. Schwieriger wird es, wenn er mit einem anderen Hund spielt oder Wild hetzt. Auch hier musst Du ihn möglichst sofort unterbrechen. Doch außer dem Einsatz der langen Leine und demonstrativ wegzugehen, bleiben dir da nicht viele Optionen übrig.

Wie kannst Du diese Generalisierung für Dich nutzen?

Manchmal ist die größte Kunst, nicht zu rufen, wenn schon vorher klar ist, dass Dein Hund in dieser Situation nicht kommen wird. Denn jedes Mal, wenn er die Erfahrung macht, dass er nicht kommen braucht, wenn Du rufst, zerstört das Deinen Rückruf ein kleines Bisschen.

Wenn das oft passiert, kann das sogar irreparabel sein, also dass Dein Hund für immer lernt, dass er sich aussuchen kann, ob er kommt oder nicht. Hier ist dann der Einsatz der langen Leine als Hilfsmittel gefragt. Um zu verhindern, dass Du öfter in genau die Situation kommst, dass Du wirkungslos rufst, kann Du eine sogenannte Generalisierungsskala erstellen.

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Ablenkungen langsam steigern

Hier listest Du möglichst alle Orte und Situationen auf und sortierst sie ein in wenige, mittlere, große Ablenkungen. Erst, wenn Dein Hund bei den wenigen Ablenkungen sicher rückrufbar ist, probierst Du es auch bei den mittleren Ablenkungen und so weiter.  © Deine Tierwelt

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