Die einen bringen es ihrem Pferd als Zirkuslektion bei – die anderen reagieren panisch, wenn ihr Pferd es macht: Flehmen. pferde.de beantwortet die wichtigsten Fragen rund ums Flehmen.

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Als Zirkuslektion heißt es, das Pferd lacht. Der Trick dabei: Es wird ein natürliches Verhalten genutzt – das Flehmen. Denn dabei zeigen die Pferde ihre Zähne. In der Natur hat das aber nichts mit lachen zu tun. Doch was steckt genau dahinter? Hier die wichtigsten Fakten zum Flehmen.

Warum flehmen Pferde?

Die einfache Antwort: Sie wollen besser riechen können. Es ist sozusagen das Super-Schnuppern. Heißt: In den meisten Fällen flehmt ein Pferd, weil es einen besonderen Geruch entdeckt hat und den noch intensiver aufnehmen will.

Wie flehmen Pferde?

Ganz einfach: Beim Flehmen streckt das Pferd den Kopf nach vorne und zieht seine Oberlippe hoch. Dabei werden die Nüstern des Pferdes verschlossen und der Geruch wird in das so genannte Jacobsonsche Organ geleitet. Das liegt in einer Nebenhöhle der Nasenhöhle und öffnet sich in den hinteren Gaumenbereich. Damit können Pferde vor allem sexuelle Lockstoffe herausfiltern und identifizieren. Denn über dieses Spezial-Organ kommen die Gerüche schneller und ohne Umwege zum limbischen System, das im Gehirn für die Verarbeitung von Emotionen zuständig ist.

Können alle Pferde das Super-Schnuppern?

Ja! Es ist ein angeborenes Verhalten. Das heißt: Pferde können es bereits, wenn sie auf die Welt kommen. Sie müssen es nicht erst lernen. Wenn Du Fohlen auf der Weide beobachtest, kannst Du sehen, dass auch sie bereits flehmen. Übrigens: Hengste und auch Wallache flehmen häufiger als Stuten. Und damit kommen wir zur nächsten Frage…

Nicht nur Pferde können flehmen.
Nicht nur Pferde können flehmen. © Foto: pixabay.com/Charles Rondeau (Symbolfoto)

Warum flehmen Hengste so oft?

Wie bereits gesagt: Durch das Flehmen können Pferde auch sexuelle Lockstoffe herausfiltern. Daher flehmen Hengste auch deutlich häufiger als Stuten – und auch mehrfach hintereinander. So können sie so genannte Pheromone erschnuppern. Die geben rossige Stuten über den Urin ab. Heißt: Der Hengst erschnuppert, ob die Stute paarungsbereit ist.

Weshalb flehmt ein Pferd außerdem?

Viele Pferdebesitzer reagieren erst einmal sorgenvoll, wenn ihr Pferd plötzlich flehmt. Denn: Das kann auch ein Zeichen von Unwohlsein oder Schmerzen sein. So ist ein vermehrtes Flehmen ein Symptom für ein Magengeschwür oder für eine Kolik. Es kann aber auch ein Hinweis auf eine Entzündung der Gesichtsnerven sein. Deshalb: Wenn Dein Pferd plötzlich und ohne Grund flehmt, solltest Du genau hinsehen. Und im Zweifel den Tierarzt oder die Tierärztin holen!

Wie kann ich mein Pferd "lachen" lassen?

Wenn ein Pferd flehmt, sieht es auf den ersten Blick so aus, als würde es lachen. Kein Wunder also, dass dieses "Lachen" eine beliebte Zirkuslektion ist. Wenn Du Deinem Pferd diesen Trick beibringen willst, hier die ersten Schritte:

  1. Stell Dich vor Dein Pferd und nimm ein Leckerli oder ein kleines Stück Karotte in die eine Hand
  2. Führe das Leckerli an die "Nasenspitze", ziehe es leicht nach oben hoch und sag ein Kommando (zum Beispiel "Happy")
  3. Sobald Dein Pferd die Oberlippe leicht hebt, lobst Du es und gibst ihm das Leckerli
  4. Diesen Schritt wiederholen, bis Dein Pferd sofort die Oberlippe hebt, sobald Du das Leckerli an die Nasenspitze hältst
  5. Wiederhole die Übung genau so, nur ist dabei das Leckerli etwas weiter weg. Klappt auch das, kannst Du zum Kommando ein weiteres "Kommando" dazu nehmen, zum Beispiel den erhobenen Zeigefinger
  6. Klappt das, kommt der letzte Schritt: Gehe jedes Mal ein Stückchen weiter weg von Deinem Pferd. Am Ende kannst Du auch aus der Entfernung Dein Pferd lachen lassen…

Übrigens: Viele Pferde sind an der Oberlippe kitzelig und "lachen", wenn Du sie dort vorsichtig kraulst.

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Flehmen auch andere Tiere?

Ja! Tatsächlich besitzen alle Säugetiere das Jacobson-Organ – und flehmen, damit sie Gerüche intensiver aufnehmen können. Bei Hunden und Katzen kennen wir es, aber auch Nashörner und Tiger flehmen. Übrigens: Wir Menschen machen es aus einem ganz simplen Grund nicht. Denn: Uns fehlt das Jacobson-Organ, beziehungsweise sind nur noch rudimentäre Anlagen vorhanden.  © Pferde.de

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