Das weltweit größte Nashorn-Zuchtprojekt sollte versteigert werden. Das Anfangsgebot betrug 10 Millionen US-Dollar. Doch fand sich tatsächlich ein neuer Besitzer für die knapp 2.000 Breitmaulnashörner?

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Zum Ersten – zum Zweiten – und zum Dritten: in Südafrika begann am Mittwoch, dem 26. April 2023 eine Versteigerung der besonderen Art. 1.993 Nashörner, 213 Büffel, 112 Rappenantilopen, 58 Buntböcke, 42 Kuhantilopen, 35 Impalas, sieben Giraffen und ein Lama. Diese bunte Mischung sowie weitere, teils bedrohte Wildtiere ließen sich online ersteigern.

Das Besondere an dieser Auktion war, dass es sich hierbei um die Versteigerung des größten Nashorn-Zuchtprojekt der Welt handelt. Bisheriger Eigentümer John Hume besitzt nach eigenen Angaben knapp 2.000 bedrohte Breitmaulnashörner auf seiner Farm "Platinum Rhino" im Norden des Landes, nur wenige Kilometer außerhalb der Provinzstadt Klerksdorp. Das sind gut 12 Prozent der geschätzt 16.000 weltweit noch lebenden Breitmaulnashörner.

Platinum Rhino – seit über 30 Jahren

Der mittlerweile 81-jährige Mann züchtet seit mehr als 30 Jahren Breitmaulnashörner. Seine Farm "Platinum Rhino" bezeichnet der Züchter als "das größte private Nashorn-Schutzprojekt der Welt." Das Projekt soll dazu beitragen, die rückläufige Zahl von Breitmaulnashörnern auf dem afrikanischen Kontinent wieder anzuheben, heißt es auf der Website der Farm. Offenbar mit Erfolg: Mehr als 1.800 Kälber haben bisher auf der Farm das Licht der Welt entdeckt. Jeden Monat circa 200 kleine Nashorn-Kälber.

Der Schutz der Nashörner ist sehr teuer.
Der Schutz der Nashörner ist sehr teuer. © Foto: unsplash.com/Dušan veverkolog (Symbolfoto)

Der Schutz der bedrohten Breitmaulnashörner ist teuer

Die laufenden Betriebskosten für die Farm betragen circa 3 Millionen Euro pro Jahr. Ohne ein Einkommen zu erwirtschaften. Dabei beläuft sich ein Großteil dieser Kosten nicht auf die gepanzerten Säugetiere, sondern auf Maßnahmen zu deren Schutz und Sicherheit. Rund 100 Angestellte beschäftigt die "Platinum Rhino", darunter Ranger, Wachleute, Wildtierpfleger und Tierärzte.

Dazu noch kilometerlange Zäune, Kameraüberwachung und Wärmedetektoren. Obwohl der Handel mit dem Horn von Nashörnern international verboten ist, ist es in China und Vietnam noch immer begehrt. Ihm werden nämlich aphrodisierende und heilende Wirkungen zugesprochen. Zwischen 2018 und 2021 sind 2.707 Nashörner durch Wilderer diesem – medizinisch nicht bewiesenen – Aberglauben zum Opfer gefallen. 90 Prozent dieser erlegten Tiere stammen aus Südafrika, da hier weltweit die meisten Tiere leben. Die "Platinum Rhino" hat kein einziges ihrer großen Säugetiere verloren. Der teure Schutz hat sich somit bezahlt gemacht.

Vom Geschäftsmann zum Tierschützer

Der frühere Geschäftsmann und Millionär John Hume, der mit Immobilien für Ferienparks reich wurde, hat im Laufe der Jahre mehr als 150 Millionen US-Dollar und all sein Erspartes in diese Herzensangelegenheit gesteckt. Doch "für die Nashörner sei es das definitiv wert gewesen" sagte der Tierschützer. Der Erfolg gibt ihm recht, denn heute leben mehr Breitmaulnashörner auf der Welt als zu Beginn des Projekts. Doch jetzt ist Schluss. Das stellte auch seine Schwiegertochter und Sprecherin der Farm fest: "John hat das Projekt bis jetzt selbst finanziert. Jetzt ist ihm das Geld ausgegangen." Die Familie hofft auf einen Käufer, der ähnlich viel Leidenschaft für die bedrohten Wildtiere hat.

Mindestgebot: 10 Millionen Dollar

Doch nicht nur Leidenschaft für die Wildtiere musste der neue Besitzer besitzen, zuerst musste er bereit sein, viele Millionen EURO in das Projekt zu investieren. Denn das Mindestgebot für die Versteigerung lag bei 10 Millionen US-Dollar. Und das Projekt mit seinen rund 100 Angestellten steht nur als Ganzes zum Verkauf, die Aufzuchtstation sollte auf alle Fälle weiterbetrieben werden. Einzelne Tiere durften nicht ersteigert werden.

Aber dafür gab es neben den knapp 2.000 Breitmaulnashörnern und den Wildtieren auch circa 8.500 Hektar (Ein Hektar entspricht 10.000 Quadratmetern) Savanne und Farmland. Diese Landfläche entspricht knapp der Fläche der Insel Sylt oder des Chiemsees. Dazu kamen dann noch 327 Schafe und Ziegen, 164 Rinder und 100 Schweine. Des Weiteren gehörten zur "Versteigerungsmasse": 50 Hütten für die Arbeitenden, 17 Pick-Ups, drei Lastwagen, zwei Landcruiser und ein paar Dutzend Landmaschinen.

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Konnte ein Käufer gefunden werden?

Die Auktion ist seit Montag, dem 1. Mai 2023 17:00 Uhr Ortszeit beendet. "Platinum Rhino" erklärt auf seiner Facebook-Seite, dass man sich für das Interesse und für die Unterstützung zum Erhalt des Projekts bedankt. Man sondiere jetzt und würde persönliche Gespräche mit Interessenten führen. Am 5. Mai 2023 sollte dann bekannt gegeben werden, ob es tatsächlich zu einem Verkauf gekommen ist.

Doch seitdem fehlen auf der Homepage oder auf Facebook weitere Informationen. Offenbar hat es doch niemanden gereizt, neuer Besitzer von knapp 2.000 Breitmaulnashörnern zu sein und damit neben der Anfangsinvestition auch die jährlichen Kosten von knapp 3 Millionen Euro zu tragen. Denn ein offizielles Gebot ging bis zum Ende der Internet-Aktion nicht ein. Ein enttäuschendes Ergebnis. Doch Humes Hoffnung ruht jetzt auf der Tatsache, dass mehrere Personen außerhalb der Auktion ihr Interesse angemeldet haben. Denn der Gedanke, dass der Verkauf seines Lebenswerkes nicht realisiert wird, wäre "zu schrecklich, um es sich vorzustellen." Denn müssten alle Tiere womöglich doch einzeln verkauft werden – wenn sich denn dafür überhaupt Interessenten finden.  © Deine Tierwelt

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