Sie sorgen bei den Aufführungen für den tierischen Wow-Effekt: Pferde sind schon lange für Theater-Projekte im Einsatz. Jetzt setzen auch die Landesbühnen Sachsen auf eine eigene Pferdestaffel. pferde.de sprach mit Trainerin Julia Eilenberger über die Stars auf vier Hufen
Dass sie einmal regelmäßig im Scheinwerferlicht stehen würde – damit hat Julia Eilenberger nicht gerechnet. Schließlich wollte sie immer nur eins: Mit Pferden leben. Ausgerechnet durch sie kam die 23-Jährige jetzt auf die große Bühne…
Doch woher kommt ihre Liebe zu Pferden? "Den Pferde-Virus habe ich von meiner Mama", sagt Eilenberger lachend. "Sie konnte ihn als Kind aber nicht ausleben. Deshalb wollte sie es ihren Kindern ermöglichen." Und so saß Eilenberger mit drei Jahren im Urlaub das erste Mal auf einem Shetlandpony. "Das hat mich durch den Dreck gezogen. Aber das war mir egal: Ich war total begeistert", erinnert sie sich.
Es folgte Reitunterricht – und das erste eigene Pony: Ein Deutsches Reitpony, vier Jahre alt. "Das hatten wir uns damals schon einfacher vorgestellt. Ich durfte schon einige Male den Sand küssen", sagt Eilenberger. Doch kein Sturz schreckte sie ab. Im Gegenteil: Ihr Ehrgeiz war geweckt. "Nach der Schule ging ich immer sofort in den Stall. Die Hausaufgaben mussten warten", sagt sie lachend.
Vom Gestüt zur Pferdestaffel am Theater
Doch bei einem Pferd blieb es nicht. Es folgte ein Fohlen, zwei weitere Pferde kamen dazu. "Damit hatten wir vier Pferde und ich war glücklich", sagt Eilenberger. Als sie ihren Schulabschluss in der Tasche hatte, war für sie klar: Sie wolle auch beruflich mit Pferden arbeiten. "Von der Familie kamen schon Einwände, ob ich nicht was Ordentliches lernen sollte. Aber ich konnte mir nichts anderes vorstellen."
Sie machte ihre Lehre als Pferdewirtin beim Hauptgestüt Graditz, wechselte danach zum Landgestüt Moritzburg. Dort traf sie auf Manuel Schöbel, Leiter der Landesbühnen Sachsen. Er war auf der Suche nach einer begabten Pferde-Trainerin für seine neue Pferdestaffel. Denn nachdem die Landesbühnen jahrelang mit externen Tiertrainern und dessen Pferden zusammengearbeitet hatten, sollte nun eine eigene Pferdestaffel aufgebaut werden.
Schimmel Jackson hat die tierische Hauptrolle
Pferdewirtin Eilenberger mit ihrer sehr guten Ausbildung im Landgestüt Moritzburg wurde von Leiterin Dr. Kati Schöpke empfohlen und konnte sofort loslegen. Denn gleich zum Start hatte sie vier tierische Akteure im Team. Die Wallache kommen von Rügen, haben bereits bei den Störtebeker Festspielen in Ralswiek ihr Können als Theaterpferde bewiesen. "Sie sind echte Bühnen-Profis", sagt Eilenberger. So übernimmt Schimmel Jackson auch gleich eine tierische Hauptrolle in Aschenputtel. Und das auf einer Bühne, die weltberühmt ist: Dem Schloss Moritzburg. "Hier wurde auch der Klassiker ‚Drei Haselnüsse für Aschenbrödel‘ gedreht", so Eilenberger.
Für ihre Auftritte bereitet sie die Pferde liebevoll vor. Und stellt sich dabei auf jeden ihrer tierischen Stars ein. Denn natürlich hat jeder seinen ganz eigenen Charakter. Wie zum Beispiel Jackson, ein 19-jähriger Appaloosa. "Für ihn gilt: je oller, je doller", lacht Eilenberger. "Er ist toll, testet seinen Reiter aber auch gerne mal." Oft an seiner Seite: Sein Halbbruder Tommy, ebenfalls ein 19-jähriger Appaloosa. "Er hat eine total gute Seele, will alles richtig machen. Dazu ist er fleißig und motiviert." Der Clown der tierischen Truppe ist Remusz, ein 13-jähriger Spanier. "Er liebt es, im Mittelpunkt zu stehen." Kollege Titus, ein 13-jähriger Oldenburger, hält sich dagegen zurück. "Er ist brav, macht gerne sein Ding."
Die Schauspieler lernen das Pferde-ABC
Mit dem Quartett ist die Pferdestaffel aber noch nicht fertig. "Wir suchen aktuell neue Pferde", sagt Eilenberger. "Es sollen mal acht bis zehn Pferde werden." Voraussetzung? "Die Pferde müssen neugierig sein, aber auch cool." Den ersten Neuzugang gibt es auch schon. "Ein dreijähriger, schwerer Warmblut-Wallach. Sie ist vorsichtig angefahren und angeritten, wird jetzt ihren Job von der Pike auf bei uns lernen", erklärt die Pferdetrainerin.
Neben den Pferden hat Eilenberger auch zweibeinige Schüler – die Schauspieler. "Einige können schon gut reiten, andere haben noch nie ein Pferd berührt." Bei ihr lernen sie das Pferde-ABC. – Und das nicht nur im Sattel. "Sie müssen auch die Pferde von der Koppel holen und putzen. So lernen sie ihre tierischen Partner besser kennen, bauen Vertrauen zueinander auf." Was sie dabei begeistert: "In Gestüten ist es eher hierarchisch organisiert. Hier ist es ganz anders. Es ist ein tolles Miteinander auf Augenhöhe, jeder zeigt Anerkennung für das Können des anderen."
Am Abend steht die Pferdetrainerin auch mal auf der Bühne
Auch an einen neuen Tagesablauf musste Eilenberger die Schauspieler gewöhnen. "Beim Landgestüt geht es morgens um 6 Uhr mit Füttern und Misten los. Unsere Pferde stehen auf dem Friesenhof Radebeul. Dort haben sie Vollpension, kommen morgens auf die Weide. Für mich beginnt der Tag dadurch erst später." Dafür kann es länger dauern – denn Eilenberger ist auch bei den Auftritten dabei – und das nicht immer nur hinter den Kulissen: "Ich reite auch mal mit. Bei Peter Pan war ich zum Beispiel gemeinsam mit Gojko Mitić in zwei Szenen auf der Bühne."
Diese Abwechslung fasziniert Eilenberger. "Es gibt immer was Neues, das macht Spaß." Die größte Herausforderung? "Ein junges Pferd für die Bühne zu trainieren." Dabei steht auch im Pferde-Alltag nicht nur Proben auf dem Plan. "Die Pferde werden täglich gymnastiziert oder longiert. Ich sorge für Abwechslung, auch Ausritte sind dabei." Und privat? Da dreht sich für Eilenberger auch alles um Pferde. "Ich habe selbst vier Ponys und drei Pferde", sagt sie. Denn ein Leben ohne Pferde – das kann sie sich einfach nicht vorstellen… © Pferde.de
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