Mittlerweile gibt es weltweit unzählige Cafés, in denen Tiere als Attraktionen gehalten werden. Oft sind es Arten, deren natürlicher Lebensraum absolut nichts mit dem Umfeld eines Cafés zu tun hat. Ist es vertretbar ein Tiercafé zu besuchen und die Sache zu unterstützen oder eher unethisch?
Tiercafés sind nichts Neues und tatsächlich noch immer sehr beliebt. Vor allem in Asien. Angefangen hat es mit Katzencafés, das erste eröffnete bereits 1998 in Taipeh, Taiwan. Später kamen welche mit Hunden hinzu. Wie zum Beispiel das Café "True Love at Neverland" in der thailändischen Hauptstadt Bangkok. Hier kann man an zwei verschiedenen Zeiträumen täglich mit echten sibirischen Huskys kuscheln, spielen und nebenbei Kaffee genießen.
Die Jahresdurchschnittstemperatur in Bangkok beträgt 28,4 Grad Celsius. Huskies beispielsweise, fühlen sich eigentlich erst bei Minusgraden richtig wohl. Ebenfalls in Bangkok befindet sich ein Café, indem man mit Corgis kuscheln kann. Die Hunderasse ist für ihren langen Körper und die kurzen Beine bekannt, die oft mit zuchtbedingten körperlichen Beschwerden einhergehen. Würde der Besuch eines solchen Tiercafés demnach nicht die daraus entstehenden Tierqualen unterstützen?
Immer mehr Exoten in den Tiercafés
Zugegeben, Mini-Schweinchen sind vielleicht nicht unbedingt super exotisch, aber schon kurios. In Japan wurde vor einigen Jahren das "mipig café" eröffnet. An mehreren Standorten des asiatischen Landes können hier Termine gebucht werden, um Zeit mit Mikro-Schweinen, auch Teecup-Schweinchen genannt, zu verbringen. Laut Website der Café-Betreiber führen die Tiere dort ein gutes Leben, bekommen ausreichend Pausen und sollen auf ihr Leben als potenzielles späteres Haustier vorbereitet werden. Sobald die Schweinchen im Erwachsenenalter sind, ziehen sie in ein neues Zuhause ein. In Japan sind die kleinen Schweinchen mittlerweile ein etabliertes Haustier.
Das Waschbären-Café "Blind Alley" in Seoul in Südkorea entstand eher durch Zufall. Die Besitzerin eines bis dahin unspektakulären kleinen Gastonomiebetriebes brachte ihre Waschbären mit zur Arbeit, um sich besser um ihre Schützlinge kümmern zu können. Daraus entwickelte sich dann ein erfolgreiches Konzept. Durch die fehlenden Einnahmen während der Corona-Pandemie musste das Café schließen und die Tiere in den städtischen Zoo umziehen.
Spaß für die Besucher auf Kosten der Tiere
Die Liste der Tiercafés ist allerdings noch länger: Hasen und Kaninchen im polnischen Krakau, kleine Wüstenfüchse mit niedlichen Spitzohren in Bangkok, Igel, Otter und Eulen in Tokio, Erdmännchen in Seoul. Diese Tiere werden oft mit Dingen gefüttert, die nicht ihrer normalen Ernährungsweise entsprechen. Sie werden zu Tageszeiten wachgehalten, an denen sie eigentlich schlafen sollten, nur um die Besuchenden zu entertainen. Mit künstlichem Licht beleuchtete Räume entsprechen nicht den natürlichen Lebensräumen der Tiere, genauso wenig wie der Stress, der durch die immer wechselnden Menschen und Eindrücke entsteht.
Viele solcher Tiercafés mussten im Zuge der Pandemie allerdings geschlossen werden, zur Freude der Tierschützer, die sich gegen solche Gastronomiebetriebe auflehnen und protestieren.
Die Mehrzahl dieser Gastronomiebetriebe schreiben in ihren sozialen Medien oder auf ihren Websites, dass die Tiere gepflegt würden und versichern, dass es ihnen gut ginge und man sich anständig um sie kümmern würde. Ob das wirklich so ist, ist fragwürdig. Am Ende muss wohl jeder selbst entscheiden, ob ein Besuch in einem dieser Cafés ethisch vertretbar ist oder nicht. © Deine Tierwelt
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