Die Bilder von Hunderten toter Elefanten in Simbabwe und Botswana schockten 2020 die Öffentlichkeit. Nun wollen Forscher das Rätsel des mysteriösen Massensterbens gelöst haben.
Ein mysteriöses Elefanten-Sterben im südafrikanischen Safari-Paradies Botswana und im angrenzenden Simbabwe im Jahre 2020 ließ die Experten lange rätseln. Was war die Ursache dafür, dass die größten Landsäugetiere der Welt plötzlich umkippten, torkelnd zusammenbrachen oder einfach nach vorne aufs Gesicht fielen?
Rund 350 majestätische Rüsseltiere waren innerhalb kürzester Zeit Opfer dieses mysteriösen Massensterbens im Wildtier-Paradies geworden. Die Bilder der toten Elefanten gingen damals um die Welt und lösten Entsetzen nicht nur bei Tierschützern, sondern auch bei Elefanten-Fans aus.
Fast alle Kadaver lagen damals im nördlichen Teil des Okavangodeltas in Sichtweite von Wasserlöchern. Vermutungen, dass Wilderer für den Tod der Dickhäuter verantwortlich sein könnten, bestätigten sich nicht. Alle Tiere hatten noch Ihre Stoßzähne.
Ein Jahr zuvor hatte es schon einmal einen ähnlichen Vorfall gegeben. Damals hatten Anthrax-Erreger (Milzbrand) für verseuchte Böden gesorgt. Entsprechende Tests schlossen aber eine Vergiftung mit Anthrax für dieses Mal aus. Und es gab immer mehr verstörende Bilder von ausgedörrten Elefanten-Kadavern.
Heike Henderson von der Artenschutzorganisation "Future for Elephants" erklärte resignierend: "Die Ursache ist auch nach drei Monaten weiterhin ungeklärt." Verzweiflung machte sich breit, da allein in Botswana ein Drittel aller Elefanten-Bestände Afrikas beheimatet sind.
Forscher haben den Übeltäter für das Massensterben gefunden
In einem umfassenden Forschungsprojekt haben Wissenschaftler jetzt, nach drei Jahren des Ratens, das Rätsel um das mysteriöse Massensterben der Rüsseltiere gelöst. Das Forschungsteam von der Naturschutzorganisation "Victoria Falls Wildlife Trust" berichtet in einer Studie im Fachjournal "Nature Communications" über die wahrscheinliche Ursache. Die Wissenschaftler fanden in sechs untersuchten Elefanten-Kadavern Bakterien aus der Gruppe "Bisgaard Taxon 45", einem Bakterium, das normalerweise die Schleimhäute angreift.
Die Untersuchung der toten Elefanten war Forschungsleiter Chris Foggin zufolge "eine Herausforderung". Ein Problem, mit dem das Team bei dieser Art von Arbeit zu kämpfen hatte, war zum einen die Identifizierung und das rechtzeitige Erreichen der Kadaver nach Sichtung, um verwendbare Proben zu erhalten. Zum anderen habe man bei der Obduktion der Elefanten sehr vorsichtig vorgehen müssen, da man nicht wusste, nach welcher Ursache oder Krankheit man überhaupt sucht.
Per Helikopter flogen die Forscher zu den gemeldeten Kadavern und sezierten diese trotz glühender Hitze in speziellen Schutzanzügen. Die Proben wurden dann in US-Laboren ausgewertet, da vor Ort entsprechende Spezial-Labore nicht vorhanden sind.
Elefanten starben an Blutvergiftung
Die Forscher sind sich nun sicher, dass die Elefanten an einer durch das Bakterium "Pasteurella" ausgelösten Blutvergiftung starben. Normalerweise kommt dieses nur in Löwen oder Tigern vor. Man vermutet daher, dass die Elefanten durch Löwenbisse infiziert worden waren.
Und auch der Grund für die schnelle Ausbreitung ist jetzt schnell erklärt. Elefanten sind sehr gesellige Tiere und leben in großen Herden. Daher hat sich die Krankheit durch den Kontakt miteinander schnell in der Population verbreiten können.
Niemals hätten die Forscher vermutet, dass ein winziges Bakterium in Zusammenhang mit dem mysteriösen Sterben der stärksten Landtiere der Welt hätte stehen könnte. Daher ist die Identifizierung dieses Bakteriums als Todesursache ein wichtiger Schritt zum Schutz der grauen Riesen. Vor allem im Zusammenhang mit einem aufgrund von langen Wanderungen zur Futtersuche verbundenem, geschwächten Immunsystem. Erst dieser durch Stress ausgelöste Zustand des Immunsystems der Elefanten ermöglichte es dem Bakterium, solch verheerenden Schaden anzurichten.
Forscher sorgen sich um die Zukunft der grauen Riesen
Die Forscher machen sich jetzt Sorgen um die Afrikanischen Elefanten, von denen nur noch etwa 350.000 frei lebend durch die Landschaften Afrikas streifen. Denn das Bakterium "Pasteurella" fügt sich nahtlos "in die wachsende Liste der krankheitsbedingten Bedrohungen für den Schutz der Elefanten ein", befürchtet Co-Autor Arnoud van Vliet. Denn noch nie zuvor wurde es in einem Elefanten entdeckt.
Aber nicht nur Krankheiten setzten den grauen Riesen zu: Vor allem die Verschlechterung der natürlichen Ressourcen und die Zerstörung ihrer Lebensräume durch Siedlungen, Infrastrukturprojekte oder landwirtschaftliche Nutzflächen bedrohen die majestätischen Tiere. Und nicht zu vergessen die grausame Jagd der Menschen nach Elfenbein. © Deine Tierwelt
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