Einmal im Jahr zur Routineuntersuchung, eine oder zwei Impfungen, eine Wurmkur - solche Behandlungen können Tierhalter meist gut aus der Portokasse bezahlen. Problematischer wird es, wenn ihr Tier operiert werden muss. Tierkrankenversicherungen übernehmen dann einen großen Teil der Kosten. Trotzdem sollte man sich den Abschluss einer solchen Police gut überlegen.
Ein Haustier zu haben, macht vielen Menschen Freude, es kostet aber auch Geld. Vor allem, wenn das Tier krank wird.
Sind Routineuntersuchungen oder kleinere Behandlungen noch erschwinglich, kommen manche Tierhalter bei langfristigen Therapien oder Operationen ihrer Tiere schnell an ihre finanziellen Grenzen. Inklusive Diagnose und Nachbehandlungen können zum Beispiel für eine OP an Hund oder Katze leicht 2.000 Euro oder mehr zusammenkommen.
Wer solche Beträge auf der hohen Kante hat und sie ohne Weiteres entbehren kann, braucht keine Tierversicherung abzuschließen. Alle anderen könnten zumindest darüber nachdenken.
Nur eine Handvoll Versicherungsunternehmen bieten Policen für Hunde und Katzen, einige wenige auch für Pferde an - meist entweder als Vollversicherung und Nur-OPs-Variante.
Eine Vollversicherung kostet für eine Katze in der Regel zwischen 200 und 500 Euro pro Jahr, für einen Hund zwischen 400 und 1.000 Euro. Die Variante, die nur Operationen abdeckt, kostet ungefähr die Hälfte.
Tierkrankenversicherung: Fast immer gibt es eine Selbstbeteiligung
Die Preisspannen sind relativ groß. Die Beiträge variieren je nach Alter, Rasse und Haltung der Tiere. Für Hauskatzen fallen sie beispielsweise niedriger aus als für Freigänger. Zudem bieten die Versicherungen sehr unterschiedliche Leistungen an.
So kostet der Nur-OPs-Tarif von Petplan pro Jahr etwas über 100 Euro für einen kleinen, relativ jungen Hund. Dafür zahlt die Versicherung aber auch nur maximal 2.000 Euro aus.
Beim Tarif "OP-Kostenschutz Exklusiv" von Agila werden pro Jahr mindestens 200 Euro fällig. Allerdings setzt der Versicherer auch keinen Maximalbetrag an, sondern trägt die gesamten Kosten für eine OP.
Dieser Tarif ist auch einer der wenigen, der keine Selbstbeteiligung hat. Die meisten anderen haben eine, wie ein Test von Stiftung Warentest ergeben hat.
Es gibt nur wenige Versicherungen, die alle Kosten übernehmen. Meist liegt die Selbstbeteiligung bei 20 Prozent. Kostet eine Operation also 2.000 Euro, muss der Tierhalter auf jeden Fall 400 Euro selbst bezahlen. Je nach Höhe des Maximalbetrages käme dann noch etwas drauf.
Besonders häufig gibt es eine Selbstbeteiligung bei Policen, die nicht nur OPs abdecken, sondern auch ambulante oder stationäre Behandlungen, Kastrationen, Impfungen, Wurmkuren oder die jährlichen Routineuntersuchungen. Allein Letztere kosten bei Katzen bis zu 120 Euro, bei Hunden bis zu 200 Euro.
Auch eine Vollversicherung übernimmt zudem nicht zwangsläufig die vollen Kosten für Tierarztbesuche. Es gibt Tarife, in denen zum Beispiel Impfungen oder Kastrationen nicht inkludiert sind.
Finanzielle Situation ist ausschlaggebend
Tierhalter sollten sich also die Konditionen der Versicherer sehr genau ansehen und sich vor allem folgende Fragen stellen:
- Brauche ich eine Vollversicherung oder nur eine für Operationen?
Wenn das Tier schon eine Krankheit hat, könnte eine Vollversicherung sinnvoll sein. Allerdings nimmt die Versicherung das Tier dann eventuell gar nicht erst auf. - Ist es okay für mich, für eine Versicherung 500 Euro oder mehr pro Jahr zu bezahlen, wenn sie dafür bis auf die Selbstbeteiligung die ganzen Kosten trägt?
Oder will ich lieber pro Jahr weniger bezahlen und bekomme dafür im Ernstfall vielleicht nur die Hälfte der Kosten erstattet? - Ist mein Tier zu alt für eine Krankenversicherung?
Die meisten Versicherungen nehmen Tiere nur bis zu einem bestimmten Alter auf, der Durchschnitt sind acht Jahre. Je jünger das Tier ist, desto niedriger sind die Beiträge. - Reicht mein Budget für eine zusätzliche Versicherung überhaupt aus?
Aus Sicht des Versicherungsexperten Peter Grieble von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg ist die Budgetfrage die wichtigste überhaupt. "Zweifellos gibt es Versicherungen, die viel größere finanzielle Risiken absichern, etwa die private Haftpflichtversicherung oder die Berufsunfähigkeitsversicherung." Wer darauf verzichte, stehe im Schadensfall möglicherweise vor dem finanziellen Ruin, betont Grieble im Gespräch mit unserer Redaktion.
Je nach Lebensentwurf können auch eine Kinderinvaliditätsversicherung, eine Risiko-Lebensversicherung, eine Auslandsreise-Krankenversicherung und eine Immobilien-, Auto- oder Hausratversicherung extrem wichtig sein.
"Wenn das eigene Versicherungsbudget ausgeschöpft ist, sollte man nicht wegen einer Tierkrankenversicherung auf diese bedeutenden Sparten verzichten", rät Grieble. Er betont aber zugleich, dass das zwar seine Empfehlung sei, er sich aber durchaus Ausnahmen vorstellen könne.
"Es mag Fälle geben, in denen die Tierkrankenversicherung bedeutsam wird, weil ein bestimmtes Tier für einen Menschen sehr wichtig ist und die finanzielle Situation zwar regelmäßige Versicherungsbeiträge zulässt, aber nicht die Übernahme von Operationskosten."
Versicherungsexperte empfiehlt Beratung
Der Versicherungsexperte empfiehlt Tierhaltern, sich von einem Honorarversicherungsberater oder einem spezialisierten Versicherungsmakler beraten zu lassen. "Vergleichsportale liefern erste Informationen, besser ist aber eine Beratung", sagt Grieble.
Mit Blick auf die unterschiedlichen Konditionen sollten folgende Fragen beantwortet sein:
- Ist die Kostenerstattung gedeckelt?
- Sind Erbkrankheiten mit versichert?
- Sind bei der OP-Versicherung auch Diagnostik und Nachsorge mit drin?
- Gilt der Versicherungsschutz auch im Ausland?
- Gibt es eine Wartezeit, bis die Versicherung greift?
"Es gilt übrigens nicht die Regel, dass die umfangreichsten Versicherungspakete auch die teuersten sein müssen", sagt Grieble. Deswegen sei es wichtig, genau den Tarif zu finden, der auf den jeweiligen Tierhalter und sein Tier am besten passt.
Verwendete Quellen:
- Interview mit Peter Grieble, Versicherungsexperte bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg
- Webseite der Stiftung Warentest: Tierkrankenversicherung
- Webseite der Stiftung Warentest: Tierkrankenversicherung: Tarife für Hunde und Katzen im Test (Februar 2016)
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