In der kalten Jahreszeit brauchen Pferde bei der Fütterung ein bisschen mehr Aufmerksamkeit — das wissen fast alle Reiter. Doch in Sachen Winter-Futter werden in den Stallgassen auch so manche Mythen erzählt. pferde.de hat dabei fünf typische Fehler entdeckt.

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Im Sommer haben Pferde es gut: Leckeres Gras auf den Weiden sorgt nicht nur einen vollen Magen, sie werden gleichzeitig auch mit wichtigen Nährstoffen versorgt. Die Fütterung wird dann entsprechend darauf aufgebaut. Im Winter jedoch entfällt das Gras. Und damit muss der Futter-Plan etwas überarbeitet werden. Dabei meinen es einige Pferdebesitzer jedoch etwas zu gut mit ihrem Partner auf vier Hufen. Hier fünf typische Aussagen zum Winter-Futter — und warum sie mit Vorsicht zu genießen sind.

1. Auch Pferde brauchen eine warme Mahlzeit am Tag

Nein! Auch wenn wir uns im Winter bei Bibber-Temperaturen auf einen heißen Tee oder eine warme Mahlzeit freuen — unsere Pferde kennen diese Sehnsüchte nicht. Das liegt zum einen daran, dass sie ein anderes Wärmegefühl haben als wir. Heißt: Wenn wir schon mit den Knien schlottern, fühlen sich Pferde noch rundum wohl. Das liegt an ihren Vorfahren. Die lebten in Steppen und Halbwüsten, waren daher große Temperaturunterschiede gewöhnt. Daher liegt der Temperatur-Wohlfühlbereich bei Pferden noch heute zwischen etwa -15 Grad bis 25 Grad.

Das heißt also: Pferde brauchen als Winter-Futter keine warme Mahlzeit. Trotzdem kannst Du Deinem Partner auf vier Hufen Mash geben. Der Brei besteht traditionell aus Kleie und Leinsamen, die mit warmem Wasser angemischt werden. Vor allem Pferde, die schnell an Gewicht verlieren, oder alte Pferde können während der Wintermonate sehr gut täglich Mash bekommen.

2. Pferde brauchen jetzt viel Obst fürs Immunsystem

Jein! Tatsächlich können Pferde, im Gegensatz zu uns Menschen, Vitamin C selber produzieren. Und im Normalfall reicht diese Menge auch vollkommen aus. Doch es gibt auch Ausnahmen: Wenn die Pferde stark beansprucht werden, krank sind oder Medikamente wie Antibiotika nehmen, kann der körpereigene Vitamin-C-Gehalt nicht ausreichen. Außerdem stellen alte Pferde weniger Vitamin C her. Daher kann ein Vitamin-Plus durchaus helfen.

Ideal sind dann zum Beispiel Hagebutten, die sehr viel Vitamin C enthalten. Aber auch hier gilt: Nur in Maßen füttern. Du kannst an ein 600 Kilo Pferd etwa eine Handvoll (30 bis 40 Gramm) pro Tag verfüttern.

3. Winter-Futter: Mehr Öl für die Energie

Nein! Zwar geben Öle Energie. Aber bei Öl gilt auch: Mehr hilft nicht mehr. Im Gegenteil. Der Grund: Pferde ernähren sich, im Vergleich zum Beispiel zu Menschen, öl-ärmer. Das ist übrigens mit ein Grund, warum sie keine Gallenblase besitzen. Das heißt: Pferde produzieren ihre Gallenflüssigkeit in der Leber und können so auch aufgenommenen Fettsäuren verdauen — aber eben nicht zu viel.

Wenn Du also Öl füttern möchtest, musst Du erst einmal rechnen. Als Höchstgrenze gilt nämlich: Ein Gramm Öl pro ein Kilo Pferd am Tag. Aber diese Höchstgrenze solltest Du nur in Ausnahmefällen erreichen — meist reichen bereits 250 Milliliter am Tag vollkommen aus. Und: Gewöhne Dein Pferd langsam an die Ölfütterung.

Beim Heu kommt es auf die Qualität an.
Beim Heu kommt es auf die Qualität an. © Foto: unsplash.com/Ben Shbeeb

4. Gute Heulage reicht vollkommen

Jein. Natürlich ist gute Heulage besser als schimmeliges Heu. Trotzdem ist die Heulage umstritten. Ein Grund: Es kommt immer wieder vor, dass die Heulage während der Lagerung schimmelt, weil sie nicht richtig aufbewahrt wird. Das Problem dabei: Den Schimmel in der Heulage erkennen wir in den meisten Fällen und nicht. Auch Pferde nehmen ihn nicht wahr — und futtern drauflos.

Ideal ist daher gutes Heu für Pferde. 1,5 bis zwei Kilogramm Raufutter pro 100 Kilogramm Gewicht des Pferdes gelten dabei als das Minimum. Tipp: Wenn Heuqualität und -menge nicht ausreichen, kann gutes Futterstroh helfen. Das Stroh liefert eiweißarme Energie, die satt macht.

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5. Winter-Futter: Hauptsache Wasser ist da

Jein! Natürlich brauchen Pferde auch im Winter ausreichend Wasser. Nur: Je kälter es wird, desto genauer solltest Du hinsehen. Der Grund: Ist das Wasser eiskalt, trinken einige Pferde zu wenig — und das kann zum Beispiel zu Verstopfungskoliken führen. Damit das nicht passiert, solltest Du Dein Pferd handwarmes Wasser bekommen, am besten mehrmals am Tag. Übrigens: Mittlerweile gibt es auch Tränksysteme, die das Wasser konstant auf angenehmer Temperatur halten.  © Pferde.de

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