Vor über vier Jahrzehnten gefangen genommen, davon elf Jahre alleine und isoliert. Jetzt ist die Orca Dame Kiska einsam im Alter von 47 Jahren in einem Meeres-Themenpark in Kanada gestorben.

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Das Schicksal meinte es nicht gut mit der Orca-Dame Kiska. Vor über 40 Jahren wurde sie zusammen mit anderen Schwertwalen vor der isländischen Küste gefangen. Der Marine-Themenpark "Marineland" im kanadischen Ontario hatte Kiska dann zusammen mit dem Orca-Männchen Keiko gekauft. Keiko machte später als "Free Willy" Film-Karriere, blieb aber weiterhin mit dem Orca-Weibchen Kiska im Park zusammen. Mitte der 80er Jahre wurde Keiko nach Mexiko verkauft, und Kiska musste das Publikum von nun an alleine bespaßen.

Fünf Kälber brachte die Orca-Dame während ihrer Gefangenschaft zur Welt. Doch keines ihrer Nachkommen sah sie aufwachsen. Spätestens im Alter von sieben Jahren starben die Jungen. 2011 dann der nächste Schicksalsschlag für Kiska: Mit der Verlegung des Orca-Männchens Ikaika nach "SeaWorld" in San Diego verlor die Orca-Dame ihren letzten Gefährten.

Jetzt war Kiska völlig einsam in ihrem Bassin und musste ein Dasein ohne soziale Kontakte zu anderen Tieren und ohne jede Beschäftigung fristen. So entstand der Beiname "einsamster Orca der Welt" und brachte dem großen Meeressäuger traurige Berühmtheit ein.

Orcas sind sehr soziale Tiere

Orcas – auch große Schwertwale genannt – sind Wale aus der Art der Delfine. Die großen Meeressäuger sind weltweit verbreitet und bewohnen bevorzugt küstennahe Gewässer. Orcas sind sehr soziale Lebewesen und leben in engen Familienverbänden. Die Mutter-Kalb-Bindung ist sehr innig. Die Söhne bleiben ihr Leben lang bei der Mutter. Sie verlassen die Gruppe nur, um sich zu paaren und kehren dann wieder zur Herde zurück. Dies lässt die Qualen erahnen, die Kiska in ihrer Einsamkeit ertragen musste.

Das Schicksal der Orca-Dame Kiska berührt Millionen

Im September 2021 ging ein Video um die Welt, das Kiska dabei zeigt, wie sie immer wieder mit dem Kopf gegen die Wand des Beckenrandes rammt und sich somit selbst Schmerzen zufügt. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit hörte sie damit auf. Auch zeigte sie wiederholte Verhaltensmuster, sogenannte "Stereotypie". So schwamm der Wal langsam im Kreis oder verharrte stundenlang an einer Stelle des Beckens.

Langeweile ist ein großer Stressfaktor für Wale und Delfine in Gefangenschaft. Ihnen fehlen wichtige Verhaltensweisen, die sie in freier Wildbahn ausleben können. Das Suchen nach Nahrung, das gemeinsame Jagen, Jagdstrategien zu entwickeln oder die Aufzucht der Kälber. All das hatte Kiska nicht mehr und offensichtlich wusste sie, was sie vermisste.

Gefangenschaftshaltung von Walen und Delfinen in Kanada verboten

Kiska war der letzte Schwertwal, der in Kanada in Gefangenschaft gehalten werden durfte. 2019 verbot die kanadische Regierung sowohl die Haltung als auch die Zucht von Walen und Delfinen in Delfinarien. Leider hatte die Wal-Dame Kiska nichts von diesem Verbot.

Denn das neue Gesetz hat keine Gültigkeit für Tiere, die sich bereits in Gefangenschaft befanden. Die von Tierschützenden geplante Verlegung in ein Wal-Schutzgebiet nach Nova Scotia scheiterte ebenso. – Und damit auch die Chance für Kiska, die letzten Jahre mit ihren Artgenossen zusammenzuleben und interagieren zu können. So harrte Kiska weiter in ihrem Betonbecken aus – einsam und isoliert – bis zu ihrem Tod.

Tierschützer fordern Gerechtigkeit für Kiska

Tierrechtsgruppen fordern jetzt mehr Transparenz in Bezug auf den Tod des großen Meeressäugers. "Wir fordern Gerechtigkeit für das, was Kiska in den Händen von ‚Marineland‘ erleiden musste", sagte Camille Labchuk, Geschäftsführerin der kanadischen gemeinnützigen Gruppe "Animal Justice". Weiterhin fordert die Gruppe die Provinzbehörde dazu auf, eine Obduktion durchzuführen und die Ergebnisse zu veröffentlichen. "‚Marineland‘ soll für die Qualen, die Kiska erlitten hat, strafrechtlich verfolgt werden", fordert Labchuk

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Tierschutzorganisationen bemühen sich jetzt um die Umsiedlung der derzeit noch im "Marineland" lebenden fünf Delfine und über 30 Belugas. Zu spät für Kiska. Sie starb am 9. März nach vier Jahrzehnten Gefangenschaft, davon elf Jahre einsam und isoliert. Wie "The Guardian" berichtet, sei die Todesursache laut der Regierung von Ontario eine bakterielle Infektion gewesen. "Rest in Peace" – liebe Orca-Dame Kiska weiter.  © Deine Tierwelt

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