• Der bundesweite Warntag sollte proben, wie viele Menschen im Ernstfall erreicht werden können.
  • Welche möglichen Katastrophen drohen in Deutschland überhaupt? Ein Überblick.

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Am Donnerstag war es im Rahmen des Warntags nur eine Übung. Doch was könnte passiert sein, wenn hinter dem Alarm eine echte Katastrophe steht? Es gibt verschiedene Szenarien, auf die das Land vorbereitet ist. Zuständig ist hier das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK).

Je nachdem, wie bedrohlich und akut die Situation ist, unterscheidet man zwischen drei Gefahrenstufen. Die dritte und leichteste Stufe beinhaltet Bedrohungen, die Menschen zwar beeinträchtigt, aber ohne konkrete Gefahr ist. Die zweite Stufe meint Gefahren, die die Unversehrtheit der Einwohner bedroht und den normalen Lebensablauf einschränkt. Die allerhöchste Gefahrenstufe besteht bei einer Gefahr für Leib und Leben; ein normaler Alltag ist hier nicht mehr möglich.

Mögliche Szenarien sind in der "Deutschen Strategie zur Stärkung der Resilienz gegenüber Katastrophen" des BBK zusammengefasst.

Naturgefahren und geologische Gefahren

Die Flut im Ahrtal war die letzte sichtbare Naturkatastrophe in Deutschland von großem Ausmaß. Hier lief in der Warnung der Bevölkerung einiges schief. Die örtlichen Behörden reagierten zu spät auf die Katastrophe. Das entschlossene Handeln der örtlichen Feuerwehr auch ohne behördliche Warnung rettete viele Leben. Für mehr als 180 Menschen kam diese Hilfe jedoch zu spät.

Neben Flutkatastrophen können auch Erdbeben, Vulkanausbrüche, schwere Stürme, Hitzewellen und Meteoriten Gefahr für Leib und Leben der Bevölkerung bedeuten. Je nach Ausmaß der jeweiligen Katastrophe könnte eine Warnung auch in einem dieser Fälle verschickt werden.

Nukleare Gefahren

Die letzte größere atomare Katastrophe fand 2011 in Fukushima in Japan statt. Der Vorfall sensibilisierte die Deutschen für die Gefahren, die von einem Atomkraftwerk ausgehen können. Sollte es zu einem schwerwiegenden Zwischenfall in einem der noch laufenden AKW in Deutschland kommen, würde der Katastrophenfall ausgerufen und die Bevölkerung umgehend informiert.

Auch ein Fehler in einem Atomkraftwerk in einem anderen Land wie Frankreich könnte ein solches Szenario auslösen. So sorgte die Katastrophe von Tschernobyl 1986 trotz der großen Distanz auch für Gefährdungen und Einschränkungen in der Bundesrepublik.

Chemische und biologische Gefahren

Das Corona-Virus führte der Menschheit vor Augen, wie schnell eine Infektionskrankheit große Teile der Bevölkerung befallen kann. Je nachdem, wie schnell die Menschen vor einem Virus gewarnt werden müssen, ist eine bundesweite Warnung auch wegen eines neuen Virus denkbar.

Neben Viren zählen auch andere Gefahren in diese Kategorie. So könnte verunreinigtes Trinkwasser eine Warnung ebenso auslösen wie in Massen verkaufte, gesundheitsschädliche Lebensmittel.

Terrorismus, Kriminalität und Krieg

Im Dezember 2016 wurde ein entführter Lastwagen auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz gesteuert, 13 Menschen kamen bei dem Anschlag ums Leben. Wenn die Behörden davon ausgehen, dass Attentate an mehreren Orten am selben Tag verübt werden sollen, könnte dies der Auslöser für eine Warnung sein.

In diese Kategorie zählen auch Amokläufe oder Straftaten aus dem Bereich der Organisierten Kriminalität, die eine Gefahr für die Bevölkerung darstellen. Auch ein kriegerischer Angriff auf Deutschland aus dem Ausland ist ein Katastrophenszenario.

Menschliches und technisches Versagen

Aktuell eine der präsentesten Ängste in der deutschen Bevölkerung ist die Sorge vor Blackouts. Neben Energieknappheit können auch technische Störungen und menschliches Versagen für großflächige Stromausfälle sorgen.

Auch Unfälle in Fabriken, die etwa zu einer Vergiftung der Luft führen, könnten eine Gefahr bedeuten. Ebenso wie menschengemachte Gefahren aus dem Weltraum, wie etwa unkontrollierte Wiedereintritte von Raketenteilen oder Ausfälle von GPS-Satelliten.

Cyberattacken

Die Bedrohung durch Cyberattacken ist zwar unsichtbar, aber real. Im Juli 2021 gab es einen Cyberangriff auf die Landkreisverwaltung Anhalt-Bitterfeld. Der Landkreis rief damals den Katastrophenmodus aus, weil der Landkreis etliche Dienstleistungen nicht mehr erbringen konnte.

Hackerangriffe mit dem Ziel der Sabotage, aber auch Hackerangriffe, die andere Ziele verfolgen, haben laut BBK in den letzten Jahren zugenommen.

Auch wenn die meisten der geschilderten Szenarien unwahrscheinlich sind, will das Bundesministerium für Katastrophenschutz die betroffenen Menschen im Ernstfall so schnell und zuverlässig wie möglich erreichen. Um genau das zu proben, fand am Donnerstag der Warntag statt.

Hier können Sie an der offiziellen Umfrage des Bundesministeriums für Katastrophenschutz zum Warntag teilnehmen.

Verwendete Quellen:

  • Bundesregierung: Deutsche Strategie zur Stärkung der Resilienz gegenüber Katastrophen
  • Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK)
  • Tagesschau: Flut im Ahrtal - "Es ging um Minuten"
  • It-Daily.net: Trojaner legt Landratsamt lahm: Behörde geht von Hackerangriff aus
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