Zuckrige Chips, überteuerte Haferflocken, als Mahlzeit beworbene Milch: Die Verbraucherorganisation Foodwatch hat zum nunmehr zwölften Mal die "dreisteste Werbelüge des Jahres" gesucht. Verbraucherinnen und Verbraucher konnten online ihre Stimme abgeben. Nun wurde der Gewinner gekürt: Die Pom-Bär Ofen Minis von Intersnack erhalten den "Goldenen Windbeutel 2023".

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Welche Werbelüge ist die dreisteste im ganzen Land? Dieser Frage ist die Verbraucherorganisation Foodwatch zum nunmehr zwölften Mal auf den Grund gegangen. Verbraucherinnen und Verbraucher konnten online darüber abstimmen, welches Produkt den Negativpreis "Goldener Windbeutel 2023" erhält.

Zur Auswahl standen ein Philadelphia-Frischkäse, Ofenchips im Miniformat von Pom-Bär, ein als Mahlzeit beworbener Milchdrink von der Firma Yfood, Bake Rolls des Herstellers Mondelez und ein Porridge des Startups 3 Bears. Die Verbraucher entschieden sich dabei mit 27,99 Prozent der Stimmen für die Pom-Bär Ofen Minis von Intersnack.

Pom-Bär Ofen Minis von Intersnack gewinnen "Goldenen Windbeutel 2023"

Pom-Bär Ofen Minis von Intersnack
Pom-Bär Ofen Minis von Intersnack. © Foodwatch

"50 Prozent weniger Fett" sollen die Pom-Bär Ofen Minis des Herstellers Intersnack Deutschland beinhalten. Eine bessere Alternative zu herkömmlichen Chips sind sie allerdings nicht, enthalten sie Foodwatch zufolge doch etwa sechsmal so viel Zucker wie andere Chips von Pom-Bär. Das geht aus einer Pressemitteilung der Verbraucherorganisation hervor.

Nach den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) dürften die Snacks "gar nicht erst an Kinder beworben werden", befand demnach Foodwatch.

Intersnack Deutschland äußerte sich gegenüber "Spiegel Online" zum höheren Zuckergehalt. Dabei verweist der Hersteller auf einen abweichenden Herstellungsprozess im Vergleich zu herkömmlichen Chips.

2. Platz: Milchdrink von Yfood (22,42 Prozent)

Milchdrink von Yfood
Milchdrink von Yfood. © Foodwatch

Die Milchdrinks von Yfood werden damit beworben, dass sie eine gesunde und vollwertige Trinkmahlzeit mit vielen Proteinen, Ballaststoffen und Vitaminen sind. "This is Food (dt. Das ist Essen)" prangt vorne groß auf den Flaschen, die den Verbraucher jeweils 3,99 Euro kosten. Foodwatch kritisiert allerdings, dass es sich dabei lediglich "um Milch mit Wasser und ein paar zugesetzten Vitaminen, Mineralien und Süßstoff" handelt.

Außerdem wurde dem Hersteller zufolge kein Zucker zugesetzt, das täuscht allerdings: Eine 500-Milliliter-Flasche enthält der Verbraucherorganisation zufolge trotzdem immer noch 22 Gramm Zucker aus der Kuhmilch, Maltodextrin sowie Sucralose und hat einen Kaloriengehalt von 500 Kilokalorien. Die Ernährungswissenschaftlerin Alice Luttropp erklärte Foodwatch, dass es absurd sei, Yfood als vollwertiges Essen zu vermarkten.

Das Unternehmen hingegen machte gegenüber "Spiegel Online" deutlich, dass es sich bei den Milchdrinks nicht um Diätdrinks handle und diese auch keinen kompletten Nahrungsersatz darstellen würden. Die Preise seien angemessen.

3. Platz: Porridge von 3 Bears (20,18 Prozent)

Porridge von 3 Bears
Porridge "Kerniger Klassiker" von 3 Bears. © Foodwatch

Das Porridge "Kerniger Klassiker" soll dem Startup 3 Bears zufolge aus einer "geheimen Mischung" bestehen. Allerdings handelt es sich laut Foodwatch dabei lediglich um ganz normale reine Haferflocken. Die 400-Gramm-Packung kostet trotzdem knapp vier Euro. Damit seien die Haferflocken mehr als sechs Mal so teuer wie solche von Eigenmarken der Supermärkte. Auch der Hinweis "ohne zugesetzten Zucker oder künstliche Zusätze" sei letztlich eine Selbstverständlichkeit bei reinen Haferflocken.

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Das Unternehmen zeigte sich überrascht von den Vorwürfen, das Porridge sei viel mehr als nur Haferflocken, erklärte eine Gründerin gegenüber "Spiegel Online". Die Haferflocken würden "aus einer familiengeführten Hafermühle im Schwarzwald" stammen. Außerdem beziehe sich die Aussage "geheime Mischung" auf die verschiedenen Mahlgrade der Haferflocken. "Made in Germany" habe der Stellungnahme zufolge "ihren Preis".

4. Platz: Philadelphia von Mondelez (19,97 Prozent)

Bake Rolls von Mondelez
Bake Rolls von Mondelez. © Foodwatch

Der Hersteller Mondelez bewirbt seinen "Philadelphia mit Ziegenkäse und Rosmarin" als "Sorte des Jahres". Auf der Verpackung ist eine Ziege abgebildet, sogar eine Ziegenkäserolle ist zu sehen. Erst im Kleingedruckten erkennt der aufmerksame Verbraucher allerdings: Der tatsächliche Anteil an Ziegenfrischkäse beträgt nur drei Prozent.

In Wahrheit handelt es sich Foodwatch zufolge um einen Frischkäse aus Kuhmilch. Anscheinend werde mit Aromen nachgeholfen.

Mondelez erklärt in einer Stellungnahme auf "Spiegel Online", dass die Sorte im Regal so einfacher zu erkennen sei. Außerdem helfe ein Blick auf die Zutatenliste. Allerdings gibt Foodwatch zu bedenken, dass nicht einmal die Zutatenliste den Ziegenkäse-Anteil ausweise.

5. Platz: Bake Rolls von Mondelez (9,44 Prozent)

Und noch einmal Mondelez: Der Hersteller änderte die Marke der Bake Rolls von 7Days auf Tuc. Dabei reduzierte Mondelez nicht nur den Inhalt der Packung, sondern erhöhte gleichzeitig auch noch den Preis. Das entspricht den Berechnungen von Foodwatch zufolge einer versteckten Preiserhöhung von rund 139 Prozent.

Das Unternehmen erklärte in einer Stellungnahme an die Verbraucherzentrale Hamburg, dass es sich bei den Bake Rolls um ein neues Produkt im Tuc-Sortiment handle. Der Hersteller wolle seine "Snacking-Kompetenzen" unter der etablierten Cracker-Marke bündeln. Die Marke 7Days gebe es aber weiterhin.

Mit Blick auf die Preiserhöhung stellt Mondelez klar: "Die Gestaltung der Endverbraucherpreise liegt alleine beim Lebensmitteleinzelhandel beziehungsweise beim Online-Händler - als Hersteller haben wir darauf keinen Einfluss."

Verwendete Quellen:

  • Foodwatch.org: "Goldener Windbeutel 2023: Verbraucher:innen wählen dreisteste Werbelüge des Jahres - fünf Produkte von Yfood, 3 Bears, Intersnack und Mondelez nominiert"
  • Spiegel.de: "Vollmundige Werbeversprechen - das sind die Kandidaten für den 'Goldenen Windbeutel'"
  • Vzhh.de: "Mogelpackung des Monats - Tuc Bake Rolls: Das hat sich 'gebacken'!"
  • afp
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