Die Suche nach Pilzen bringt Gefahren mit sich. Dass die Saison dieses Jahr besonders früh, mitten in Sommer beginnt, bedeutet für Sammler, dass besondere Vorsicht geboten ist.

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Das ist das Wetter, das Pilze lieben: feucht und warm. Für Pilzsammler ist der frühe Saisonbeginn Freude und Gefahr zugleich. Wer sich nicht auskennt, sollte sich beim Verzehr und auch beim Sammeln vorsehen.

Der Zyklus von Werden und Vergehen ist durch die teils heftigen Niederschläge in Kombination mit tropischer Schwüle rasant beschleunigt: Pilze schießen regelrecht aus dem Boden, werden in kurzer Zeit groß - aber schimmeln aufgrund des enthaltenen Eiweißes auch schnell. Ungeeignete Transportbehälter, die Frischluftzufuhr verhindern, beschleunigen den Verfall zusätzlich. Auf keinen Fall sollte man Pilze in dicken Plastiktüten oder in der Sonne hinter der Heckscheibe nach Hause bringen.

Maden- und Milbenbefall bei Pilzen

Bei der Hitze kommt auch Schädlingsbefall bei Pilzen häufiger vor. Während von Schnecken angefressene Stellen später einfach großzügig weggeschnitten werden könen, sind Maden- und Milbenbefall ein absolutes KO-Kritierium bei der Pilzsuche. Wo es am Stielansatz klein und dunkel krabbelt: Finger weg! Das gilt auch, wenn zwar das Äußere noch höchst appetitlich aussieht, aber im Stiel kleine Kanäle zu sehen sind, durch die sich Schädlinge bis oben in den Hut gefressen haben.

Generell sollte man sich nicht blenden lassen: Ein riesiger Röhrling macht zwar einiges her, wenn sein Zustand aber nicht einwandfrei ist, sollte er im Wald bleiben. Vielfach hat der Verfallsprozess bei übergroßen Pilzen schon länger eingesetzt, mit teils großen Gesundheitsrisiken. Hat ein Röhrling seine Druckfestigkeit verloren: lieber stehenlassen.

Die einfachste, aber auch die wichtigste Regel unter Pilzsammlern ist: keinen Pilz essen, den man nicht zweifelsfrei kennt! Im Zweifel sollte man ganze Pilzfamilien weglassen, etwa alle Pilze mit weißen Lamellen. Gilt zum Beispiel der Perlpilz als einer der leckersten Pilze überhaupt, so sind seine allerengsten Verwandten unter den Wulstlingen stark bis tödlich giftig: Fliegenpilz, Pantherpilz und vor allem die oft recht harmlos aussehenden Knollenblätterpilze. Gegen deren Gifte, die Amatoxine, hat die menschliche Leber kaum eine Chance; oft rettet nur eine sofortige Organtransplantation.

Bei Unsicherheit und im Notfall

Wer im Ernstfall hilft und welche Tipps dabei helfen, dass es gar nicht so weit kommt, im Überblick:

  • Experten fragen: Vorsicht ist beim Pilzverzehr Pflicht, wenn man sich selbst nicht gut auskennt. In vielen Gegenden und Gemeinden gibt es öffentliche Pilzberatungsstellen und -sachverständige, die über das Internet auffindbar sind. Geprüfte Sachverständige, etwa von der Deutschen Gesellschaft für Mykologie, können sich den Fund ansehen.
  • Frisch zubereiten: Bei frischen Pilzen sind die Mindestgarzeiten zu beachten; manche Arten enthalten zwar roh Giftstoffe, die bei längerem Kochen oder Braten aber vollständig verschwinden. Viele starke Pilzgifte, vor allem die Amatoxine im Knollenblätterpilz, sind jedoch komplett kälte- und/oder hitzeresistent. Die meisten Pilzvergiftungen treten durch zu alte oder zu lange gelagerte Pilze auf. Reste von gekochten Pilzen sollten deshalb gekühlt und binnen ein bis zwei Tagen aufgewärmt verzehrt werden.
  • Zweifel haben: sind Retter vor Vergiftungen. Im Zweifelsfall nie einen Pilz essen, den Sie nicht gut kennen. Arten mit giftigen Doppelgängern konsequent meiden; das gilt nicht zuletzt für Halb-Kenner. Handy-Fotos des Fundes vor dem Kochen können bei der Analyse helfen, wenn doch Vergiftungserscheinungen auftreten.
  • Giftnotruf verständigen: Bei mutmaßlichen Vergiftungen sofort den lokalen Giftnotruf verständigen. Bei lebensbedrohlichen Symptomen wie Bewusstlosigkeit, Krampfanfällen etc. direkt den Notarzt anrufen; in Deutschland über die Notrufnummer 112! Keine "Hausmittel" wie Milchtrinken, Salzwasser oder Kohletabletten einsetzen; sie können den Verlauf sogar verschlimmern.
  • Erste Symptome erkennen: Wie bei den besonders giftigen Knollenblätterpilzen und anderen Wulstlingen beginnen manche Pilzvergiftungen erst spät und harmlos, etwa mit Magengrummeln, leichtem Durchfall, Kopfschmerz oder Schwindel. Wenn dann schwere Symptome auftreten, zieht man womöglich schon keine Verbindung mehr zum Pilzverzehr. Zudem ist das Gift dann bereits im ganzen Körper verteilt; Leber und/oder Nieren können schon irreparabel geschädigt sein.

(KNA/Alexander Brüggemann/tar)

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