"An apple a day keeps a doctor away" oder zu Deutsch: "Ein Apfel pro Tag hält den Doktor fern" – dieses Sprichwort kennt jeder. Aber was steckt dahinter? Stärken Äpfel das Immunsystem oder können sie den Darm gar reparieren? Lesen Sie hier, was der tägliche Apfel tatsächlich bewirken kann.
Einigen Studien zufolge bewirkt der tägliche Verzehr von Äpfeln regelrechte Wunder. Er soll das Immunsystem stärken, den Darm reparieren, Cholesterin senken und das Herz schützen.
Professor Dr. Peter Stehle Stehle vom Institut für Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften der Universität Bonn sieht solche Studien allerdings sehr kritisch: "Die moderne Ernährungsforschung beurteilt Ernährungsmuster", so der Experte. Man könne solche Wirkungen nie einem einzelnen Lebensmittel zuordnen. "Das werden sie in keiner vernünftigen Ernährungsstudie sehen", warnt der Wissenschaftler.
Apfel liefert wertvolle Ballaststoffe
Trotzdem können Äpfel die Ernährung bereichern. So liefert die Schale des Apfels wertvolle Pektine. Bei ihnen handelt es sich um wasserlösliche Ballaststoffe.
"Ballaststoffe sind generell gut für den Organismus", sagt Stehle. "Die höhere Menge findet sich aber in Vollkornprodukten und nicht im Obst", so der Experte. Täglich sollten 30 Gramm Ballaststoffe verzehrt werden, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). Dann stärken sie die Darmflora, sättigen lange und beugen so Übergewicht vor.
Zudem kann eine solche tägliche Menge an Ballaststoffen das Cholesterin senken und so Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen. Ein Apfel von rund 100 Gramm liefert jedoch nur circa 2,4 Gramm der Pflanzenfasern.
In größeren Mengen sind Pektine für den Körper effektiv: "Sie sind im Darm durch Mikroorganismen besonders gut verwertbar, sodass sich die gesunden Bakterien schnell vermehren", weiß Stehle. Ein gut entwickeltes Mikrobiom im Darm stärkt das Immunsystem.
Bioaktive Stoffe fördern die Gesundheit
Studien sagen zudem den in Äpfel enthaltenen Polyphenolen eine gesunde Wirkung zu. Bei ihnen handelt es sich um bioaktive Stoffe, die in Obst, Gemüse und Getreide als Farb- oder Aromastoffe vorkommen.
Sie gelten als gesundheitsfördernd, da sie im Körper schädliche Radikale abfangen und oxidativen Stress sowie Entzündungen hemmen. Polyphenole sollen auch verschiedenen Krebsarten sowie Herz-Kreislauferkrankungen vorbeugen.
Man kann jedoch auch hier dem Apfel keine herausragende Rolle zuordnen, findet Stehle: "Es gibt in unseren Lebensmitteln einige tausend Polyphenole. Das ist nicht so einfach wie bei Vitaminen, von ihnen gibt es 13. Die Zusammensetzung der einzelnen Obst- und Gemüsesorten ist sehr unterschiedlich. Man kann hier nicht einzelne Sorten gegeneinander ausspielen". Generell seien die im Apfel enthaltenen Polyphenole einer gesunden Ernährung zuträglich, aber es komme eben nicht auf den Apfel an, sondern auf die Ernährung insgesamt, so Stehle.
Wichtig über die gesunden Pektine und Polyphenole ist zu wissen: Ihre Power findet sich in der Schale. Sie sollte deshalb beim Verzehr von Obst und Gemüse möglichst mitgegessen werden. Zudem enthält eine unverarbeitete Frucht deutlich mehr Polyphenole.
Erhitzen führt immer dazu, dass Nährstoffe reduziert und gesunde Bakterien abgetötet werden. Wer die Schale isst, sollte aber besser zu Bio-Produkten greifen. Ihre Schale enthält weniger Schadstoffe als konventionell bearbeitetes Obst und Gemüse.
Vitamin-C-Lieferant der Mittelklasse
Mit seinem Gehalt an Vitamin C stärkt ein Apfel wie auch anderes Obst das Immunsystem. Sein Vitamin-C-Gehalt variiert jedoch nach Sorte stark. Das meiste Vitamin C unter den Äpfeln liefern die Sorten Braeburn und die alte Sorte Berlepsch, gefolgt von Boskoop und Idared.
Entscheidend für den Vitamin-Gehalt ist auch die Lagerung. Am längsten bleiben Äpfel im Kühlschrank oder in einem unbeheizten, dunklen Kellerraum frisch. Dann können in einem knackigen Apfel von 100 Gramm zwischen fünf und 35 Milligramm Vitamin C stecken.
Die DGE empfiehlt die tägliche Zufuhr des Vitamins von 90 bis 110 Milligramm – der Apfel liegt also auch hier im Mittelfeld. Deutlich mehr bringt der Verzehr von roter und gelber Paprika, Rosenkohl oder Johannisbeeren.
"An apple a day keeps the doctor away?" – Mitnichten, meint Stehle. "Die Frage, wie gesund ein einzelner Apfel am Tag ist, lässt sich nie mit ja oder nein beantworten." Der Apfel kann einer ausgewogenen, die Gesundheit fördernden Ernährung zuträglich sein.
Insgesamt müsste es aber heißen: Reichlich Obst und Gemüse, dazu viel Fisch und wenig Fleisch, kombiniert mit Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten kann den Doktor möglicherweise ersparen.
Um bis ins hohe Alter fit zu bleiben, genügt der tägliche Apfel also längst nicht. Zu einem gesunden Lebensstil gehören neben einer vollwertigen Kost regelmäßige Bewegung, ausreichend Schlaf sowie eine gute Work-Life-Balance.
Zigaretten, Alkohol und Übergewicht gelten als größte Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Diabetes. Sie sollten möglichst gemieden werden – Apfel hin oder her.
Verwendete Quellen:
- Gespräch mit Prof. Dr. Peter Stehle, Institut für Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften der Universität Bonn
- Ärzteblatt: Zwei Äpfel am Tag senken Cholesterin in randomisierter Studie (ein wenig).
- Bundesministerium für Bildung und Forschung: Schützt Apfelsaft vor Darmkrebs?
- Ärztezeitung: Polyphenol bessert das Gedächtnis
- Bundeszentrum für Ernährung. Äpfel: Gesund essen. Die Inhaltsstoffe des Apfels.
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung. Sekundäre Pflanzenstoffe und ihre Wirkung auf die Gesundheit.
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