Influencerin Özlem Roegels alias ElAnhelo testet Hunderte Adventskalender im Jahr. Im Interview verrät sie, wieso gerade jetzt ein guter Zeitpunkt zum Adventskalenderkauf ist, mit welcher Masche Firmen Kunden übers Ohr hauen und wieso sie privat nur selten einen Adventskalender hat.

Ein Interview

Özlem Roegels verbringt bereits zwischen Februar und September mehrere Stunden am Tag damit, Adventskalender zu öffnen – und das beruflich. Die 32 Jahre alte Influencerin aus Flensburg nennt sich auf Social Media ElAnhelo - mit dem Zusatz "die Adventskalendertussi".

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Auf Instagram, TikTok und Co. testet sie, was sich hinter den weihnachtlichen Kartontürchen versteckt. Allein in diesem Jahr hat Roegels über 350 Kalender getestet. Eine Assistentin unterstützt sie dabei, viele der tausend Produkte spendet, verschenkt oder verlost sie hinterher.

Von Tees über Beauty- und Tierprodukte bis hin zu Feuerzeugen testet Roegels Kalender aus den unterschiedlichsten Sparten. Sie sagt: Viele Kalender sind Abzocke. Ein Interview darüber, wie man Schnäppchen macht, mit welcher Masche Firmen Kunden übers Ohr hauen und wieso sie privat nur selten einen Adventskalender hat.

"Dieses Jahr haben sich von allen Kalendern, die ich ausgepackt habe, weniger als die Hälfte gelohnt."

Frau Roegels, Sie haben Hunderte Adventskalender getestet. Wie fällt Ihr Fazit aus, lohnen sich Adventskalender?

Özlem Roegels: Sie lohnen sich, wenn man sich vorher gut darüber informiert und sich Gedanken macht, was man wirklich haben möchte. Es kommen immer mehr Produkte dazu, die ihr Geld nicht wert sind. Dieses Jahr haben sich von allen Kalendern, die ich ausgepackt habe, weniger als die Hälfte gelohnt. Und alles wird immer teurer. Es ist sehr schwer, einen Kalender unter 50 Euro zu finden, der wirklich gut ist, viele fangen erst bei 100 Euro an. Das ist wahnsinnig viel Geld.

Nach welchen Kriterien entscheiden Sie, ob das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt?

Da ich seit Jahren Kalender teste, habe ich inzwischen natürlich Erfahrung. Ich würde zum Beispiel heutzutage nicht mehr darauf vertrauen, sich selbst zum Advent überraschen. Ich schaue mir immer zuerst die Rückseite eines Kalenders an, welche Produkte enthalten sind. Man darf sich auch nicht blenden lassen. Ein hoher Warenwert spricht nicht immer dafür, dass der Kalender auch gut ist. Ich hatte zum Beispiel einen Kalender einer Beauty-Marke, der 300 Euro kostet, aber einen Warenwert von 1.200 Euro hat. Im Kalender enthalten waren dann zwölf Gesichtscremes. Die braucht man einfach nicht.

"Man sollte sich die Produkte ansehen und sich fragen: Bin ich wirklich bereit, die Summe für diese Dinge zu zahlen oder kaufe ich die Sachen lieber einzeln?"

Und wann kann man trotzdem einen guten Deal machen?

Man sollte sich die Produkte ansehen und sich fragen: Bin ich wirklich bereit, die Summe für diese Dinge zu zahlen oder kaufe ich die Sachen lieber einzeln? Dabei kann man oft im Vergleich einiges sparen. Auf der anderen Seite kommt es auch darauf an, was ich möchte. Bei Food-Kalendern macht man meistens kein Plusgeschäft. Aber das finde ich okay. Man mampft sich etwas durch, lernt die Marke kennen und probiert Sachen aus.

Welche Kalender sind Ihnen besonders negativ aufgefallen in diesem Jahr?

Gerade bei Kinderkalendern wird ziemlich viel abgezockt. Ich habe in diesem Jahr etwa 50 Kinderkalender getestet, in 75 bis 80 Prozent war Schrott. Der Warenwert rechtfertigt oft nicht mal ansatzweise den Preis des Kalenders. Das finde ich sehr schade, zumal diese Kalender – zum Beispiel aus der Drogerie oder auch von Influencern – ja auch viel kosten, so ab 30 bis 60 Euro. Die Produkte sind aber maximal 10 bis 15 Euro wert – da geht man lieber in ein Ein-Euro-Geschäft.

Gilt das auch für größere Spielzeugfirmen, wie Lego und Co.?

Bei Firmen wie Lego oder Playmobil war das Preis-Leistungs-Verhältnis meistens okay, würde ich sagen.

Bei welchen Kalendern sollte man außerdem aufpassen?

Gerade bei Sexspielzeug-Kalendern denken sich viele, dass sie einen guten Deal machen: Du kaufst den Kalender für 150 Euro, hast einen Warenwert von 650 Euro. Aber die Sachen sind Schrott und gehen sofort kaputt. Gerade in so einem sensiblen Bereich sollte man nicht am Geld sparen oder einfach einen Kalender nehmen mit weniger Warenwert, aber hochwertigeren Inhalten.

"Woran viele nicht denken: Die Hersteller bestimmen den Warenwert ja selbst."

Woran viele nicht denken: Die Hersteller bestimmen den Warenwert ja selbst. So machen das viele. Der Warenwert ist zwar superhoch, aber das, was im Kalender ist, ist eigentlich ein Geschenk, das man so ab 50 Euro Einkauf eh gratis dazubekommen würde. Mittlerweile ist das schon ein Geschäft geworden, bei dem viele Firmen den Kunden übers Ohr hauen.

Sie haben von Februar bis September Kalender getestet. Kann man andererseits auch ein Schnäppchen machen, zum Beispiel, indem man einen Adventskalender zu einem bestimmten Zeitpunkt kauft?

Ja, es gibt viele Kalender, die ab Mitte November bis Anfang Dezember günstiger werden. Da ist allerdings die Frage, wie dringend man die Produkte haben möchte - viele Kalender sind sehr schnell ausverkauft.

Sie testen und bewerten die Adventskalender auf Social Media. Wie viele Kalender zahlen Sie selbst, wie viele werden Ihnen kostenlos zugeschickt?

Ich habe für meine Steuern eine genaue Auflistung. Etwa 15 Prozent der Kalender werden mir von Firmen zugeschickt. Aber das muss man natürlich dann auch versteuern. In meinen Videos kennzeichne ich penibel genau, ob das gerade PR ist, eine bezahlte Kampagne oder eine Kooperation oder unbezahlte Werbung.

"Wenn ich etwas scheiße finde, sage ich das auch."

Also treten Unternehmen an Sie heran, die eine Kooperation möchten, in der Sie deren Kalender testen und dann auf Social Media positiv bewerten?

Ich kann Sachen erwähnen, die den Firmen wichtig sind. Zum Beispiel, dass der Kalender komplett vegan ist oder in Deutschland produziert wurde. Ein Fazit vorschreiben können sie mir nicht. Da bin ich immer ehrlich, auch bei bezahlten Kooperationen. Ich bewerte das nach meinem persönlichen Geschmack, wenn ich etwas scheiße finde, sage ich das auch.

Haben Sie selbst ab 1. Dezember eigentlich einen Adventskalender – und wenn ja, welchen?

In diesem Jahr habe ich einen Kinderadventskalender mit gruseligen Monstergeschichten für jeden Tag. Bisher hatte ich selten einen. Ich bin auch ganz froh, wenn diese ganze Adventskalenderzeit vorbei ist, das ist die arbeitsintensivste Zeit des Jahres und das über mehrere Monate ohne einen freien Tag. Irgendwann hat man die Schnauze voll von der eigenen Stimme und vom Wort "Adventskalender".

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Über die Gesprächspartnerin:

  • Özlem Roegels ist Influencerin und auf verschiedenen Plattformen aktiv. Sie testet unter anderem Adventskalender und veröffentlicht Videos dazu. 1,7 Millionen Follower schauen ihr eigenen Angaben zufolge dabei zu.
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