Von der "Punkprinzessin" der 1980er zu einer kontroversen Figur in aktuellen politischen und kulturellen Debatten: Fürstin Gloria von Thurn und Taxis bleibt eine der schillerndsten Persönlichkeiten des deutschen Adels. Ihre Äußerungen und Handlungen rufen aktuell eine breite Palette von Reaktionen hervor, von Bewunderung bis hin zu scharfer Kritik.
Deutschlandweit wird gegen Rechtsextremismus protestiert. In Regensburg, der Heimat von
Organisiert wurde die Demonstration von der Initiative gegen Rechts. Sie wirft Gloria vor, Kontakt zu rechtsextremen Personen zu pflegen. Im konkreten Fall geht es um ein bekannt gewordenes Spendendinner der Werteunion um den früheren Verfassungsschutzpräsidenten
Dort sollen auch Teilnehmer des späteren Potsdamer Rechtsradikalen-Treffens vor Ort gewesen sein. Laut Medien war einer von ihnen Gernot Mörig, der Initiator des Potsdamer Treffens und bekannter Aktivist innerhalb der rechtsextremen Szene. Thurn und Taxis dazu zur "Augsburger Allgemeinen": "Die Werteunion hat den Saal gemietet und die Leute eingeladen. Wir würden an keine extremistische Organisation vermieten. Vielleicht müssen wir zukünftig aber besser aufpassen."
Die Initiative gegen Rechts forderte daraufhin: "Ihr Wort darf kein Gewicht mehr haben!" Dass sich Gloria durch einen Menschenauflauf vor ihrem Zuhause aus der Ruhe bringen lässt, darf allerdings bezweifelt werden. Schon seit Jahrzehnten wird die Fürstin kontrovers gesehen. Schon in den 1980er-Jahren machte sie als "Punkprinzessin" Schlagzeilen. Gloria war und ist eine Frau mit Vorliebe für Partys, schrille Outfits und freier Meinungsäußerung. Letztere bringt ihr aber immer wieder Kritik ein.
Zum Beispiel als sie zum Ende der Corona-Pandemie in einem Interview sagte, "dass es ein großer Menschenversuch war, um zu sehen, wie folgsam sind die Menschen". Oder die Verharmlosung der bekennenden Katholikin der Missbrauchsskandale der Kirche.
Auch Glorias politische Positionen, insbesondere ihre Kommentare zu Migration und sozialen Themen, haben eine Debatte über die Grenzen der freien Meinungsäußerung und die Verantwortung von öffentlichen Persönlichkeiten entfacht. Manch Kritiker möchte die Fürstin nun sogar enteignen. Das jedenfalls war einem Plakat auf der Kundgebung Ende März zu entnehmen.
Kritik aus der Künstlerbranche
Trotz der Kontroversen um ihre Person zieht sich die 64-Jährige keineswegs aus der Öffentlichkeit zurück. Jeden Dezember wird der Innenhof der Fürstin zum Winter Wonderland. Für ein Eintrittsgeld von bis zu 12 Euro pro Tag kommt man in den Genuss von einem der schönsten Weihnachtsmärkte Deutschlands. Hin und wieder tritt sogar die Gastgeberin höchstpersönlich auf ihren geschmückten Balkon und singt für ihre Gäste.
Auch ihr Sommerfestival auf Schloss St. Emmeram zieht jedes Jahr tausende Besucher an und ist ein Höhepunkt im kulturellen Kalender der Region. 2024 werden unter anderem Schlager-Star Andrea Berg und die US-amerikanische Kult-Band Kool & The Gang erwartet. Egal ob Winter oder Sommer - Demonstrationen vor dem Schloss gegen die Veranstaltung gehören mittlerweile dazu.
Auch von einigen Künstlern kommen Boykottaufrufe gegen das Festival. Vergangenes Jahr sprachen 100 Vertreter der Kulturszene in einem offenen Brief deutliche Worte aus. Gloria watschte die Proteste als "Zeitverschwendung" ab - die Schlossfestspiele fanden statt. Im September 2023 wurde dann jedoch bekannt, dass das Event seinen Hauptsponsor verliert. Ob die Person Gloria der Grund dafür sei, ließ BMW in seiner Stellungnahme allerdings offen.
Gloria äußert sich zu Protesten
Thurn und Taxis fühlt sich falsch verstanden. Ihre Gegner verweisen dagegen auf zahlreiche Treffen der vergangenen Jahre. 2012 hofierte sie den Ungarn Viktor Orbán als Star-Gast über ihr Festival und bezeichnete ihn als "Held". Auch ihre Verbindung zum Rechtsaußen der US-Politik, Steve Bannon, wirft Fragen auf. Genauso wie das sommerliche Spendendinner 2023.
Künftige Events im Innenhof des Schlosses dürften ziemlich sicher auch wieder von Demonstrationen außerhalb der Mauern begleitet werden. Gegenüber der Augsburger Allgemeinen wehrte sie sich zuletzt gegen die Anschuldigungen: "Mein Verdacht ist, dass mit dem Begriff 'rechtsextrem' zu locker umgegangen wird. Ich bin jedenfalls alles andere als rechtsextrem. Jeder, der die öffentlichen Fotos der letzten Jahre sieht, weiß, dass ich einen sehr vielfältigen – heute sagt man diversen – Freundeskreis habe. Für Rassismus und rechtsextreme Positionen war ich nie zu haben."
Gloria ist meinungsstark und wird das auch bleiben. Ihre Art, mit den Themen, die sie beschäftigen, umzugehen, hebt sie ab vom restlichen Adel. Das hat ihr immerhin weltweiten Bekanntheitsgrad eingebracht. Selbst die New York Times schrieb einst über Fürstin Gloria von Thurn und Taxis. Die Amerikaner bezeichneten sie dabei übrigens als katholische "Sonnenkönigin". Ihr "Königreich" mitten in Regensburg scheint vorerst jedoch nicht zur Ruhe zu kommen.
Verwendete Quellen
- augsburger-allgemeine.de: Fürstin Gloria und ihre Kontakte in rechte Kreise
- sueddeutsche.de: Demonstration vor Schloss St. Emmeram
- focus.de: Fürstin Gloria relativiert Missbrauch bei Domspatzen: Schläge waren "normales Mittel"
- br-klassik.de: Schlossfestspiele verlieren Hauptsponsor
- youtube.com
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.