Die "Panama Papers" der Kanzlei Mossack Fonseca sind eines der größten Datenlecks, das die Finanzwelt bisher gesehen hat. Sie könnten Auslöser für zahlreiche Strafverfahren, Politikerrücktritte und Steuerreformen sein. Wir haben die wichtigsten Fragen und Antworten zusammengestellt.
Was sind die "Panama Papers"?
Die "Panama Papers" sind interne Dokumente der panamaischen Kanzlei Mossack Fonseca, die Briefkastenfirmen gründet und weltweit verkauft. Eine gewaltige Menge E-Mails, Texte, Datenbanken, Bilder und mehr wurden von einer internen Quelle an die "Süddeutsche Zeitung" vermittelt. Die wiederum hat diese Daten gemeinsam mit rund 400 internationalen Journalisten ein Jahr lang ausgewertet und veröffentlicht jetzt nach und nach die wichtigsten Erkenntnisse.
Was ist Mossack Fonseca?
Mossack Fonseca ist eine Kanzlei mit Sitz in Panama, die darauf spezialisiert ist, für ihre Kunden Briefkastenfirmen in Steueroasen zu gründen und zu verwalten. Die Firma hat laut ihrer Homepage rund 600 Mitarbeiter, die auf 42 Länder verteilt sind. Niederlassungen befinden sich unter anderem in der Schweiz, Zypern, den Virgin Islands und der Isle of Man - allesamt bekannt für ihre sehr liberalen Steuergesetze.
Wie viele Daten wurden geleaked?
Insgesamt rund 2,6 Terabyte an Daten wurden der Süddeutschen Zeitung zugespielt. Zum Vergleich: Bei anderen Leaks wie "Swiss-Leaks" oder "Luxemburg-Leaks", bei denen Steuerdaten an die Presse weitergeleitet wurden, betrug die Datenmenge zwischen 1,7 und 4 Gigabyte. Das jetzt ist in etwa das 700-fache.
Wozu gründet man Briefkastenfirmen?
In erster Linie dienen Briefkastenfirmen dazu, Geld ins Ausland zu transferieren, um es dem direkten Zugriff durch eine andere Partei zu entziehen - egal, ob diese andere Partei nun der eigene Staat, eine fremde Regierung oder eine kriminelle Organisation ist. Ist das Geld erst einmal bei einer Briefkastenfirma deponiert, sind weitere Finanztransfers für andere kaum noch nachzuvollziehen.
Ist das nicht illegal?
Nicht automatisch. Wenn Einkünfte vernünftig versteuert wurden, dann kann man sie problemlos an eine Briefkastenfirma weitergeben, ohne damit gegen Gesetze zu verstoßen. Das Problem ist, dass diese Firmen aber in erster Linie eben doch dazu genutzt werden, Steuern zu hinterziehen oder illegale Einnahmen auf die Seite zu schaffen und zu waschen. Mehrere Staatsregierungen versuchen schon länger, Mittel zu finden, wie sie die Geldströme offenlegen können.
Der britische Premierminister David Cameron zum Beispiel stellte 2015 fest, dass vor allem "korrupte Funktionäre, Kriminelle und Geldwäscher" die Dienste dieser Briefkastenfirmen in Anspruch nähmen.
Wie wäscht man mit einer Briefkastenfirma Geld?
Man gründet bei der Kanzlei Mossack Fonseca eine Firma, die nur auf dem Papier besteht und schafft sein Schwarzgeld auf das Firmenkonto. Als Treuhänder ist ein Strohmann eingesetzt, die tatsächliche Hoheit behält der Einzahlende - was aber nur die Kanzlei weiß. Mossack Fonseca gründet jetzt im Namen der Briefkastenfirma weitere Gesellschaften oder gerne auch Stiftungen, in denen das Vermögen geparkt und damit dem Zugriff des Fiskus entzogen wird. Denn die Firmen haben ihren Sitz in Staaten, die keine oder nur sehr geringe Steuern erheben.
Begünstigte dieser Unterfirmen sind dann in den meisten Fällen enge Verwandte des Steuerhinterziehers. Sie können jederzeit auf das Geld zugreifen, ohne dass nachvollzogen werden kann, woher es ursprünglich stammt.
Welche Prominenten stehen auf der Kundenliste von Mossack Fonseca?
Eine ganze Menge. Und ein sehr großer Teil wird wahrscheinlich erst in den nächsten Tagen und Wochen veröffentlicht. Bislang sind die prominentesten Namen der Fußballer Lionel Messi, Argentiniens Präsident Mauricio Macri, der Präsident der Ukraine, Petro Poroschenko, Islands Premier Sigmundur Gunlaugsson, der König von Saudi-Arabien, Salman ibn Abdulaziz al Saud oder Sergey Roldugin, der beste Freund von Wladimir Putin. Auch einer der Gründer der FIFA-Ethikkommission, der Uruguayer Juan Pedro Damiani, steht auf der Liste.
Gar keine deutschen Politiker?
Nein, bislang wurden zumindest keine deutschen Politiker bekannt, die die Dienste der Kanzlei in Anspruch genommen haben.
Wie geht die Affäre jetzt weiter?
Die Aufarbeitung der "Panama Papers" wird sich über Monate, wenn nicht sogar Jahre hinziehen. Die Staatsanwaltschaften in mehreren Dutzend Ländern werden Untersuchungen aufnehmen und versuchen, den Kunden von Mossack Fonseca Straftaten nachzuweisen. Da alleine die Gründung einer Briefkastenfirma eben noch kein Verbrechen ist, werden die Ermittlungsarbeiten äußerst kompliziert und zeitaufwändig.
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