Seit Monaten wird António Guterres für eines seiner Statements, in dem er die Angriffe der Hamas vermeintlich relativiert haben soll, scharf kritisiert. Der UN-Generalsekretär sieht seine Aussage aus dem Kontext gerissen.

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UN-Generalsekretär António Guterres hat die anhaltende Kritik an den Vereinten Nationen im Zusammenhang mit dem Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas zurückgewiesen. Er selbst sei in den vergangenen Wochen "Opfer von Propaganda geworden", sagte Guterres in einem Interview mit der Wochenzeitung "Die Zeit".

Er bezog sich damit auf die Reaktionen auf seine umstrittene Äußerung, der beispiellose Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober sei "nicht in einem Vakuum erfolgt".

Verzerrte Aussagen und fehlender Kontext

"Meine Aussage wurde verzerrt, um den Anschein zu erwecken, ich sei ein Unterstützer der Hamas oder würde die Taten der Hamas rechtfertigen, obwohl ich exakt das Gegenteil gesagt hatte", sagte der UN-Generalsekretär der "Zeit". Er wisse, wie Propaganda funktioniert. "In den vergangenen Wochen bin ich ein Opfer von Propaganda geworden."

In seiner Erklärung zu dem Hamas-Angriff habe er darauf hingewiesen, dass nichts "in einem "Vakuum" geschehe, dass die palästinensische Bevölkerung viel Leid erfahren habe und dass nichts davon "die barbarische Attacke der Hamas" rechtfertige, betonte Guterres. Der letzte Teil seiner Aussage sei vergessen worden.

Schwere Vorwürfe gegen Palästinenserhilfswerk

Der UN-Generalsekretär äußerte sich in dem Interview auch zu den mutmaßlichen Verbindungen von Mitarbeitern des Palästinenserhilfswerks der Vereinten Nationen (UNRWA) zur Hamas. Die Vereinten Nationen hätten "null Toleranz im Hinblick auf jegliche Infiltration des UNRWA durch die Hamas" und hätten die betreffenden Mitarbeiter nach den jüngsten Anschuldigungen sofort entlassen, betonte er.

Ende Januar waren gegen das UNRWA schwere Vorwürfe bekannt geworden: Zwölf Mitarbeiter stehen im Verdacht, am beispiellosen Angriff der Hamas auf Israel beteiligt gewesen zu sein. Als Reaktion auf die Vorwürfe stoppten zahlreiche Staaten, darunter Deutschland und die USA, ihre Zahlungen an das Hilfswerk.

Guterres fordert Respekt für UNRWA-Mitarbeiter

Am Wochenende meldete das israelische Militär zudem die Entdeckung eines Hamas-Tunnels unter dem Hauptquartier des UNRWA in der Stadt Gaza. Guterres sagte dazu im Interview mit der "Zeit": "Für Tunnel unter unseren Gebäuden sind wir nicht verantwortlich". Es gebe ein Netzwerk von Tunneln im gesamten Gazastreifen. "Also kann man nirgendwo in Gaza sicher sein, dass es keinen Tunnel gibt", fügte Guterres hinzu.

Er verwies auf die Gefahr für die UNRWA-Mitarbeiter im Gazastreifen. 156 von ihnen seien in den vergangenen Wochen getötet worden. "Keine andere Organisation hat so viele Menschen in Gaza, die bereit sind, bei ihrer Arbeit zu sterben", sagte Guterres in dem "Zeit"-Interview. "Ich denke, wir verdienen auch etwas Respekt." (AFP/lag)

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