Angehörige von in den Gazastreifen verschleppten Frauen aus Israel haben in Genf auf ihr Schicksal aufmerksam gemacht. Sie appellieren an Diplomaten, allen Einfluss zu nutzen, damit sie freikommen.
Angehörige von mehreren in den Gazastreifen verschleppten Frauen erinnern in Hauptstädten weltweit an das Schicksal ihrer Familienmitglieder. In Genf appellierten sie an Diplomaten, mehr Druck auf die Terrororganisation Hamas zu machen, damit sie freikommen.
Dass die 19-jährige Agam B. noch lebt, weiß die Familie von einer freigelassenen Geisel. Agam hatte die junge Frau gebeten, noch gleichentags bei ihrem Vater anzurufen, der an dem Tag Geburtstag hatte, und ihm Glückwünsche auszurichten. "Meine Schwester ist unheimlich stark", sagte Lee Yam, Agams Zwillingsschwester, der Deutschen Presse-Agentur. "Aber ich weiß nicht, wie lange sie noch durchhalten kann."
"Unser Leben steht still"
Lee Yam ist mit ihrer Schwester Bar (18) in Genf. "Unser Leben steht still", sagt Bar. "Jede Minute dreht sich nur um Agam. Wir stellen uns vor, wie sie mit der Situation fertig wird." Agam spiele so gut Geige, das möchten die Schwestern unbedingt loswerden.
Keiner aus der Familie könne schlafen. "Nachts kommen die schlimmsten Gedanken", sagt Lee Yam. Agam war am 7. Oktober 2023 nur mit einem Schlafanzug bekleidet verschleppt worden. Die Terroristen hätten Agam einen Ring abgenommen. Sie habe schon genau den gleichen besorgt, um ihn ihrer Schwester am Tag der Rückkehr anzustecken, sagt Lee Yam.
Simona S. ist die Mutter der verschleppten Doron (30). Es ist ihre jüngere Tochter, "mein Baby", sagt sie der dpa. Doron wisse wahrscheinlich nicht einmal, dass ihre Mutter noch am Leben sei. Sie wohnte im gleichen Kibbuz, Kfar Aza, den Terroristen am 7. Oktober überfielen. Nach den Berichten über sexualisierte Gewalt hält die Mutter die Vorstellung kaum aus, ihre Tochter könnte vergewaltigt worden sein.
Nur Hoffnung auf Rückkehr gibt Kraft
Ende Januar hat sie ein erstes Lebenszeichen gesehen: Ihre Tochter war in einem Hamas-Propagandavideo zu sehen. "Ihre strahlenden Augen - sie sind ganz leer", sagt die Mutter. Sie erlaubt sich keine Schwäche. "Ich muss für meine Tochter kämpfen", sagt sie. Sie stellt sich den Tag der Rückkehr ständig vor: "Ich werde sie in den Arm nehmen und nicht mehr loslassen", sagt sie.
Liri A. ist die jüngste der 19 Frauen, die unter den 136 verbliebenen Geiseln sind. Sie hat im Terrorverlies gerade ihren 19. Geburtstag erlebt. Zudem sind noch zwei Minderjährige in Geiselhaft. Die Eltern und Geschwister von Liri haben von Freigelassenen gehört, dass sie nicht verletzt war, berichten ihre Schwestern Roni (25) und Shay (22) in Genf.
"Sie hat einen starken Überlebenswillen", sagt Roni. "Wir haben aber große Angst, dass sie befürchtet, wir würden sie vergessen." Nur, wenn sie von ihren Plänen für den Tag der Rückkehr ihrer Schwester berichten, lächeln sie: "Es gibt auf jeden Fall ihr Lieblingsessen: Sushi", sagt Shay. Dann wollen die beiden mit ihrer Schwester verreisen. "Japan ist ihr großer Traum", sagt Roni.
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