Mehrere europäische Gewerkschaften fordern EU-weite Regeln für bessere Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie. "Wir schlagen eine europäische Richtlinie vor, die Werkverträge einschränkt und die das Level an Kontrollen erhöht", sagte der Generalsekretär der Gewerkschaftsföderation für Nahrungsmittel, Landwirtschaft und Tourismus (Effat), Kristjan Bragason, am Dienstag in Berlin. "Diese Themen können nicht länger auf nationaler Ebene angegangen werden. Um sicherzustellen, dass Unternehmen nicht mehr wie bisher Arbeitsplätze von Land zu Land verlagern können, brauchen wir einen europäischen Rechtsrahmen."
Werkverträge und Leiharbeit waren auch in Deutschland in Schlachthöfen übliche Praxis. Nachdem sich Beschäftigte während der Pandemie in den Betrieben massenhaft mit Corona infiziert hatten, entbrannte hierzulande eine Debatte über die Arbeitsbedingungen in der Fleischwirtschaft. Der Bund verbot daraufhin die Anstellung von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen über Leihfirmen und Subunternehmen.
Seither habe sich in den Schlachtbetrieben einiges, wenn auch nicht alles, verbessert, sagte am Dienstag Guido Zeitler, Vorsitzender der Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG), die Mitglied in der Gewerkschaftsföderation ist. "Unternehmen haben sehr schnell die ehemaligen Wertmitarbeiterinnen und -mitarbeiter übernommen und direkt beschäftigt." Nur in geringem Umfang seien Arbeitsplätze ins Ausland verlagert worden. Für die Fleischwirtschaft sei tariflich eine Lohnuntergrenze vereinbart worden. Derzeit gilt der gesetzliche Mindestlohn.
Doch in anderen Ländern gibt es solche gesetzlichen Regelungen nicht. Insbesondere in osteuropäischen Ländern wie Polen, Ungarn oder Rumänien und insbesondere in Irland seien die Arbeitsbedingungen in den Schlachthöfen skandalös, sagte Effat-Generalsekretär Bragason.
Wie in anderen Branchen auch herrsche in der Fleischwirtschaft ein großer Mangel an Arbeitskräften, betonte er. Die Lösung sei aber nicht, wie von Unternehmen gefordert, die Anwerbung von Mitarbeitern aus Drittstaaten, sondern bessere Arbeitsbedingungen. © dpa
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