Auf den jährlichen Klimakonferenzen muss aus Sicht des führenden Klimaforschers Johan Rockström die konkrete Umsetzung des Klimaschutzes stärker im Fokus stehen. "Trotz 27 Klimagipfeln und einer Vielzahl von Zusagen und Versprechen, diese Kluft zu verringern, sind die weltweiten CO2-Emissionen weiter gestiegen", sagte der Direktor des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) der Deutschen Presse-Agentur. "Wir brauchen keine weiteren Gespräche oder Willensbekundungen, die wissenschaftlichen Erkenntnisse sind eindeutig."
Jährlich kommen Zehntausende Delegierte aus rund 200 Staaten auf Einladung der Vereinten Nationen zusammen, um über die Eindämmung der Klimakrise zu beraten. Dabei hinken die Ergebnisse und die Maßnahmen oft der Realität hinterher. Der Prozess sei wichtig, aber müsse reformiert werden, sagte Rockström. "Es gibt nichts mehr zu verhandeln. Die COP28 muss sich auf die Umsetzung konzentrieren."
Die Konferenzen müssten "integrativer, proaktiver und effektiver werden", forderte Rockström, der mit anderen Kollegen an die Veranstalter auch einen Brief mit seinen Reformvorschlägen geschickt hat. Seiner Ansicht nach müssen sich die Politikerinnen und Politiker stärker am aktuellen Stand der Wissenschaft orientieren und Rechenschaft darüber ablegen, was ihre Regierungen in Sachen Klimaschutz tun - oder eben auch nicht tun. "Ein solcher Wandel ist längst überfällig", sagte Rockström.
Er kritisierte zudem die ausufernden Dimensionen. In Dubai werden 70 000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer erwartet, darunter wie schon im vergangenen Jahr in Ägypten auch viele fossile Lobbyisten. "Die Industrie und andere Interessengruppen kommen, um ihre vermeintlich grünen Ambitionen zu zeigen, wollen aber oft vor allem den Status quo schützen und die weitere Förderung und Nutzung fossiler Brennstoffe erreichen", sagte Rockström. © dpa
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