Einem Medienbericht zufolge hat die Bundesanwaltschaft Ermittlungen gegen den früheren Wirecard-Vorstand Jan Marsalek eingeleitet. Laut einem Bericht des "Spiegel" vom Freitag beschuldigt sie Marsalek der Spionage für Russland. Die Bundesanwaltschaft wollte das auf Anfrage weder bestätigen noch dementieren.
Marsalek befindet sich seit der Insolvenz des Zahlungsunternehmens Wirecard im Juni 2020 auf der Flucht und wird international gesucht. Die Insolvenz des ehemaligen Dax-Konzerns gilt als einer der größten Wirtschaftsskandale der Bundesrepublik Deutschland.
Marsalek arbeitete seit Januar 2000 bei Wirecard und war seit 2010 Mitglied des Vorstands. Dabei war er vor allem für das Asien-Geschäft verantwortlich.
Schon im März hatten der "Spiegel", das ZDF, der österreichische "Standard" und die russische Plattform The Insider unter anderem unter Berufung auf westliche Geheimdienstinformationen berichtet, dass Marsalek offenbar seit Jahren für russische Geheimdienste aktiv gewesen sei.
Er sei in einem Strafverfahren in Großbritannien als zentrale Figur hinter einer Gruppe bulgarischer Staatsangehöriger aufgetaucht, die im Auftrag russischer Stellen einen Journalisten ausgespäht haben sollen, berichtete der "Spiegel" nun. Nach Angaben der britischen Behörden solle die Ausspähung demnach womöglich sogar den Zweck gehabt haben, den Journalisten zu entführen oder zu töten. Auch in Österreich werde wegen Spionageverdachts gegen Marsalek ermittelt.
Die Staatsanwaltschaft München I ermittelt unter anderem wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen Bandenbetrugs, des besonders schweren Falls der Untreue sowie weiterer Vermögens- und Wirtschaftsdelikte gegen Marsalek.
Vor dem Landgericht München I läuft außerdem seit Dezember 2022 ein Strafprozess gegen den früheren Wirecard-Chef Markus Braun und zwei weitere frühere Manager. © AFP
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