Während aus Berg-Karabach Tausende Menschen fliehen, kommt es in der Konfliktregion nach einer Explosion in einem Treibstofflager zu einer Katastrophe. Die Opferzahlen sind hoch: Bisher gab es 68 Tote, 105 Menschen werden noch vermisst.

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Nach der Explosion eines Treibstofflagers in Berg-Karabach ist die Zahl der Todesopfer auf mindestens 68 gestiegen. Wie die Regierung der selbsternannten Republik am Dienstag mitteilte, wurden zudem 290 Menschen verletzt, 105 werden noch vermisst. Eine frühere Bilanz war von 20 Toten und 280 Verletzten ausgegangen. Das Treibstofflager, an dem sich viele Menschen mit Treibstoff für ihre Flucht nach Armenien eingedeckt hatten, war am Montagabend explodiert.

Nach der erfolgreichen Militäroffensive Aserbaidschans in der historisch umkämpften Kaukasus-Region befinden sich dort tausende Menschen auf der Flucht.

Armeniens Gesundheitsministerium hatte nach der Explosion ein Ärzteteam per Hubschrauber in die Gebietshauptstadt Stepanakert gesandt. Die aserbaidschanische Präsidentschaft erklärte, Baku habe Medikamente für die Verletzten geschickt und einen Korridor für Helfer des Roten Kreuzes geöffnet. Die Behandlung der Verletzten wird durch den Mangel an Medikamenten erschwert, der während einer neunmonatigen Blockade der Region durch Aserbaidschan entstanden war.

Unklarheit über Ursache der Explosion in Berg-Karabach

Bis Dienstagfrüh seien sieben ins Krankenhaus eingelieferte Personen gestorben, teilte das Gesundheitsministerium weiter mit. Zudem seien 13 Tote am Unglücksort geborgen worden. Dutzende Verletzte schwebten in Lebensgefahr. Zunächst blieb unklar, was die Katastrophe in der mehrheitlich von Armeniern bewohnten Region auslöste, die in der vergangenen Woche von Aserbaidschan angegriffen und besiegt wurde.

Die Behörden hatten nach der Explosion zunächst von mindestens 200 Verletzten gesprochen. Auf Fotos in sozialen Netzwerken waren große Flammen zu sehen. Die Politikerin Metakse Akopjan erklärte, an dem Lager hätten zum Zeitpunkt des Unglücks viele Menschen für Benzin angestanden, weil sie mit Autos vor den Aserbaidschanern nach Armenien fliehen wollten. Das Menschenrechtsbüro der Region appellierte an die Weltgemeinschaft, dass es dringend notwendig sei, insbesondere schwer verletzte Menschen zur Behandlung auszufliegen. "Die medizinischen Kapazitäten Berg-Karabachs sind nicht ausreichend, um die Leben der Menschen zu retten", hieß es in der Mitteilung auf der früher als Twitter bekannten Plattform X.

Humanitäre Lage in Berg-Karabach ist katastrophal

Die humanitäre Lage in Berg-Karabach, das seit langem zwischen den beiden verfeindeten Ex-Sowjetrepubliken Armenien und Aserbaidschan umkämpft ist, ist ohnehin katastrophal. Seit Monaten blockieren Aserbaidschaner die einzige armenische Zufahrtsstraße, weshalb Lebensmittel, Medikamente und Benzin in der Region knapp sind.

Am vergangenen Dienstag dann startete das autoritär geführte Aserbaidschan eine Militäroperation zur Eroberung Berg-Karabachs. Nur einen Tag später ergaben sich die unterlegenen Karabach-Armenier. Während der kurzen Kämpfe starben armenischen Angaben zufolge mehr als 200 Menschen, mehr als 400 weitere wurden demnach verletzt. Die Zehntausenden armenischen Zivilisten in der Region fürchten nun, vertrieben oder von den neuen aserbaidschanischen Machthabern unterdrückt zu werden.

Die Zahl der Flüchtlinge, die ins Mutterland Armenien ausgereist sind, ist bis Dienstagfrüh auf über 13.500 Menschen angestiegen. Die Regierung in Eriwan hat den Flüchtlingen Unterkünfte versprochen. Im Land selbst gibt es schwere Proteste gegen die Regierung, die sich nach Ansicht der Demonstranten zu wenig für die Karabach-Armenier eingesetzt hat. (dpa/AFP/tas)

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