Zwei Wochen nach dem Feuer in Solingen, bei dem eine vierköpfige Familie starb, haben die Ermittler einen Verdächtigen ermittelt. Er soll zudem versucht haben, einen weiteren Menschen umzubringen.
Zwei Wochen nach dem verheerenden Feuer mit vier Toten in Solingen hat die Polizei einen Verdächtigen ermittelt. Er steht unter dem Verdacht des vierfachen Mordes, wie die Ermittler am Mittwoch in Wuppertal mitteilten. Der 39-Jährige soll zwei Wochen später erneut versucht haben, einen Menschen umzubringen, indem er einen Mann mit einer Machete angegriffen und lebensgefährlich verletzt haben soll. Deswegen sei gegen ihn bereits Haftbefehl wegen versuchten Totschlags erlassen worden.
Als die Ermittler nach der Macheten-Attacke seine Wohnung durchsuchten, stießen sie auf belastendes Material im Fall des Vierfachmordes. Bei dem 39-Jährigen soll es sich um einen ehemaligen Mieter im Hinterhaus des Brandhauses handeln, dem wegen Mietschulden gekündigt worden war.
Er sei von Überwachungskameras in Tatortnähe zur Tatzeit gefilmt worden und habe dabei ein auffälliges Verhalten gezeigt. Auf die Spur des Beschuldigten kamen die Ermittler durch die Auswertung der Kameras sowie Aussagen der Vermieterin. Bei einem Abgleich habe festgestellt werden können, dass es sich bei dem ehemaligen Mieter und dem Menschen aus den Aufnahmen um denselben Mann handelte.
Spuren von Brandbeschleuniger entdeckt
Noch während der Vorbereitung einer Hausdurchsuchung bei dem Beschuldigten habe sich am Montag die zweite Tat ereignet. Zudem habe das Opfer des Machetenangriffs den Namen des Beschuldigten nennen können. Sachverständige hatten Spuren von Brandbeschleuniger im hölzernen Treppenhaus entdeckt.
Eine aus Bulgarien stammende Familie, die im Dachgeschoss wohnte, hatte sich nicht mehr retten können. Die 28 und 29 Jahre alten Eltern und zwei Mädchen im Alter von drei Jahren sowie wenigen Monaten kamen ums Leben. Der Ausgangsort des Brands habe laut den Ermittlern im Treppenhaus gelegen. Von dort habe sich das Feuer in wenigen Minuten bis zum Dach ausgebreitet.
Verdächtiger war bereits polizeibekannt
Der 39-Jährige war schon vorher wegen kleinerer Delikte polizeilich in Erscheinung getreten. Der Mann sei früher bereits wegen Unterschlagung und Diebstahl geringwertiger Sachen aufgefallen, sagte der Wuppertaler Staatsanwalt Heribert Kaune-Gebhardt am Mittwoch.
Beim lebensgefährlichen Macheten-Angriff auf einen 44-Jährigen in dessen Wohnung am vergangenen Montag soll nach Angaben des Beschuldigten ein missglücktes Drogengeschäft der Auslöser sein. Für die Brandstiftung vor gut zwei Wochen, der die vierköpfige Familie aus Bulgarien zum Opfer gefallen war, gebe es Hinweise auf "ein Tatmotiv im persönlichen Bereich", nämlich eine Streitigkeit mit seiner Vermieterin. Die bisherigen Ermittlungen und auch die Wohnungsdurchsuchung bei dem Beschuldigten hätten aber keine Erkenntnisse "auf ein etwaig vorhandenes fremdenfeindliches Motiv ergeben".
"Der Brandanschlag hat schlimme Erinnerungen an Solingen 1993 und Verunsicherung hervorgerufen", sagte Polizeipräsident Markus Röhrl. Dass nach rund zwei Wochen ein Ermittlungserfolg gelungen sei, sei befreiend. Am 29. Mai 1993 hatten vier Rechtsextreme das Haus einer türkischen Familie in Solingen in Brand gesetzt. Bei dem fremdenfeindlichen Angriff wurden fünf Mädchen und Frauen getötet. (dpa/AFP/tas)
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