Nach dem Tod der neunjährigen Valeriia im Wald bei Döbeln sind viele Menschen erschüttert. Wer tut einem Kind so etwas an? Die Mordkommission sucht nach einem Täter – offensichtlich auch im Ausland.
Wer hat die neunjährige Valeriia im Wald bei Döbeln getötet? Nach dem Fund ihrer Leiche im Unterholz sucht die Mordkommission nach dem Täter. Dazu wurden am Donnerstag weiter Spuren gesucht, Zeugen vernommen und Aussagen ausgewertet, sagte Oberstaatsanwältin Ingrid Burghart am Donnerstag.
Zu genaueren Ermittlungsansätzen wollte sie nichts sagen, ebenso zur Todesursache – wegen möglichen Täterwissens. "Wir haben Thesen zum Motiv", sagte Burghart. "Deshalb suchen wir ja auch im engeren sozialen Umfeld. Aber ich kann im Moment nichts dazu sagen." Die Ermittler gehen davon aus, dass das Kind nicht sexuell missbraucht wurde. "Das Mädchen war bekleidet."
Nach Recherchen der "Bild" haben die Ermittler einen Ex-Freund von Valeriias Mutter im Visier. Er soll sich in Tschechien aufhalten. Er habe die Mutter am Vormittag von Valeriias Verschwinden kontaktiert, so "Bild". Sein Handy soll in einer Funkzelle in Döbeln eingeloggt gewesen und er von der Überwachungskamera eines Nachbarhauses gefilmt worden sein. Die Staatsanwaltschaft Chemnitz wollte sich auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur dazu nicht äußern.
Fall der getöteten Valeriia: Zusammenarbeit mit tschechischen Ermittlern
"Wir können bestätigen, dass wir von unseren deutschen Kollegen angesprochen worden sind und mit ihnen bei diesem Fall intensiv zusammenarbeiten", sagte Oberkommissarin Violeta Siristova vom Polizeipräsidium der Tschechischen Republik in Prag. "Aus verständlichen Gründen werden wir nicht angeben wollen, um welche konkrete Form der Zusammenarbeit es sich handelt, aber wir widmen uns dem Fall mit maximalem Einsatz."
Das Verbrechen an der kleinen Valeriia hat viele Menschen an ihrem rund 24.000 Einwohner zählenden Wohnort erschüttert. Viele haben in der Nähe der Wohnung des Kindes Kerzen, Plüschtiere, Bilder, Engelsfiguren und Blumen niedergelegt, um ihre Trauer und Fassungslosigkeit auszudrücken. "Warum hat man dir das angetan?", ist auf einem Zettel zu lesen. "Du hattest noch so viel vor dir." Die Stadt Döbeln hat das am Wochenende geplante Stadtfest abgesagt und lädt für Freitagabend ein, gemeinsam auf dem Obermarkt des Mädchens zu gedenken.
Auch an der Schule wird mit der Tatsache gerungen, dass die Neunjährige so jäh aus dem Leben gerissen wurde und nicht mehr auf ihren Platz zurückkehrt. Zehn Schulpsychologen seien am Donnerstag seit 7:00 Uhr an der Grund- und der Oberschule, informierte das Landesamt für Schule und Bildung. Sie kämen je nach Bedarf in den Klassen zum Einsatz. Zudem stimmten sich Lehrer, Schulleitung und Schulreferentin über die konkrete Form des Trauerns und Gedenkens ab. Geplant sei etwa eine Trauerecke in der Schule einzurichten.
Valeriia wurde seit dem 3. Juni vermisst. Nach tagelanger Suche war am Dienstag eine Leiche in einem Wald gefunden worden. Polizei und Staatsanwaltschaft hatten am Mittwoch informiert, dass es sich dabei um das Kind handelt. Es ist Opfer eines Verbrechens geworden. Ermittelt wird wegen Totschlags und Mords. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Fundort der Leiche auch der Tatort ist.
Arbeit der Polizei wirft Fragen auf
Fragen wirft nach wie vor auf, warum die Polizei erst so spät in dem Areal suchte. Eine Zeugin hatte am Tag von Valeriias Verschwinden am Stadtrand Schreie gehört und später der Polizei davon berichtet. Den Ermittlern zufolge hatte dies aber zunächst nicht genauer eingegrenzt werden können und sei zu unspezifisch gewesen. Erst als die Familie selbst später der Polizei mitteilte, dass sie öfter in dem Wald an den Knollensteinen gewesen sei, war die Suche dorthin ausgedehnt worden.
Geprüft wird von der Staatsanwaltschaft auch ein mögliches Fehlverhalten seitens der Schule. Die hatte Valeriias Mutter nicht wie vorgeschrieben kontaktiert, als das Kind am Montag voriger Woche nicht zur Schule kam, sodass ihr Verschwinden erst viele Stunden später auffiel. Dazu werde ein Bericht des Landesamtes für Schule und Bildung abgewartet und dann entschieden, ob ein Anfangsverdacht für strafrechtliches Handeln vorliege, hieß es. Im Raum stehe eine mögliche Verletzung der Fürsorge- und Aufsichtspflicht. Die Behörde hatte das Versäumnis der Schule bereits eingeräumt und geht dem Fehlverhalten nach. Den Angaben zufolge könnte das arbeitsrechtliche Schritte nach sich ziehen. (dpa/tas)
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