Beim Angriff auf eine Synagoge und einen Döner-Imbiss hat ein mutmaßlicher Rechtsextremist in Halle/Saale zwei Menschen erschossen. Viele Fragen zu der Gewalttat sind noch ungeklärt.

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WAS WIR WISSEN:

- Bei einem antisemitischen Angriff sind zwei Menschen in Halle/Saale erschossen worden. Außerdem wurden nach Angaben von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) mehrere Menschen verletzt. Ein rechtsextremistisches Motiv sei sehr wahrscheinlich. Die aktuelle Erkenntnislage erlaube es aber noch nicht, die Tat abschließend einzuordnen.

- Ein schwer bewaffneter Täter hatte am Mittag versucht, in die Synagoge in Halle einzudringen. Er scheiterte jedoch. Er legte bei dem Angriff nach Informationen aus Sicherheitskreisen auch selbstgebastelte Sprengsätze vor der Synagoge ab. Es seien mehrere Schüsse gefallen. In dem Gotteshaus feierten zu dem Zeitpunkt Dutzende Menschen den höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur.

- Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Halle, Max Privorozki, sagte, über die Kamera der Synagoge sei zu sehen gewesen, wie der Täter mit Stahlhelm und Gewehr versucht habe, die Türen aufzuschießen. Außerdem hätten der oder die Täter versucht, das Tor des benachbarten jüdischen Friedhofs aufzuschießen, sagte Privorozki der "Stuttgarter Zeitung" und den "Stuttgarter Nachrichten" (Donnerstag).

Täter in einem Kampfanzug

- Ein Todesopfer wurde auf einer Straße in der Nähe der Synagoge in der Innenstadt gefunden. Die Frau wurde nach dpa-Informationen vor dem jüdischen Gotteshaus von den tödlichen Schüssen getroffen. Außerdem habe es einen männlichen Toten im oder an einem Döner-Imbiss gegeben. Nach Augenzeugenberichten soll ein Mann in einem Kampfanzug mit einem Gewehr in den Döner-Laden geschossen und einen Besucher getötet haben. Der Imbiss befindet sich rund 600 Meter entfernt von der Synagoge.

- Auch im rund 15 Kilometer entfernten Landsberg gab es Polizeiangaben zufolge Schüsse.

- Im Universitätsklinikum Halle werden Angaben eines Sprechers zufolge zwei Verletzte behandelt. Dabei handele es sich um einen Mann und eine Frau. Beide hätten Schussverletzungen, seien aber außer Lebensgefahr.

Alles deutet auf Einzeltäter hin

- Bei dem mutmaßlichen Täter soll es sich nach dpa-Informationen um den 27 Jahre alten Stephan B. handeln. Es soll deutscher Staatsangehöriger sein. Der Mann war den Behörden ersten Informationen zufolge bisher nicht als Teil der rechtsextremen Szene in Sachsen-Anhalt aufgefallen.

- Nach dpa-Informationen deutet alles auf einen Einzeltäter hin. Er wurde am frühen Nachmittag festgenommen. Die Polizei hatte zuvor mitgeteilt, mehrere bewaffnete Täter seien mit einem Auto auf der Flucht. Medien hatten Fotos und Videos veröffentlicht, die aber nur einen maskierten Schützen zeigten. Auch Augenzeugen sprachen nur von einem Täter.

- Die Bundesanwaltschaft hat die Ermittlungen übernommen. Sie ermittelt wegen Mordes von besonderer Bedeutung.

- Die Stadt Halle sprach am Nachmittag von einer "Amoklage". Erst am Abend gegen 18.15 Uhr hob die Polizei ihre Warnung vor einer akuten Gefährdungslage für die Bevölkerung auf.

WAS WIR NICHT WISSEN:

- Der mutmaßliche Täter der Angriffe in Halle/Saale soll in den sozialen Netzwerken ein Bekennervideo hochgeladen haben. Das insgesamt knapp 36 Minuten lange Video liegt dpa vor. Bis zum Abend gab es keine Bestätigung der Behörden dafür, dass es sich bei dem Mann im Video um den Attentäter handelt. Zu sehen ist ein junger Mann mit kahlem Schädel in Kampfmontur.

- In dem am Mittwoch verbreiteten Video ist zu sehen, wie offensichtlich in der Innenstadt von Halle geschossen wird. Unter anderem wird gezeigt, wie in einem Döner-Imbiss mehrfach auf einen Mann geschossen wird, der hinter einem Kühlschrank liegt. Die Aufnahmen stammen wohl von einer an einem Helm befestigten Kamera.

- Die genaue Zahl der Opfer ist nicht bekannt, ebenso wie die Identität der Getöteten und der Verletzten.

- Ob die vor der Synagoge getötete Frau und der beim Döner-Imbiss erschossene Mann zufällig zu Opfern wurden oder vom Täter gezielt angegriffen wurden, ist noch unklar.

- Zu den Umständen der Flucht und der Festnahme des mutmaßlichen Täters gab es zunächst keine offiziellen Angaben. Offen blieb zunächst auch, wie der Täter zu seinen Waffen kam.

- Im etwa 15 Kilometer von Halle entfernten Landsberg (Saalekreis) haben am Mittwochabend Polizisten Häuser durchsucht. Im Ortsteil Wiedersdorf waren ebenfalls Schüsse gefallen, wie eine Sprecherin der Polizei Halle der dpa bestätigte. Zu den näheren Umständen des Vorfalls wollte sie zunächst nichts sagen. (dpa/fra)

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