Die nordrhein-westfälische Landesregierung hat die Räumungsarbeiten im Hambacher Forst nach dem Tod eines Journalisten "bis auf weiteres" ausgesetzt.

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Nach dem Tod eines Journalisten im Hambacher Forst setzt die Landesregierung die Räumungsarbeiten vorerst aus. "Wir können jetzt nicht einfach so weitermachen", sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) am Mittwoch in Düsseldorf.

Zuvor war während der großen Räumungsaktion ein Journalist abgestürzt und hat tödliche Verletzungen erlitten. Das sagte am Mittwoch ein Polizeisprecher vor Ort.

Der Mann war durch eine Hängebrücke gebrochen und etwa 15 Meter in die Tiefe gestürzt. Alle Arbeiten zur Räumung im Hambacher Forst seien sofort eingestellt worden.

Bei dem Toten handele sich um einen jungen Journalisten, der seit Längerem das Leben der Aktivisten in den Baumhäusern dokumentierte, sagte der Polizeisprecher. Rettungs- und Polizeikräfte hätten Erste Hilfe geleistet, hätten den Mann aber nicht mehr retten können.

Der Polizeisprecher betonte: Zur Zeit des Unglücks "fanden keine polizeilichen Maßnahmen in der Nähe der Unglücksstelle und am genannten Baumhaus statt".

Darum dreht sich der Protest

Am vergangenen Donnerstag haben die Behörden mit einem massiven Polizeiaufgebot begonnen, die Baumhäuser der Umweltaktivisten zu räumen und abzubauen. Die meisten Bauten waren bereits innerhalb der ersten Tage geräumt.

Umweltschützer protestieren im Hambacher Forst zwischen Köln und Aachen seit Jahren dagegen, dass der Energiekonzern RWE im Herbst weite Teile des Forstes abholzen und die Braunkohleförderung fortsetzen will. In bis zu 25 Metern Höhe hatten sie rund 55 Baumhäuser errichtet und halten den Wald damit seit sechs Jahren besetzt.

Aus Sicht von RWE ist die Abholzung des Hambacher Forsts unvermeidbar, um die Stromproduktion in den Braunkohlekraftwerken zu sichern. Vor Beginn der Kohleförderung war der Wald 4.100 Hektar groß; nach Angaben des Tagebau-Betreibers RWE Power wurden bislang 3.900 Hektar für den Kohleabbau gerodet, nun soll noch einmal gut die Hälfte des verbliebenen Waldes abgeholzt werden.

Der Wald hat nach Angaben des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) eine 12.000 Jahre lange Geschichte. Es gibt dort Vorkommen streng geschützter Arten wie Bechsteinfledermaus, Springfrosch und Haselmaus. Der Protest vor Ort richtet sich auch gegen den Abbau von Braunkohle allgemein. (mg/cai/dpa)

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